Witten. Im November hatte die Polizei vor Anrufen falscher Beamter gewarnt, die sich an Senioren aus Witten richten. Nun hat es eine Herbederin erwischt.

Mit einer dreisten Lügengeschichte am Telefon haben wieder Betrüger eine Rentnerin um ihr Erspartes gebracht. Die Anruferin hatte sich als Staatsanwältin ausgegeben.

Gegenüber einer 82-Jährigen behauptete die Anruferin, ihre Tochter habe mit dem Auto eine Radfahrerin totgefahren. Die Seniorin solle nun die Kaution entrichten. Nach mehreren Telefonaten holte die Frau ihr Erspartes von der Bank und übergab es einer vermeintlichen Angestellten der Polizei. Es handelte sich um rund 20.000 Euro.

Polizei in Witten hatte gerade erst vor der Masche gewarnt

Erst Ende November hatte die Polizei in Witten vor der Masche gewarnt, bei der älterere Menschen gezielt telefonisch unter Druck gesetzt wurden. Stets ruft ein angebliches Familienmitglied in Not an. Nach Schilderungen von Betroffenen klingen der Anruf – insbesondere die Stimme – plausibel und täuschend echt.

Im Polizeibezirk Bochum, zu dem Witten zählt, ist die Zahl der „Delikte per Telefon“ während der Corona-Pandemie um ein Viertel gestiegen: Wurden 2019 von Januar bis Ende Oktober 1215 Fälle angezeigt, waren es in diesem Jahr schon 1658. „Der einfache Grund für den Anstieg ist, dass die Leute während der Pandemie mehr zuhause sind“ sagt Polizeisprecher Volker Schütte.

Täter aus der Türkei festgenommen

Nun ist Ermittlungsbehörden ein Schlag gegen ein Netzwerk von Telefonbetrügern gelungen, die zwar nicht Witten betreffen – aber das Vorgehen erklären. In der Türkei haben die Ermittler am 3. Dezember mehrere Call-Center in Izmir geschlossen und 33 Tatverdächtige festgenommen. Diese hatten als „falsche Polizisten“ Senioren in Deutschland angerufen.

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Ein deutsches Kriminalkommissariat erkannte unter den festgenommen Tatverdächtigen schließlich zwei Hintermänner hier ansässiger Abholer Dabei handelt es sich laut Polizei um zwei 30 und 27 Jahre alte, in Bremen geborene Deutsch-Türken. Für diese beiden jetzt in der Türkei festgenommenen „falschen Polizisten“ waren unter anderem vier in Köln-Kalk lebende Iraker im Alter von 21 bis 23 Jahren tätig. Sie sind verantwortlich für Betrugstaten in Köln, Leverkusen, Bonn, Gevelsberg, Neuss, Heidelberg und Mönchengladbach.

So sieht die Herbeder Täterin aus

So wird die Frau, die das Geld in Herbede abgeholt hat, beschrieben: weiblich, zirka 20 Jahre alt, etwa 1,60 Meter groß, lange schwarze Haare, zum Pferdeschwanz gebunden, dunkle Kleidung, schwarzer Mund-Nasenschutz und dunkle Handtasche. Die Frau sprach Hochdeutsch. Zeugen werden nun gesucht: 209-4135 oder -4441.

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Die Polizei rät allen, die in eine ähnliche Situation geraten: Beenden Sie das Telefonat, wenn Sie den Anrufer nicht eindeutig zuordnen können, und melden Sie verdächtige Beobachtungen unter dem Polizeinotruf 110. Lassen Sie niemals Unbekannte in Ihre Wohnung und übergeben Sie auf keinen Fall Geld an Menschen, die Sie nicht kennen.

Mit Rat und Tat zur Seite stehen älteren Menschen auch die Seniorensicherheitsberater der Polizei. 60 Ehrenamtliche sind in den Städten Witten, Bochum und Herne aktiv. Unter 0234/909 4055 werden Ansprechpartner genannt.