Witten. Welche Schule in Witten muss wachsen, welche könnte schließen? Heinfried Habeck überprüft für den neuen Schulentwicklungsplan jede Einrichtung.
Unsere schriftliche Anfrage beantwortet Heinfried Habeck mit einem klaren und deutlichen „NEIN“. Er sei nicht der Bruder des Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck, obwohl dieses Gerücht unter den Wittener Lokalpolitikern bereits die Runde machte. Große Erwartungen hat der Wissenschaftler aus Dortmund trotzdem geweckt. Er wird den neuen Schulentwicklungsplan für Witten schreiben, der bereits Ende 2021 fertig sein soll. Damit gibt Habeck die Marschrichtung vor, wie sich Wittens Schulen in Zukunft entwickeln werden.
Dr. Heinfried Habeck hat am Montag (31. Mai) seinen Vertrag bei der Stadt unterschrieben, sich am Abend im Schulausschuss vorgestellt. Und: einen guten Eindruck hinterlassen. „Uns gefällt, dass Sie einen partnerschaftlichen Ansatz haben“, betont der Ausschussvorsitzende Arnold Evertz (Grüne). Schließlich hatte Habeck mehrfach betont: Den Schulentwicklungsplan möchte er zusammen mit den jeweiligen Schulen entwickeln. Jede einzelne werde er besuchen.
Gebäude in Witten werden nach Prognose zur Schülerzahl geplant
Auch interessant
Der Schulentwicklungsplan soll klären, wie der Bedarf an Räumen und an Betreuung sich für die jeweiligen Schulen und Stadtteile entwickeln wird. Die wichtigste Kenngröße dafür ist die erwartete Zahl der Schülerinnen und Schüler. Anhand Habecks Prognose können der Rat und die Stadtverwaltung die Infrastruktur bereitstellen und erhalten.
Auf den letzten, 2022 auslaufenden Schulentwicklungsplan von 2013, gehen Entscheidungen wie das Aus für die beiden Hauptschulen (Overberg und Freiligrath) zurück. Über ein Jahr lang stritt die Politik über die Zukunft der Hardenstein-Gesamtschule, deren Standort am Stadtrand Wittens infrage gestellt wurde. Die CDU zweifelte damals das Gutachten des Dortmunder Wissenschaftlers Dr. Ernst Rösner als voreingenommen an.
Auch interessant
Für Habeck geht es aber nicht nur um Räume für Unterricht oder Betreuung. „Eine Kommune muss ein Interesse daran haben, dass in ihren Gebäuden Qualität stattfindet“, sagt er. „Je besser Kinder ausgebildet sind, umso besser gelingt ein selbstbestimmtes Leben. Jeder, der nicht in Ausbildung oder Beruf ist, den finanzieren Sie“, betont er in Richtung Wittener Lokalpolitik.
Die Gruppe der Wittener Schüler teile sich in zwei Hälften: Die Gymnasiasten, die sich deutschlandweit verstreuen werden. „Gesamt- und Realschüler bleiben meist vor Ort. Das sind später Ihre Steuerzahler.“ Sprich: Diese Gruppe muss besonders beachtet werden.
Größte Herausforderung: Ganztagsbetreuung
Auch interessant
Eine besondere Herausforderung für die Wittener Schullandschaft sieht er im Thema Ganztagsbetreuung. Es gilt der Rechtsanspruch, überall steigen die Anmeldezahlen – mit Folgen für Räume, Mensen, Personal.
Jede weiterführende Schule sollte nach Meinung des Wissenschaftlers übrigens ein Profil entwickeln. Wie dieses aussehen könnte, möchte er vor Ort erfragen: Was sind die Stärken, was die Herausforderungen?
Berater für den AMG-Neubau
Dr. Heinfried Habeck hat umfassende Erfahrung rund um das Thema Schule: Er war Lehrer und 17 Jahre lang Schulleiter, aber auch im Schulministerium Nordrhein-Westfalen tätig. Außerdem arbeitete er am Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund und ist als selbstständiger Bildungsberater tätig.
In Witten hat er bereits mehreren Projekten zur Seite gestanden: etwa den Planungen für den innovativen Fachraum-Anbau am Albert-Martmöller-Gymnasium. In den Neubau ziehen die Naturwissenschaften ein, sowie Fachräume für Kunst und Musik. Die Räume sind aber flexibel gestaltet, die Schüler können auch in Nischen in den Vorräumen lernen oder experimentieren.
Das Zeitziel von Heinfried Habeck ist ehrgeizig: Der Schulentwicklungsplan soll bereits Ende 2021 fertig sein. „Sofern die Corona-Pandemie nicht dazwischenfunkt“, betont er. Wenn das klappt – und die Politik sich einig ist –, könnte der Plan bereits ab dem Schuljahr 2022/23 in Kraft treten.