Witten. Die Delta-Mutation aus Indien ist nun auch in Witten aufgetaucht. Drei Fälle sind es bisher. Die Amtsärztin rechnet mit einem Anstieg der Zahlen.
Die Delta-Variante des Coronavirus ist auch im EN-Kreis angekommen. Schon am 26. Mai wurde die aus Indien stammenden Mutation hier erstmalig nachgewiesen. Inzwischen sind es zehn Infektionen in den kreisangehörigen Städten, drei davon in Witten.
Bei einer Überprüfung von Abstrichen auf bestimmte Merkmale der hochansteckenden Variante sei dies herausgekommen, sagt Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein. Eine komplette Sequenzierung der Proben laufe noch, also eine Entschlüsselung des Erbguts. Man rechnet im Gesundheitsamt aber mit einer Bestätigung.
Delta-Variante bisher nur in Einzelfällen im EN-Kreis und Witten nachgewiesen
Die Delta-Variante ist deutschlandweit auf dem Vormarsch. Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist ihr Anteil binnen einer Woche deutlich gestiegen. Ende Mai lag der Anteil bei 3,7 Prozent der Fälle, in der ersten Juniwoche dann schon bei 6,2 Prozent. Neuere Daten gibt es noch nicht.
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Im Kreis waren die bisherigen Infektionen mit der gefürchteten Delta-Variante, die gerade in Großbritannien die Ansteckungszahlen wieder in die Höhe schießen lässt, aber Einzelfälle. Teils wurde das Virus auch innerhalb der Familie weitergegeben. „Einen Ausbruch in einer Einrichtung hatten wir zum Glück noch nicht“, so Klinke-Rehbein.
Delta-Variante ist leichter übertragbar
Die Variante ist nach bisherigen Erkenntnissen leichter übertragbar und auch infektiöser als seine Vorgänger. „Und sie scheint krankmachender zu sein“, so die Amtsärztin. Von den zehn im Kreis infizierten Personen mussten zwei stationär im Krankenhaus behandelt werden. Ob das Zufall ist oder die Gefährlichkeit der Mutation unterstreicht, lasse sich nicht sagen.
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In Anbetracht der derzeit aber insgesamt sehr niedrigen Ansteckungsrate – die Inzidenz lag am Freitag bei 10,8 – blickt man in Schwelm relativ entspannt auf die Lage. Man beobachte die Entwicklung natürlich gründlich. Klinke-Rehbein: „Nach 16 Monaten Pandemie und verschiedenen Wellen muss man aber auch mal einen Moment durchatmen.“ Und das könne man jetzt. „Aber wir dürfen auch nicht nachlassen. Das Virus ist nicht weg.“
Gesundheitsamt rät Schülern weiterhin zum Tragen von Masken
Jeder solle sich auch – gerade angesichts der zahlreichen Lockerungen – die allgemeinen Regeln wie Abstand halten und regelmäßiges Händewaschen ins Gedächtnis rufen. Schülern rät die Medizinerin auch angesichts der Entwicklung rund um die Delta-Variante weiterhin das Tragen von Masken im Außenbereich bis zum Beginn der Sommerferien – auch wenn das ab Montag nicht mehr vorgeschrieben ist.
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Denn ohne Maske könnten die Kinder und Jugendlichen sonst Gefahr laufen, bei einer Infektion in der Schule kurz vor Urlaubsbeginn in Quarantäne geschickt zu werden. Auch bestehe das Risiko, im Urlaub zu erkranken oder das Virus weiterzuverbreiten.
Delta-Mutante kann den Impfschutz aushebeln
Wer Kontakt mit einer Person hatte, die mit der Delta-Variante infiziert ist, muss selbst dann 14 Tage in Quarantäne, wenn er bereits vollständig geimpft oder genesen ist. Auch ein früheres „Freitesten“ mit negativem PCR-Test ist nicht möglich. Gegen die Delta-Mutante helfen die bisherigen Impfstoffe offenbar weniger als gegen die anderen Varianten. Das gilt insbesondere für Menschen, die bisher nur eine Impfdosis erhalten haben. Auch ist Astrazeneca laut Weltgesundheitsorganisation weniger wirksam gegen die Delta-Variante als etwa das Vakzin von Biontech. Bei vollständiger Impfung mit einem MRNA-Wirkstoff betrage der Schutz vor einem symptomatischem Verlauf aber noch 88 Prozent, so Klinke-Rehbein.
In den nächsten Monaten rechnet die Medizinerin wieder mit einem Anstieg der Corona-Fälle. „Die Ferien entlasten die Schulen, aber Reisen könnten die Entwicklung befeuern.“ Eine vierte Welle könnte kommen, so Rehbein. Wie diese aussehen wird, sei aber ungewiss – gerade weil viele Menschen geimpft sind. Schon 175.000 Bürger haben mindestens eine Spritze erhalten, knapp 110.000 haben den vollständigen Impfschutz.