Witten. Vielleicht hätte man es nach dem Absturz der SPD bei der Kommunalwahl in Witten auf 25 Prozent doch ahnen müssen. Nichts ist mehr unmöglich.
Wenn Lars König an diesem Montagmorgen aufwacht, wird er es vielleicht selbst kaum glauben können. Er ist Bürgermeister von Witten, der erste schwarze überhaupt in der Stadtgeschichte seit dem Krieg, und er wird es für mindestens fünf Jahre bleiben. Damit geht ein Ruck durch Rat und Verwaltung.
Die SPD ist nach dieser Stichwahl am Boden. Sie hat nicht nur viele Wähler in Witten verloren (das kannte sie ja bereits), sondern jetzt auch noch den Chefsessel im Rathaus. Was für ein Absturz nach Jahrzehnten mit absoluten Mehrheiten. Hat sie vielleicht aufs falsche Pferd gesetzt? Zumindest dürften die Genossen und Sonja Leidemann selbst die Wechselstimmung unterschätzt haben. Nach 16 Jahren wollten die Wähler offensichtlich frischen Wind an der Spitze.
Vielleicht hatte Leidemann den rechtzeitigen Absprung verpasst. Doch wenn erst einmal die Wunden dieser krachenden Niederlage verheilt sind, kann sie auf viel Erreichtes zurückblicken.
Auch die Grünen in Witten haben diese Wahl verloren
Neben Leidemann und der SPD hat diese Wahl noch einen dritten Verlierer: die Grünen. Sie waren schlecht beraten, als sie sich erneut mit der SPD und ihrer Spitzenkandidatin verbündeten. Es war ein großer Fehler, nicht rechtzeitig einen eigenen Kandidaten aufgebaut zu haben.
König, dem es mit einen jungen Wahlkampfteam gelungen ist, viel Präsenz zu zeigen und die Wechselstimmung zu schüren, wird nun liefern müssen. Das Bürgermeisteramt ist für den 49-Jährigen, der trotz vieler Jahre im Rat bisher politisch nicht besonders aufgefallen ist, eine große Herausforderung. Zumal er keine Mehrheit hat. Dafür aber kräftigen Rückenwind der Wähler. Hoffentlich weiß er ihn zu nutzen. Es geht um das Wohl der Stadt, das künftig in seinen Händen liegt.