Witten. Auch Wittens Haltestellen werden moderner: Die Bogestra installiert digitale Anzeigesysteme an einigen Standorten. Was das den Fahrgästen bringt.
Was es in Bochum und Gelsenkirchen längst gibt, ist jetzt auch in Witten zu finden: Die Bogestra hat damit begonnen, neue digitale Anzeigesysteme an ausgewählten Haltestellen zu installieren. Der Vorteil für die Fahrgäste liegt auf der Hand: Sie müssen nicht mehr auf den Aushang auf Papier schauen, sondern bekommen in Echtzeit geliefert, wann und wohin beispielsweise die 309 oder die 310 fahren.
Ganz unten können außerdem Lauftexte eingeblendet werden, die darauf hinweisen, dass nach wie vor Maskenpflicht in Bus und Bahn herrscht. An dieser Stelle ist es außerdem möglich, den Kunden mitzuteilen, wenn eine Linie ausfällt – z. B. wegen Eis und Schnee. Am Mast befindet sich zudem ein kleiner, leuchtend gelber Kasten mit einem Knopf: Den können sehbehinderte Menschen drücken, um sich die aktuellen Auskünfte vorlesen zu lassen.
Mitte August sollen alle 31 digitalen Anzeiger in Witten stehen
Die ersten Displays wurden Ende letzter Woche montiert, bis Mitte August sollen alle 31 Anzeiger aufgestellt sein, so Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann. Längst nicht alle der insgesamt rund 450 Haltestellen in der Ruhrstadt werden also mit den so genannten DFI-Light-Anzeigern ausgerüstet, wobei DFI für „Dynamische Fahrgastinformation“ steht.
Zunächst wurden nur zwölf Standorte ausgewählt und zwar solche, „die an wichtigen Einrichtungen liegen, sich in Quartierszentren sowie an fahrgaststarken und strategischen Punkten des ÖPNV-Netzes befinden“ – also etwa Bahnhofstraße und Marien-Hospital, aber auch Bommern-Mitte und Heven-Dorf. Teilweise werden an einer Haltestelle, wenn dort besonders viele ein- und aussteigen, bis zu fünf Anzeiger stehen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass nach und nach auch andere Haltestellen entsprechend nachgerüstet werden, wenn genug Geld da sei, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.
Bogestra hat 30 Prozent ihrer Kunden durch Corona verloren
Pro Mast fallen rund 5000 Euro an. Betrieben werden die Anzeigen mit Batterien, die ungefähr alle zwei Jahre ausgetauscht werden müssen. Am ZOB neben dem Wittener Hauptbahnhof wurde bereits 2014 eine zentrale elektronische Tafel errichtet, auf der alle Linien angezeigt werden. Einzelne Anzeigen für jeden Bussteig, wie es sie etwa am ZOB in Hattingen gibt, seien auf einer Fläche dieser Größe nicht nötig, erklärt Bogestra-Vorstand Jörg Filter. Diesbezüglich habe es auch noch keine Beschwerden von Fahrgästen gegeben.
Und um die muss sich die Bogestra, die 30 Prozent ihrer Verkehrsleistung in Witten erbringt, intensiv bemühen. „15.000 von insgesamt 110.000 Abo-Kunden sind uns wegen Corona verloren gegangen“, so Jörg Filter. Das bedeute einen Fahrgastrückgang von rund 30 Prozent.
Bogestra-Chef: Jedes bisschen Qualität hilft
„Jedes bisschen Qualität hilft, Kunden zurückzubringen“, sagt er mit Blick auf die neuen Displays und Niederflurbahnen – von Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit einmal ganz abgesehen. Seit Juni gehe es langsam aufwärts. „Doch bis wir bei dem Vor-Corona-Niveau sind, wird es zwei bis drei Jahre dauern“, schätzt der Bogestra-Chef. Zu viele Kunden hätten nach der langen Phase im Homeoffice ihr Mobilitätsverhalten verändert.
Die zwölf „Modernen“
Folgende Haltestellen rüstet die Bogestra digital auf: Bahnhofstraße, Berliner Straße, Bommern-Mitte, Crengeldanz, Herbede-Mitte, Heven-Dorf, Husemannstraße, Marien-Hospital, Saalbau, Steinberg, Witten-Annen, Rathaus.Zwei dieser Haltestellen sind Straßenbahnhaltestellen, fünf sind Bushaltestellen und fünf werden von Bus und Bahn angefahren.
Die älteren Herrschaften, die an der Haltestelle Rathaus oben an der Bahnhofstraße sitzen, haben noch gar nicht gemerkt, welch digitale Neuerung da neben ihnen steht. „Dafür brauche ich doch ein Handy“, mutmaßt der Mann mit skeptischem Blick. Nein, braucht er nicht. Dass er aber sofort sehen kann, dass die 310 in vier Minuten kommt, das findet er gut.