Witten. Frauen tragen die Hauptlast in der Krise. Darauf will die Caritas im Fenster des Café Credo aufmerksam machen. Zu sehen sind Bilder und Zitate.

Das Café Credo ist momentan natürlich geschlossen. Aber hinter der großen Scheibe tut sich was: „Wir machen das gemeinsam“ – so lautet das Motto einer eindrucksvollen Aktion im Café der Caritas an der Hauptstraße. Zum Weltfrauentag in dieser Woche haben die beiden Wittener Künstlerinnen Christine Schlieker-Erdmann (65) und Christiane Uffmann (53) das Schaufenster mit ihren Werken gefüllt, außerdem gibt es Zitate von Wittenerinnen, die über ihre Belastung in der Pandemie sprechen.

Mit dieser Aktion will der Caritas-Verband darauf aufmerksam machen, dass Frauen oftmals die Hauptlast der Corona-Krise tragen. Sei es in der Pflege und im Gesundheitswesen, an den Supermarkt-Kassen und erst recht in den Familien.

Wittener Künstlerin sagt: „Nähe ist heute zu etwas ganz Besonderem geworden“

Die beiden Künstlerinnen waren von der Idee zu der Aktion sofort begeistert. Christine Schlieker-Erdmann hat zwei Tusche-Zeichnungen auf transparenten Papier aus ihrer Werkserie „Bei mir“ für die ungewöhnliche Schau ausgewählt. Ihre Bilder zeigen jeweils zwei Frauen, die sich begegnen. Warum gerade diese Bilder? „Nähe ist heute zu etwas ganz Besonderem geworden. Beieinandersein hat plötzlich eine ganz neue Dimension bekommen“, erklärt die Künstlerin.

Farbig wird es auf den beiden Acryl-Gemälden von Christiane Uffmann. Auf den beiden Bildern „verschwimmen“ zwei Ebenen facettenreich zu einem Kunstwerk. Das reine Frauenantlitz taucht in ein Spiegelbild der Umgebung. „Es ist wie eine Forschungsreise ins Innere – auf der Suche nach mir selbst“, beschreibt Uffmann ihre Idee. „Dabei entdeckt man plötzlich, wie viele Dinge im Leben anders geworden sind.“

„Ich war monatelang allein mit meinen drei Kindern“, schreibt eine Wittenerin

Heike Völpert (48) und Rolf Kappel (67), Mitarbeiter der Caritas, haben zudem bei vielen Frauen im Marien-Quartier Stimmen zum Thema Corona gesammelt. Handschriftlich notiert bilden sie den Rahmen für die vier Frauenbildnisse. Die Stimmen zeigen deutlich, wie wichtig Unterstützung und Solidarität in Pandemie-Zeiten sind. „Ich war monatelang allein mit meinen drei Kindern – besonders schwer ist es wenn ich in die Ambulanz musste“, so eine Alleinerziehende aus der Augustastraße. „Ich habe den Spagat gelernt zwischen Beruf, Mutter, Hausfrau und Lehrerin im Home-Office“, sagt eine Hauswirtschaftshelferin bei der Caritas. „Daheim ist alles durchorganisiert. Ich liebe meinen Job, aber jetzt komme ich wirklich an meine Grenzen“, so eine Altenpflegerin, verheiratet und Mutter von drei Kindern.

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Zwei Wochen wird die aktuelle Installation aus Bildern und Worten auf der Fensterfläche des Cafés zu sehen sein. Aber dabei soll es nicht bleiben. „Wir wollen auch in Zukunft das Credo-Schaufenster lebendig gestalten“, verrät Rolf Kappel. „Viele Menschen gehen hier vorbei. Wir wollen neugierig machen und Menschen zur Begegnung und Gesprächen einladen.“

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