Witten. Die „Volksbühne Witten“ hat ein attraktives Kulturprogramm auf die Beine gestellt. Trotz eines schmalen Etats und deutlich weniger Mitgliedern.

Die schlechte Nachricht: Die „Volksbühne Witten“ hat bis zum Herbst alle geplanten Veranstaltungen im Saalbau abgesagt. Die gute Nachricht: Der Verein konnte trotz großer finanzieller Einbußen und einem drastischen Mitgliederschwund in Corona-Zeiten ein attraktives Programm für die Spielzeit 2021/22 auf die Beine stellen. „Es war nicht leicht. Aber wir haben es geschafft“, sagt Dorothee Bloch, bis Ende März Geschäftsführerin der Theatergemeinde.

Im vergangenen Dezember hatte die Volksbühne Alarm geschlagen. Im Corona-Jahr 2020 hatte sie viele Mitglieder verloren. Rund 250 von vormals 1000 Kulturfreunden verließen den Verein. Im vergangenen Oktober hatte dieser – pandemiebedingt – die Veranstaltungen bis Mitte Januar abgesagt. Im Dezember war klar, dass die Theatergemeinde für 2021 nur die Hälfte der sonst üblichen 110.000 Euro an jährlichen Zuwendungen vom Wittener Kulturforum bekommen würde. Kulturforums-Chefin Jasmin Vogel hatte erklärt, dass man keine Fördermittel in gewohnter Höhe überweisen könne, da damit zu rechnen sei, dass aufgrund der Pandemie deutlich weniger Veranstaltungen als bislang möglich sein werden – im schlechtesten Fall sogar gar keine.

Jochen Busse und Hugo Egon Balder wären eigentlich am Mittwoch in Witten gewesen

Wollen wieder Programm anbieten: Dorothee Bloch (re.), die alte Geschäftsführerin der Volksbühne, ihre Nachfolgerin Heike Kattwinkel (Mi.) und Mitarbeiterin Annette Neitzel vor dem Büro der Theatergemeinde an der Augustastraße in Witten.
Wollen wieder Programm anbieten: Dorothee Bloch (re.), die alte Geschäftsführerin der Volksbühne, ihre Nachfolgerin Heike Kattwinkel (Mi.) und Mitarbeiterin Annette Neitzel vor dem Büro der Theatergemeinde an der Augustastraße in Witten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Geschäftsführerin Dorothee Bloch sprach von einer „dramatischen Situation“ für ihren 1953 in Witten gegründeten Verein. In der Spielzeit 2020/2021 konnte die Volksbühne aufgrund der Pandemie nur eine einzige Aufführung auf die Saalbau-Bühne bringen. Unter strengen Auflagen war am 7. Oktober die Revue „Himmlische Zeiten“ zu sehen. Im November kam dann der zweite Shutdown.

An diesem Mittwoch (28.4.) wären eigentlich die Schauspieler und Kabarettisten Jochen Busse und Hugo Egon Balder mit der Komödie „Komplexe Väter“ zu Gast in Witten gewesen. Abgesagt. Auch eine für den 7. Mai geplante Hommage an das Leben und die Hits von Udo Jürgens, der 2014 starb, muss ausfallen.

Hätte der Sänger die Pandemie-Zeit erlebt, hätte er wahrscheinlich seinen großen Mutmacher-Song „Immer wieder geht die Sonne auf“ angestimmt. Daran glaubt auch das Wittener Volksbühne-Team und hat mit einem schmalen Geldbeutel ein vielfältiges Programm eingekauft. Dorothee Bloch und Heike Kattwinkel, die seit dem 1. April die neue Geschäftsführerin der Volksbühne ist, freuen sich, dass dies gelungen ist. Denn auch viele kleine Theater und Künstler-Agenturen kämpften derzeit um ihre Existenz, sagt Bloch.

Die neue Spielzeit soll im Oktober mit „Ein Käfig voller Narren“ starten

Das Musical „Kein Pardon“ von Hape Kerkeling (Foto) und Thomas Hermanns soll im kommenden Jahr im Saalbau Witten zu sehen sein.
Das Musical „Kein Pardon“ von Hape Kerkeling (Foto) und Thomas Hermanns soll im kommenden Jahr im Saalbau Witten zu sehen sein. © dpa | Ursula Düren

Die neue Spielzeit startet – wenn es Corona erlaubt – am 16. Oktober mit der weltbekannten Komödie „Ein Käfig voller Narren“, die zeigt, dass Toleranz und Liebe die Schlüssel zum Glück sind. Mit der exzentrischen Lilo Wanders wird ein „schreiend komischer Abend“ versprochen. Das Schauspiel „Oskar Schindlers Liste“ ist für den 25. November geplant. Eine „Geschichtsstunde“ der ganz besonderen Art, berührend, emotional und packend.

Wer Musicals und Comedy liebt, sollte sich den 28. November notieren. „The Show must go on – Am Broadway ist die Hölle los“ kommt mit vielen Hits – von My fair Lady bis Mamma Mia in den Saalbau. Für die komödiantische Rahmenhandlung sorgen Solisten der Bonner Springmäuse.

Das neue Programm wird die Volksbühne demnächst online vorstellen

Zwei weitere Kultur-Highlights sind für das nächste Jahr geplant. Am 23. April 2022 soll das erfolgreichste Bühnenstück des Hamburger Ohnsorg-Theaters, „Tratsch im Treppenhaus“, in Witten zu sehen sein – mit Heidi Mahler in einer Paraderolle. Am 27. April heißt es im Saalbau: „Kein Pardon“. Das Musical von Hape Kerkeling und Thomas Hermanns ist eine Satire auf die Bussi-Bussi-Gesellschaft des Showgeschäfts.

Geschäftsstelle ist telefonisch zu erreichen

Dorothee Bloch war sechs Jahre Geschäftsführerin der Volksbühne Witten. Die 63-Jährige ist seit April im Ruhestand. Ihre Nachfolgerin bei der Kulturgemeinde ist Heike Kattwinkel. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin ist gebürtige Wittenerin, lebt aber in Dortmund.

Die Theatergemeinde hat ihr Büro an der Augustastraße 1. Die Geschäftsstelle bleibt in Pandemie-Zeiten jedoch weiter geschlossen, ist aber dienstags und donnerstags von 10 Uhr bis 13 Uhr für Auskünfte telefonisch erreichbar: 02302/23516. Das komplette neue Programm 2021/22 wird demnächst online veröffentlicht: www.volksbuehne-witten.de

Die 14 Veranstaltungen der neuen Spielzeit werden demnächst auch online auf der Seite der Volksbühne angekündigt und vorgestellt. Dorothee Bloch und Heike Kattwinkel hoffen, dass alles bei steigenden Impfzahlen stattfinden kann und die Mitglieder dem Verein Volksbühne die Treue halten. „Vielen ist nicht bewusst, dass es uns einmal nicht mehr geben könnte, wenn Menschen in Corona-Zeiten austreten“, betont Bloch, die hinzufügt: „Auch wir müssen sehen, dass wir als Verein die Pandemie überleben, ein gutes Programm und neue Mitglieder gewinnen.“