Witten. In Wittens City sollte eine Waldorf-Kita ziehen. Die Planungen laufen seit Monaten. Nun soll die Stadt mit einem anderen Träger im Gespräch sein.

Eigentlich schien alles in trockenen Tüchern: In das Krügerhaus an der Bahnhofstraße in Witten sollte eine Waldorfkita einziehen. Die Politik stand hinter dem Projekt, ebenso der Besitzer des Gebäudes. Und auch das Landesjugendamt hatte dem Trägerverein Kita Annener Berg bereits die Förderung in Aussicht gestellt. Doch nun wackeln die Pläne. Plötzlich soll auch ein neuer Träger im Spiel sein.

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Wie berichtet sieht es nun allerdings so aus, als wolle die Stadt von der Kindertagesstätte in der ehemaligen Buchhandlung abrücken. Warum, ist bislang nicht klar. Die Grünen möchten nun schnellstmöglich Klarheit und haben eine Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses beantragt.

Gebäude soll einem anderen potenziellen Mieter angeboten worden sein

„Der Ausschuss hat die Verwaltung beauftragt, dort eine Kita zu errichten“, sagt Ratsmitglied Lilo Dannert. Nun wolle man plötzlich nicht mehr daran festhalten – ohne die Politik darüber zu informieren. „Das geht so nicht“, ärgert sich die Grünen-Politikerin.

Bürgermeister Lars König betont, dass es sich bei dem Beschluss lediglich um einen Prüfauftrag gehandelt habe, es gebe noch keine politische Entscheidung über die Kita. Sobald das Ergebnis der Prüfung abschließend vorliege, werde man es dem Fachausschuss vorlegen. Weitere Auskünfte möchte er daher auch nicht geben.

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Nach Informationen unserer Redaktion soll das derzeit leerstehende Gebäude aber bereits einem anderen potenziellen Mieter angeboten worden sein. Auch soll die Verwaltung Zweifel an der Zuverlässigkeit des Trägers hegen. Ein weiterer Knackpunkt ist wohl das zukünftige Außengelände der Kita. Für dieses sind rund 900 Quadratmeter im Breddegarten vorgesehen. Das Problem: Hier befinden sich von der Stadt verpachtete Kleingärten. Bislang sind diese nicht gekündigt worden.

Außenfläche für Kita im Breddegarten ist wichtig für das Projekt

Doch eben jene Außenfläche im Breddegarten sei „projektkritisch“, sagt Johannes Wiek, der als Vorsitzender des Trägervereins maßgeblich an den Planungen für die Innenstadt-Kita beteiligt war. Denn ohne Außenbereich würde die Kita die Auflagen des Landesjugendamtes nicht erfüllen. Die Stadt selbst habe die Fläche ins Spiel gebracht, so Wiek. „Und man hat uns gesagt, dass das Gelände gekündigt wird, damit es uns zur Verfügung steht.“ Darüber, dass dies nun nicht geschehen ist, sei er nicht informiert worden.

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Seit rund eineinhalb Jahren arbeite der Verein sehr eng mit der Stadt zusammen, betont der 49-Jährige. In einem letzten Gespräch Mitte Juni habe man alle noch ausstehenden Fragen beantwortet und entsprechende Unterlagen eingereicht. Nun wünscht sich der Träger, der bereits die Waldorfkita am Annener Berg verantwortet, „einfach Klarheit“. „Denn wir haben so viel Zeit, Herzblut und auch Geld hinein gesteckt“, sagt Wiek. „Das Projekt war doch gewollt.“

Anderer Träger kommt ins Spiel

Kita könnte Innenstadt beleben

700 Jungen und Mädchen stehen derzeit noch auf der Warteliste für einen Kita-Platz für August. 85 von ihnen stuft die Stadt als „nachgewiesen dringliche Fälle“ ein. Diese sind vor allem in der Innenstadt, in Annen, Heven und Herbede zuhause.

„Wir brauchen viele, viele Kita-Plätze in der Innenstadt“, sagt Grünen-Ratsfrau Lilo Dannert. Und auch die City würde profitieren. „Eltern, die ihre Kinder dort in die Kita bringen, beleben doch die Innenstadt, gehen einkaufen. Das wäre ideal.“ Zudem würden ihrer Meinung nach viele Eltern aus der Innenstadt kein Auto besitzen und ihre Kinder gerne zu Fuß oder mit dem Rad zur Betreuung bringen.

Das bestätigt auch Christoph Malz, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. „Wir waren angetan von der Lösung“, sagt der Sozialdemokrat. Eine Kita an der Bahnhofstraße hätte einen gewissen Charme gehabt, auch für die umliegenden Geschäftsleute. Und: „Der Bedarf an Plätzen in der Innenstadt ist da“, betont Malz.

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Seitens der Verwaltung soll es nun aber Signale geben, dass eine andere Lösung unmittelbar bevorstehe. Sprich, dass ein anderer Träger an einem anderen Standort in der City eine Kita eröffnen wird.

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Das macht Johannes Wiek fassungslos. „Seit wann ist dieser andere Träger im Spiel? Und warum wird er bevorzugt, wenn wir doch schon so lange mit der Stadt zusammenarbeiten? So kann man doch nicht mit uns umgehen.“