Witten. Es hagelt Kritik am Standort des Impfzentrums in Ennepetal. Die SPD-Fraktion Witten und die FDP-Kreistagsfraktion melden sich zu Wort.

Von Seiten der Politik hagelt es Fragen und Kritik zur Auswahl des Standortes für das Impfzentrum, das nun in einem ehemaligen Aldimarkt in Ennepetal errichtet wird. So nimmt die SPD-Ratsfraktion in Witten die Entscheidung „mit Befremden“ zur Kenntnis. Die FDP-Kreistagsfraktion wiederum kritisiert, erst aus der Presse davon erfahren zu haben.

„In Witten, Hattingen, Wetter und Herdecke leben mehr als 200.000 Einwohner unseres Kreises – mehr als 60 Prozent der Gesamtbevölkerung. Sie alle sollen nun an den südlichen Rand des Kreises fahren, um sich dort impfen zu lassen?“, fragt Wittens SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Uwe Rath. Der Kreis setze so eine Karawane in Gang, die weder unter sozialen noch unter verkehrspolitischen Aspekten vertretbar sei. Sein Urteil: „Auch wenn es bei der Entscheidung Zeitdruck gegeben haben mag – das ist ein Beispiel mehr dafür, dass der Kreis seine Städte zu wenig einbindet.“

SPD-Fraktion: In Witten hätte es Alternativen gegeben

In Witten und an anderen Stellen im Nordkreis hätte es mit Sicherheit Alternativen gegeben, die den Interessen der Mehrheit der Kreisbevölkerung besser gerecht geworden wären. „Diese Standortentscheidung ist problematisch für alle, die kein Auto haben“, erklärt der Fraktionsvorsitzende weiter. Vor allem für Senioren, die vermutlich als Erste geimpft werden sollen, sei das sehr schwierig.

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„Wir müssen das Beste aus der Situation machen“, erklärt der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Axel Echeverria. Schnelles Handeln sei in der aktuellen Situation natürlich geboten. Er bekräftigt: „Jetzt müssen gute Lösungen für alle Impfwilligen her, die kein Auto haben.“ Möglicherweise könne ein Shuttle-Service ein Teil dieser Lösung sein. Der Parteichef kündigt an: „Wir werden uns auf Kreisebene dafür einsetzen, dass niemand wegen der schlechten Erreichbarkeit von diesem Impfangebot ausgeschlossen wird.“

FDP-Kreistagsfraktion: Haben von der Entscheidung erst in der Presse erfahren

Die FDP-Kreistagsfraktion ihrerseits hat eine entsprechende Anfrage gestellt und eine schriftliche Antwort von Olaf Schade erhalten. Ausführlich erläutert der Landrat darin die Entscheidung. Schade: „Für den Kreis waren wichtige Standortkriterien die Nähe zu Regionalexpress- und Schnellbushaltepunkten, eine gute Autobahnanbindung und die Nähe zu Krankenhaus, Kreishaus und dem nahen Katastrophenschutzlager.“

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Die positiven Erfahrungen mit der Erreichbarkeit der zentralen Abstrichstelle am Kreishaus hätten dies bestätigt. Nach Auffassung des Krisenstabes sollte es sich bei dieser Liegenschaft nach Möglichkeit um eine leerstehende Immobilie handeln, um keine anderweitige Nutzung (wie z.B. bei Sport- und Mehrzweckhallen usw.) zu blockieren, so Schade weiter.

Landrat: In den ersten Wochen kein großer Andrang zu erwarten

Als Alternative sei die Gebläsehalle in Hattingen in der engeren Auswahl gewesen. Außerdem seien folgende Immobilien geprüft, dann jedoch verworfen worden, darunter etwa die Dreifach-Sporthalle der Baskets, die Event-Halle Schwelm und die Kreissporthalle an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule.

Die FDP kritisiert, dass die Kreispolitik von der Auswahl erst in der Presse erfahren habe und in keiner Weise eingebunden worden sei. Dazu Schade: „Die Entscheidung für die Anmietung des Aldi-Marktes wurde im Krisenstab getroffen. Die Politik wurde in der Sitzung des Kreisausschusses am 30. November mündlich darüber informiert, dass die Suche nach einem Standort für das Impfzentrum kurz vor dem Abschluss steht.“

Weitere Parkplätze oder eine Erweiterung des öffentlichen Nahverkehrs, wie die Politiker anregten, seien laut Landrat nicht nötig, denn in den ersten Wochen sei kein großer Andrang im Impfzentrum zu erwarten.

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