Witten. Wer krank ist, sollte auch in Corona-Zeiten zum Arzt gehen, betonen Hausärzte in Witten. Wie Mediziner in diesen Zeiten ihre Praxen organisieren.

Bei steigenden Coronazahlen vermeidet so mancher den Arztbesuch. „Die Angst der Leute, in die Praxen zu gehen, ist relativ groß“, sagt Wittens Ärztesprecher Dr. Frank Koch. Dies sei falsch und könne auch gefährlich werden, warnt er.

Der Internist nennt ein Beispiel. Ein Patient, der Tabletten zur Senkung seines Blutdrucks nehmen muss, verzichtet vier Wochen lang darauf, weil er keine Pillen mehr hat. Für ein neues Rezept möchte er nicht zum Doktor gehen. Dies müsse der Patient auch nicht, sagt Koch. Bei Patienten, die er kenne, stelle er ein Folgerezept auch telefonisch aus. Das Medikament werde, so gewünscht, Patienten von einer Apotheke sogar nach Haus gebracht.

Der Hausarzt ermuntert Menschen, die sich krank fühlen, unbedingt in die Praxis zu kommen. Auch in Corona-Zeiten müssten Krankheiten behandelt und sollten auf keinen Fall verschleppt werden.

Gynäkologinnen aus Witten bestellen für ihr Praxis-Team Corona-Schnelltests

Nötige Arztbesuche nicht verschieben: Dazu rät Sprecher Dr. Frank Koch.
Nötige Arztbesuche nicht verschieben: Dazu rät Sprecher Dr. Frank Koch. © FUNKE Foto Services | Thomas Nitsche

Mit Blick auf Bochum verweist der Mediziner auf die in der Nachbarstadt stark angestiegenen Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. Die Zahl der positiv abgestrichenen Kinder, die mit Symptomen zum Arzt kamen, habe sich seit September verzehnfacht, hatte Dr. Folke Brinkmann, Oberärztin an der Bochumer Universitätskinderklinik, Anfang Oktober unserer Redaktion gesagt. Brinkmann koordiniert zwei Studien zum Thema. Die Erkenntnisse der Kollegin beunruhigen auch den Wittener Internisten Frank Koch.

Frauenärztin Dr. Hildegard Iwe beobachtet, dass Schwangere derzeit Angst haben, „zur Entbindung ins Krankenhaus zu gehen, weil sie fürchten, sich dort mit Corona zu infizieren“. Die Gemeinschaftspraxis an der Ruhrstraße hat in Corona-Zeiten nur noch die Hälfte der üblichen Stühle für Patienten im Wartezimmer. Auch ein Messgerät wurde angeschafft, das die Kohlendioxid-Konzentration (CO2) in der Luft anzeigt. Hintergrund: Ist viel ausgeatmetes CO2 in der Luft sind, sind dort auch viele Aerosole. Iwe: „Bei uns wird sehr häufig gelüftet.“ Für das Praxis-Team seien Corona-Schnelltests bestellt worden. „Wir haben auch schon Tests gemacht.“

Hausarzt aus Witten macht Covid-Abstriche in aller Regel für die eigenen Patienten

Allgemeinmediziner Dr. Daniel Pötter bietet in seiner Gemeinschaftspraxis an der Ardeystraße in Corona-Zeiten morgens und nachmittags eigene Erkältungs-Sprechstunden an. In der Praxis werden derzeit nur notwendige Untersuchungen durchgeführt, im Wartezimmer stehen nur noch drei, vier Stühle. Was Hausarzt Pötter häufig erlebt: „Viele Leute wollen von mir eine Befreiung von der Maskenpflicht haben, weil sie sagen, sie bekommen unter einer Maske schlecht Luft.“ Der Arzt prüft dann, in welchen Fällen eine Befreiung wirklich angezeigt ist.

Krankschreibung nach Telefonat

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat im Netz alle aktuellen Informationen zum Coronavirus SARS-CoV-2 für Ärzte, Psychotherapeuten und Praxisteams zusammengestellt. (https://www.kbv.de/html/coronavirus.php). Darin steht auch, dass Ärzte derzeit (bis zum Jahresende) ihnen bekannte und nicht bekannte Patienten nach einem Telefonat bis zu sieben Kalendertage krankschreiben dürfen.

Die Voraussetzung hierfür sei, so die KBV, dass es sich um eine leichte Erkrankung der oberen Atemwege handele. Die telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU), für die Patienten nicht in eine Arztpraxis kommen müssen, könne bei einer fortdauernden Erkrankung noch einmal telefonisch um sieben Kalendertage verlängert werden, heißt es von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Die Gemeinschaftspraxis von Sascha Hellweg an der Breddestraße vergibt immer Termine an Patienten. „Das klappt sehr gut. Unser Wartezimmer ist fast leer“, so Hellweg. Patienten mit Infekt-Anzeichen müssten sich telefonisch anmelden. „Wir haben unsere Telefonkapazitäten vervierfacht“, sagt der Hausarzt. Er hat in der ersten Jahreshälfte auch Videosprechstunden angeboten. „Das machen wir derzeit weniger, weil das sehr zeitintensiv ist. Aber wir beraten häufig am Telefon.“ Dieses Angebot würden im Moment auch Seniorenheime gerne in Anspruch nehmen.

Die Praxis von Sascha Hellweg macht auch Covid-Abstriche. Was dem Mediziner wichtig ist: „Wir bieten das in aller Regel für unsere Patienten und nicht für ganz Witten an.“ Menschen, die andere Hausärzte hätten, sollten sich bitte mit diesen in Verbindung setzen.

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