Witten. Die Uni Witten distanziert sich mit scharfer Kritik von einer Diskussionsrunde mit Wolfgang Wodarg. Er stehe in den Reihen der Corona-Leugner.
Die studentische Initiative „Theatron Logou“ der Universität Witten/Herdecke lädt am Donnerstag (3.12.) zu einer öffentlichen Diskussion im Netz. Thema ist die Corona-Krise, es debattieren Prof. Ulrich Mansmann und Dr. Wolfgang Wodarg. Jetzt gibt es im Vorfeld der Veranstaltung scharfe Kritik. Die Universität distanziert sich auf ihrer Homepage ausdrücklich von der Diskussionsrunde.
Grund dafür sind die Thesen von Dr. Wolfgang Wodarg. Der ehemalige SPD-Politiker und Lungenfacharzt äußert erhebliche Zweifel an der Gefährlichkeit des Virus und stellt damit die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus grundlegend in Frage.
Uni Witten: Wodarg argumentiert tendenziös und polemisch
Die Uni betont nun dazu, sie stehe für einen offenen, reflektierten und wissenschaftsbasierten Diskurs. Von Wodargs Positionen distanziere sie sich aber ausdrücklich – und somit von der ganzen Veranstaltung. Zur Begründung schreibt das Präsidium: Aus seiner Sicht argumentiere Wodarg wiederholt populistisch, tendenziös und polemisch – und nicht auf der Basis einer kritikfähigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Als Mediziner äußere er „höchst subjektive Interpretationen in den Reihen von Querdenkern, Pandemieleugnern und Medien des rechten politischen Spektrums“. Diesen Aussagen wolle die Uni keinen öffentlich-akademischen Raum geben.
Weiter heißt es in dem Text: „Jeden Tag verzeichnen wir derzeit in Deutschland neue Spitzenwerte an Covid-19-Infektionen und an Covid-19-Opfern. Unsere Kolleginnen und Kollegen und viele unserer Studierenden in den Kliniken und Praxen arbeiten unter denkbar schwierigen Bedingungen daran, den zum Teil schwer kranken Patienten zu helfen. Die reale Gefahr der weltweiten Pandemie in Frage zu stellen, während um die unabdingbare Solidarität unserer Gesellschaft für die Krisenbewältigung ringen, halten wir für absolut unangemessen.“
Und schließlich sei die Veranstaltung – anders als in der Werbung dafür suggeriert wurde – nicht mit der Uni oder der Unigesellschaft abgesprochen worden.
Veranstalter betont, es habe doch Absprachen gegeben
Die letzte Kritik weist der Veranstalter „Theatron Logou“ entschieden zurück. Es habe sehr wohl Absprachen mit der Unigesellschaft gegeben. „Sie hat uns Unterstützung für speziell diese Veranstaltung zugesagt“, stellt Gustav Holz für die Initiative klar.
Inhaltlich könne er die Position der Uni verstehen. „Die Distanzierung von den Thesen Wodargs finden wir nachvollziehbar“, so Holz. Er könne nachvollziehen, dass man einem Mann, der „abseits des wissenschaftlichen Konsens’ agiert, keine Bühne geben will.“ Aber es sei nicht richtig, dass er als Unperson behandelt werde.
Der Ansatz der studentischen Initiative sei ein anderer gewesen. „Wir wollten ihm keine Plattform bieten, sondern in den Dialog treten.“ Das sei möglich, weil auch Prof. Mansmann zugesagt habe. „So können die umstrittenen Thesen von seiner Seite geprüft und erwidert werden“, erklärt Holz, zudem werde die Veranstaltung von der Hörfunk-Journalistin Sabrina Gander professionell moderiert.
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Der Veranstalter betont: „Wir sind uns der Gefahr bewusst, in die wir uns mit der Diskussion begeben. Wir wollten aber der Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken.“ Die scharfe Kritik der Uni habe ihn da „ein bisschen erstaunt“: „Wir halten sie für nicht hilfreich, um im Diskurs weiterzukommen.“