Witten. NRW hat die Impfung mit Astrazeneca für Menschen unter 60 Jahren gestoppt. Nicht mehr Kopfschmerzpatienten in Wittener Notaufnahmen.

Der Impfstoff von Astrazeneca kann insbesondere bei jungen Frauen das Risiko einer Hirnvenenthrombose erhöhen. Während Essen die Impfung mit Astrazeneca bei Frauen unter 55 Jahren nach neuen Fällen von Hinvenenthrombosen gestoppt hat, wollte der EN-Kreis das Präparat am Dienstagnachmittag weiter an diese Altersgruppe verimpfen. Solange es keinen offiziellen Stopp gibt, so Ingo Niemann, Sprecher des EN-Kreises. Am Abend hat das NRW-Gesundheitsministerium dann aber entschieden, die Corona-Impfungen mit Astrazeneca für Männer und Frauen unter 60 Jahren zu stoppen.

Nicht mehr Patienten mit Kopfschmerzen in Wittener Notaufnahmen

Seit die möglichen Nebenwirkungen des Impfpräparats von Astrazeneca bekannt geworden sind, haben in einigen Städten vermehrt Patienten mit Kopfschmerzen die Notaufnahmen aufgesucht. In Essen etwa erklärt der stellvertretende Direktor der Klinik für Neurologie der Uniklinik, Dr. Martin Köhrmann, den Anstieg nach der negativen Berichterstattung unter anderem so: „Die Menschen hören – verständlicherweise – sehr genau in sich hinein.“

In Witten hingegen verzeichnen die Kliniken keinen Anstieg der Patienten mit Kopfschmerzen in den Notaufnahmen. Weder im Marien-Hospital noch im Evangelischen Krankenhaus (EvK). Menschen, die mit Astrazeneca geimpft worden sind, rät Dr. Mario Iasevoli, Ärztlicher Direktor des EvK Witten, sich nicht verunsichern zu lassen. „Besorgniserregend sind Symptome dann, wenn beispielsweise Kopfschmerzen so extrem stark sind, dass Betroffene von sich aus ärztliche Hilfe suchen wollen.“

Zusammenhang der Hirnvenenthrombose mit der Impfung wird noch untersucht

Symptome für eine Hirnvenenthrombose können laut Paul-Ehrlich-Institut starke, anhaltende Kopfschmerzen sein, die rund vier Tage nach der Impfung auftreten. Auch punktförmige Hautblutungen können ein Hinweis sein, den Patienten ernst nehmen sollten, so Dr. David Scholten, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Pneumologie des Marien-Hospitals Witten.

Er weist aber auch darauf hin: „Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Beschwerden auftreten, ist extrem gering.“ Bei Astrazeneca-Geimpften in Deutschland liege die Häufigkeit aktuell bei vier Fällen pro eine Million Einwohner. Derzeit werde noch untersucht, ob überhaupt ein Zusammenhang zwischen der Impfung und einer Hirnvenenthrombose bestehe, so der Mediziner.

Am Dienstagabend beraten Bund und Länder noch über weiteres Vorgehen

Am Dienstagabend (30. März) haben Bund und Länder kurzfristig über das weitere Vorgehen mit dem Impfstoff von Astrazeneca beraten. Zu Redaktionsschluss waren noch keine offiziellen Entscheidungen bekannt. Es deutet sich allerdings auch eine Änderung der Altersempfehlung an. Das Präparat soll voraussichtlich nur noch für Über-60-Jährige empfohlen werden. Das geht aus einem Beschlussentwurf der Ständigen Impfkommission hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.