Witten. Das Waldorf-Institut Witten hat eine Dozentin beurlaubt, die auf ihrem Telegram-Kanal fragwürdige Inhalte zu Corona teilt.
Das Waldorf-Institut Witten Annen hat eine Mitarbeiterin beurlaubt, die in einem öffentlichen Telegram-Kanal fragwürdige Beiträge zur Corona-Pandemie verbreitet. Das teilte das Institut auf seiner Facebook-Seite mit. Die Leitung sei „in klärende Gespräche mit der betreffenden Mitarbeiterin eingetreten, um die Angelegenheit schnellstmöglich aufzuarbeiten“, heißt es.
Man distanziere sich ausdrücklich von dem Telegram-Kanal, betont die Ausbildungseinrichtung für angehende Waldorflehrer „Die dort wiedergegebenen Inhalte stellen keine Haltung des Instituts dar, sie sind vielmehr private Äußerungen. Wir weisen diese nachdrücklich zurück, insbesondere, sofern Anklänge an ‘Verschwörungsmythen’, Rechtspopulismus o. ä. gegeben sind“, schreibt das Institut.
Waldorf-Institut in Witten hält Titel des Kanals für irreführend
Der Vorstand hatte bereits bei der ersten Anfrage unserer Redaktion darauf hingewiesen, dass Mitarbeiter Äußerungen außerhalb des betrieblichen Zusammenhangs selbst zu verantworten hätten. „Selbstverständlich werden im gesamten Institutsbetrieb sämtliche Verordnungen und Gesetze zur Eindämmung der Corona-Pandemie eingehalten“, versichert das Institut nun erneut.
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Der Titel des Kanals, „Waldorfpädagog*innen für Aufklärung“, sei zudem irreführend, heißt es in dem Facebook-Post weiter – als gebe es „einheitliche waldorfpädagogische Haltungen zur Corona-Frage“. Zudem könne der Eindruck entstehen, das Waldorf-Institut teile die Inhalte aller Beiträge. „Das ist nicht der Fall.“
Viel Zuspruch für Beurlaubung der Dozentin, aber auch Kritik
Kernpunkt der anthroposophischen Arbeit am Annener Berg sei die Betrachtungsweise jedes Menschen in seiner Individualität und Ganzheit. „Demgemäß distanziert sich das Waldorf Institut ausdrücklich von rechtspopulistischen und diskriminierenden Positionen jeglicher Art.“ Man arbeite mit den Studierenden daran, wie „gesellschaftliche Fragen in einer polarisierten Situation mit ihren künftigen Schüler*innen im Interesse ihrer selbstständigen Urteilsbildung bearbeitet werden“ können, so die Institutsleitung.
Gleichlautend hatte sich auch die Initiatorin des besagten Telegram-Kanals im Bezug auf ihre Unterrichtsgestaltung gegenüber unserer Redaktion geäußert. Probleme hat das Institut aber offenbar bei den Inhalten der Telegram-Gruppe. Dort erhalten Corona-Kritiker wie der HNO-Arzt Bodo Schiffmann eine Plattform, der die Corona-Maßnahmen mehrfach mit dem Ermächtigungsgesetz von Adolf Hitler verglichen hat.
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Das Annener Institut verweist zudem auf eine Presseinformation des Bundes der Freien Waldorfschulen, der man sich „voll umfänglich“ anschließe. Darin wird etwa unterstrichen, dass man auf pädagogischem Feld agiere und „keine Empfehlungen zu medizinischen Fragen“ gebe. Die Entscheidung des Instituts, die Mitarbeiterin zunächst zu beurlauben, stößt auf der Facebook-Seite der Einrichtung auf viel Zustimmung – erntet aber auch Kritik. Etwa weil die freie Meinungsäußerung zensiert werde.
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