Witten/EN-Kreis. Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen aus Witten schob gerade im Impfzentrum Dienst, als der Stopp für Astrazeneca kam. Was er anders gemacht hätte.

Der erneute Astrazeneca-Stopp ist an diesem Mittwoch das Gesprächsthema in Arztpraxen und im Impfzentrum des EN-Kreises. Zumindest müssen in Ennepetal keine Termine abgesagt werden, wie es heißt. Alle angemeldeten Besucher bekämen stattdessen Biontech. Ohnehin hatte man laut Kreis wegen der unklaren Lieferlage für die nächsten Tage keine weiteren Impftermine mit Astrazeneca vergeben.

Mediziner aus Witten: „Ich hatte gerade noch drei Astrazenecadosen verimpft, als der Stopp kam“

Es war gegen 15 Uhr, als am Dienstag die Entscheidung bekannt wurde, dass Astrazeneca-Impfungen für Menschen unter 60 Jahren vorerst ausgesetzt werden. Grund waren mehrere Todesfälle nach Gehirnthrombosen insbesondere bei jüngeren Frauen, die vorher mit Astrazeneca geimpft wurden. „Ich hatte gerade noch drei Astrazenecadosen verimpft“, sagt der Wittener Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen, der Dienst im Impfzentrum schob, als die Nachricht kam. Man habe daraufhin sofort die Astrazeneca-Impfungen gestoppt, zumindest bei den unter 60-Jährigen, wie es in einer Mitteilung des Kreises heißt.

„Die letzten sieben im Impfzentrum vorrätigen Dosen wurden am Dienstagnachmittag Bürgern über 60 Jahren verabreicht“, sagt der Ärztliche Leiter Dr. Christian Füllers. Ausdrücklich weist er daraufhin, dass das Impfen mit Biontech unverändert fortgesetzt werden könne – sowohl bei den über 80-Jährigen mit gebuchtem Termin als auch schwer Vorerkrankten. „Hier geht es unverändert weiter, auch während der Osterfeiertage“, so Füllers.

Für Menschen, die älter als 60 sind, werde Astrazeneca von der Ständigen Impfkommission ohne Einschränkungen weiterhin empfohlen, so der Kreis. „Die 60-69-Jährigen können in der Regel keine Sinusvenenthrombose kriegen“, sagt Wittens Ärztesprecher Dr. Meinshausen.

Mehrere tausend Menschen sind bisher im Kreis mit Astrazeneca geimpft worden, auch viele jüngere Frauen

In den letzten Wochen waren mehrere tausend Menschen im EN-Kreis mit Astrazeneca geimpft worden, darunter viele jüngere Frauen wie Grundschullehrerinnen, Erzieherinnen oder Arzthelferinnen. Man hätte hier früher „umswitchen“ sollen, sagt Meinshausen, weg von den Jüngeren, hin zu den Älteren, die man zuerst mit Astrazeneca hätte impfen sollen.

Die Unsicherheit bei den Patienten ist jedenfalls riesengroß, nachdem das Image des Impfstoffs schon nach dem ersten Stopp Mitte März angekratzt war. Astrazeneca sei ihnen nur noch schwer zu verkaufen, sagt Meinshausen, „obwohl es kein schlechter Impfstoff ist“. Was nun damit wird? „Wir wissen im Moment noch nicht, wie es weitergeht.“ Ähnliches hört man vom Kreis. Es sei bisher unklar, was der Stopp für die bundesweite Impfstrategie bedeute und wie mit Zweitimpfungen umzugehen sei, die Mitte April im Kreis anlaufen sollten.

Ärztesprecher aus Witten: Praxen starten wie geplant nach Ostern mit Impfungen

Der Ärztesprecher betont, dass die Praxen „definitiv“ nach Ostern wie geplant anfangen, chronisch Kranke mit Biontech zu impfen. Patienten mit den Pflegestufen 4 und 5 sowie zwei ihrer Angehörigen bekommen auch zuhause die Spritze. Allerdings ist der Impfstoff anfangs weiterhin knapp. Meinshausen: „Jede Praxis durfte maximal 50 ‘Dosen bestellen. Wir rechnen aber erst einmal mit 18 bis 20.“ Die Hausärzte starten, in der Woche nach Ostern (ab 12.4.) sollen auch die Facharztpraxen folgen.