Witten. Dr. Arne Meinshausen bleibt dabei: Bis Ende Juli sind alle Wittener mindestens einmal geimpft. Noch fehlt zwar Impfstoff. Doch es gibt Hoffnung.

Alle Wittener könnten bis Ende Juli mindestens einmal geimpft sein – vielleicht sogar eher. An diesem Ziel hält Dr. Arne Meinshausen von der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten (ÄQW) weiter fest. Ob das klappt, hängt von den gelieferten Impfstoffmengen ab. Damit sieht es für die nächste Woche gar nicht so schlecht aus.

Genaue Zahlen darüber, was schließlich wirklich in den Kühlschränken der Ärzte landet, gibt es zwar noch nicht. Aber: „Nächste Woche soll wider Erwarten doch wieder mehr Biontech kommen als zunächst angekündigt“, sagt Meinshausen. Auch Johnson & Johnson soll laut Prognose des Bundes von Mittwoch (26.5.) wieder geliefert werden. „Der ist übrigens der Renner, die Termine sind blitzschnell weg“, so Meinshausen. Nur eine Impfung – und zwei Wochen später die volle Freiheit genießen: „Vor allem junge Leute sind da scharf drauf.“

Wittener Ärzte bestellen die maximale Impfstoff-Menge

Wie die Wittener Ärzte es trotz der Knappheit schaffen wollen, die Zahlen der Geimpften in die Höhe zu treiben? „Indem wir – anders als in anderen Städten – alle die maximale Menge bestellen und nicht ängstlich wie Hasenfüße überlegen, ob wir es auch schaffen können“, sagt der ÄQW-Geschaftsführer. Neben den Hausärzten seien in Witten auch viele Fachärzte mit an Bord.

Von dem begehrten Biontech-Wirkstoff soll im Juni mehr geliefert werden.
Von dem begehrten Biontech-Wirkstoff soll im Juni mehr geliefert werden. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Um Tempo reinzubringen und wirklich alle verfügbaren Dosen zu verimpfen, hilft seit einer Woche die Impfstelle an der Uni. Die Hochschule stellt dort Räume und Hilfspersonal, die Ärzte bringen nur ihren Impfstoff mit. Auch Über-Kontingente aus den großen Praxen werden hier verbraucht. Knapp 1000 Wittener werden dort so bis Ende dieser Woche den begehrten Piks bekommen haben – die allermeisten von ihnen übrigens den ersten. „Wir könnten noch mehr impfen, wenn wir mehr Stoff hätten“, sagt Meinshausen.

Fast nur Zweitimpfungen im Impfzentrum

Das sieht im Impfzentrum in Ennepetal nicht anders aus. Es bestehe weiterhin akute Impfstoffknappheit, so der ärztliche Leiter Dr. Christian Füllers. Immerhin sei am Donnerstag eine weitere Lieferung Moderna und Biontech bestätigt worden. Füllers: „So dass es zumindest bis 2. Juni reicht. Sonst hätten wir am Sonntag aufhören müssen.“ Verwendet wird die Lieferung für Zweitimpfungen. Termine für Erstimpfungen bleiben auch nächste Woche Mangelware.

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Und wie sieht es mit den anderen Impfstoffen im Impfzentrum aus? „Erstimpfungen mit Astrazeneca sind uns im Impfzentrum nicht mehr erlaubt“, erklärt Füllers und zitiert aus aus dem Änderungserlass des Landes von letztem Freitag. Johnson & Johnson solle an Obdachlose und Menschen in Flüchtlingsunterkünften gehen, so Füllers. Dazu liefen gerade die Planungen mit den Kommunen. Doch die seien aufwändig. Die Impfwilligen müssten etwa alle in ihrer Landessprache aufgeklärt und dann auch zeitgleich angetroffen werden. „Wenn die Vorbereitungen in den Städte abgeschlossen sind, können wir die Impfungen mit den ambulanten Teams schnell durchführen.“

Sehr viel mehr Impfdosen für Juni zugesagt

Nach dem Mai, dem „Monat der Zweitimpfungen“, hofft Dr. Füllers, dass es im Juni auch mit den Erstimpfungen wieder schneller vorangeht. Er ist ganz zuversichtlich. Am Mittwoch seien vom Bund jedenfalls sehr viel mehr Dosen versprochen worden, „auch deutlich mehr Biontech als zuvor“.

Keine Termine freigeschaltet

Da die genauen Mengen des Impfstoffs, der für nächste Woche an die Praxen geliefert wird, noch nicht feststehen, hat die ÄQW auch noch keine weiteren Termine für die Impfstelle an der Uni freigeschaltet. Sie werden frühestens Ende der Woche kurzfristig auf äqw-witten.de eingestellt. Geimpft wird mittwochs und samstags, wenn genügend Impfstoff da ist, auch freitags. Das Angebot gilt nur für Wittener und Menschen, die in Witten arbeiten, darauf weist die ÄQW ausdrücklich hin. In den letzten Tagen hatten sich aus Auswärtige dazwischen gemogelt. Meinshausen: „Die Berechtigung werden wir jetzt kontrollieren.“

Auch das Impfzentrum konnte wegen der Impfstoff-Knappheit bislang keine weiteren Termine für nächste freigeschalten. Die Impfterminvergabe der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe findet man im Netz unter 116117.de. Hier gilt weiterhin: Ohne Termin gibt es keine Impfung.

Und noch etwas wünscht sich der Leiter des Impfzentrums dringend: den digitalen Impfausweis. „Der Druck wird größer, die Menschen wollen reisen“, sagt Füllers. Doch jetzt räche sich die Schlamperei mit den verschiedenen alten Impfausweisen, der sich in der Vergangenheit in Deutschland breit gemacht habe. Füllers: „Ich glaube nicht, dass sich ein montenegrinischer Zöllner von einem Eintrag in einem jahrzehntealten Leporello beeindrucken wird.“