Witten. Die Gastgeber von Schloss Steinhausen in Witten haben harte Monate hinter sich. Mit einer Veilchenhochzeit öffnen sie ihren Betrieb wieder.

Am 30. Oktober im vergangenen Jahr haben sie ihre letzten Hochzeitsgäste bewirtet, dann mussten sie ihr Haus schließen. Der zweite Shutdown. Nach siebeneinhalb Monaten findet am Samstag (12.6.) auf Schloss Steinhausen wieder das erste Fest statt. „Eine Veilchenhochzeit mit 22 Gästen. Die Gastgeber sind 13 Jahre verheiratet“, sagt Gastronomin Martina Kobbeloer. Bommerns weit über Wittens Stadtgrenzen hinaus bekannte „Feier-Location“ im Grünen erwacht zu neuem Leben.

Zum Anwesen gehört eine kleine Kapelle

Auf Schloss Steinhausen gibt es ein Kaminzimmer für standesamtliche Trauungen. Zum Anwesen gehört auch eine Kapelle. Im Schlosspark befindet sich eine Dauerausstellung von Shona-Skulpturen aus Simbabwe, die man kaufen kann. Stücke aus der Galerie Shona-Art haben es in den Westfalenpark und den Kölner Zoo geschafft.

Noch wird geputzt, das eingestaubte Geschirr gespült, dann kann es endlich wieder losgehen. Martina und Ulrich Kobbeloer sind im September seit 20 Jahren Pächter von Schloss Steinhausen. Die letzten Monate des „Berufsverbots“, wie der Gastronom es nennt, haben ihnen zugesetzt. Mitte April sahen die Eheleute ihre berufliche_Existenz bedroht, sollten die Corona-Zahlen nicht sinken. Zum Glück kam es anders.

Noch in dieser Woche wurde eine für Oktober geplante Hochzeitsfeier abgesagt

Schloss Steinhausen ist eine Adresse für stimmungsvolle Feiern.   Kobbeloers, die Gastgeber, haben in 20 Jahren schon unzählige Hochzeitspaare willkommen geheißen.
Schloss Steinhausen ist eine Adresse für stimmungsvolle Feiern. Kobbeloers, die Gastgeber, haben in 20 Jahren schon unzählige Hochzeitspaare willkommen geheißen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die acht festangestellte Mitarbeiter werden wohl trotzdem noch bis Ende des Jahres in der Kurzarbeit sein. „Sie können so viel arbeiten, wie wir sie brauchen“, sagt die Chefin, die glaubt, dass sie mit ihrem Team erst im Frühjahr 2022 wieder voll durchstarten kann. Denn bislang seien die Leute noch sehr zurückhaltend - trotz stark gesunkener Corona-Zahlen. „75 Prozent der sonst bei uns üblichen Feierlichkeiten finden noch nicht statt“ sagt die 58-Jährige. 60 Prozent der gebuchten Termine seien von Gästen nach hinten verschoben worden. 15 Prozent wurden ganz abgesagt, darunter in dieser Woche eine für Oktober auf Steinhausen geplante Hochzeitsfeier.

Martina Kobbeloer vermutet, dass dahinter die Angst stecken könnte, dass die Inzidenzwerte zum Herbst hin doch noch einmal wieder ansteigen könnten. Sie freut sich derzeit über Konfirmations- und Kommunionsfeiern, die von April auf den Juni vertagt worden sind. Auch ein Wittener, der im September 90 Jahre alt wird, möchte seinen besonderen runden Geburtstag nicht sang- und klanglos verstreichen lassen, sondern auf Steinhausen gebührend mit 50 Gästen feiern.

Gastronomin: „Ich wasche die Wäsche für das Restaurant, wir putzen alles selbst“

Sänger Ulrich Kobbeloer (Mi.) vor der Pandemie bei einem Auftritt mit seiner Band „Seasick Fish“. Der 59-jährige Gastronom hat in der Corona-Zeit drei Songs geschrieben.
Sänger Ulrich Kobbeloer (Mi.) vor der Pandemie bei einem Auftritt mit seiner Band „Seasick Fish“. Der 59-jährige Gastronom hat in der Corona-Zeit drei Songs geschrieben. © Unbekannt | M. Kobbeloer

Gegessen wird bei Feierlichkeiten immer im Schloss. Für ihre Räume haben Kobbeloers Luftreinigungsgeräte angeschafft, mobile Raumteiler und kontaktlose Desinfektionsspender. Um in schwierigen Zeiten auch Geld zu sparen, haben sie ihre Kosten gesenkt. „Wir haben keinen Gärtner mehr, ich wasche die Wäsche für das Restaurant, wir putzen alles selbst.“

Die Gastronomen bekommen auch die staatliche Überbrückungshilfe III. Die Hälfte des Geldes ist bereits auf ihrem Konto. In den Monaten, in denen das Schloss geschlossen war, haben sie kein Essen zum Mitnehmen angeboten. „Wir liegen im Außenbereich, für so etwas kommt hier niemand vorbei.“ Martina Kobbeloer schaut mit einem Lächeln im Gesicht nach vorne: „Im nächsten Jahr wird alles wieder gut!“

Ulrich Kobbeloer ist auch Sänger der Wittener Band „Seasick Fish“ („Seekranker Fisch“) und hat in der Corona-Zeit drei Songs geschrieben. Ein Lied mit dem Titel „Zwei verrückte Jahre“ hat er Erfahrungen in Pandemie-Zeiten gewidmet. Das Singen sei sein Ausgleich zum täglichen Leben, sagt der 59-jährige Koch. Seine Frau spielt leidenschaftlich gerne Blockflöte. „Aber das will niemand hören“, meint sie lachend.