Witten. Ein paar Monate lang führen die Gänse auf dem Aufzuchthof bei Petra Brinkmann in Witten ein glückliches Leben. Doch dann naht das Martinsfest.
Eine schneeweiße Gänseschar schnattert vergnügt auf der Wiese am Landgasthaus Brinkmann an der Wetterstraße. Petra Brinkmann (50), Tochter der Wirtsleute, hat im Jahr 2008 den landwirtschaftlichen Betrieb von ihren Eltern Wilhelm und Helma übernommen und damals das Federvieh nach Gedern gebracht. Mit 30 Tieren hat sie angefangen, heute sind es 130 – und es ist der vermutlich einzige Gänse-Aufzuchthof in Witten.
Ende Mai kommen die drei Wochen alten Küken von einem regionalen Geflügelhändler zu Petra Brinkmann. „Die sind dann noch so richtig kleine, flauschige Knäuel“, schwärmt „Gänseliesel“ Petra, wie sie von vielen scherzhaft genannt wird. „Wenn sie so klein sind, dann bleiben sie allerdings erstmal im Stall“, betont die Expertin. „Sonst sind sie hilflose Beute von Greifvögeln oder dem Fuchs.“
Knackige Äpfel mögen die Gänse auf dem Hof in Witten am liebsten
Später im Jahr führen die Gänse am Landgasthof ein glückliches, selbstbestimmtes Leben im Freien. Sie können fressen, wann sie wollen. Im offenen Stall steht die Futterstelle mit frisch geschrotetem Getreide bereit. Außerdem gibt es jede Menge frisches Gras. Leibspeise seien jedoch die knackigen Äpfel, die im Herbst von den Bäumen purzeln.
Tradition seit 200 Jahren
Seit mehr als 200 Jahren und acht Generationen besteht das Traditionsgasthaus Brinkmann zwischen Witten und Wetter an der Ruhr.
Wer selber einen Gänsebraten zubereiten möchte, der kann ab sofort eine küchenfertige Ruhrtal-Gans vorbestellen. Sie wiegt zwischen dreieinhalb und fünf Kilo. Der Preis pro Kilo liegt bei 15 Euro. Die Martins- bzw. Weihnachtsgänse sind tiefgefroren und können nach Terminvereinbarung abgeholt werden. Kontakt: meyer-brinkmann@t-online.de.
Petra Brinkmann liebt ihre große Gänsefamilie und kümmert sich mit viel Herzblut um ihr Wohlergehen. Der einzige Feind ist der Fuchs, der manchmal um die eingezäunte Weide schleicht. „Wenn es mal wieder heißt ,Fuchs, du hast die Gans gestohlen’ ist das allerdings gar nicht lustig“, erzählt Petra Brinkmann. Erst kürzlich sei das passiert.
Fleisch der Ruhrtalgänse schmeckt besonders aromatisch, sagt die Expertin
Doch die Tage der Gänse sind ohnehin gezählt. „Es ist wieder Zeit für den Gänsebraten“, weiß Brinkmann. Das Martinsfest steht vor der Tür und Weihnachten rückt immer näher. Die Gederaner Ruhrtalgänse werden jetzt zum Geflügelschlachthof Zurnieden in Fröndenberg gebracht. Von dort kommen sie küchenfertig verpackt wieder zurück. „Wir lassen unsere Tiere kurz vor der Saison schlachten, damit wir unsere Gänse hundertprozentig wieder zurückbekommen. Denn ihr Fleisch schmeckt besonders aromatisch.“
Nur Brust oder Keule gibt es nicht
Auch im Landgasthof Brinkmann steht natürlich bald Gänsebraten auf der Speisekarte. Selbstverständlich werden dort nur die „hofeigenen Tiere“ serviert – nach Vorbestellung und Platzreservierung. Und nur komplett. Deshalb reicht ein Essen für mehrere Genießer. „Brust oder Keule – das ist deutsche Zukaufsware“, so Petra Brinkmann.
Ein klein wenig schmerzt es die Gänsemutter schon, wenn es auf dem Hof wieder total ruhig ist. „Man gewöhnt sich an das Schnattern. Und es entspannt total, auf der Weide zu stehen, die Gänse zu beobachten und mit ihnen zu sprechen“, sagt Petra Brinkmann. „Nach der ersten Aufregung sind sie total entspannt. Sie kennen mich.“ Schon jetzt freut sich die Gänseliesel auf die neue Generation der Gederaner Ruhrtalgänse im kommenden Jahr. Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Witten