Witten. So spannend war eine Kommunalwahl in Witten wohl selten. Nachdem ein Drittel der Stimmbezirke ausgezählt sind, liegen SPD und CDU fast gleichauf.

Es ist die ungewöhnlichste Kommunalwahl der letzten Jahrzehnte – und vielleicht die pannenreichste.

Wegen technischer Probleme bei der EDV in Hagen wurden die Ergebnisse erst mit großer Verspätung übertragen. Während sich SPD und CDU ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, hat Sonja Leidemann bei den Bürgermeisterwahlen die Nase zwar vorn.. Sie muss aber in 14 Tagen in die Stichwahl gegen Lars König (CDU), der überraschend gut abzuschneiden scheint. Die Grünen legen kräftig zu und die AfD sitzt erstmals im Rat.

Bei den Ratswahlen muss die SPD – Stand 22 Uhr – wie im ganzen Land ordentlich Federn lassen. Sollte sie von der CDU als stärkste Fraktion abgelöst werden, wäre das für Witten eine Sensation. Die Grünen können gegenüber 2014 deutlich gewinnen, ihren Sensationssieg bei der Europawahl im letzten Jahr aber vermutlich nicht wiederholen. Die AfD zieht erstmals in den Rat ein, gewinnt aber offenbar bei Weitem nicht so viele Stimmen wie von vielen befürchtet. Für Rot-Grün oder Schwarz-Grün wird es im neuen Rat wohl nicht reichen. Also wieder Groko?

Es gibt auffällig viele ungültige Stimmzettel in Witten

Die Pandemie und technische Pannen prägten diesen Urnengang bei schönstem Spätsommerwetter. Es gab 20 Wahllokale weniger, dafür mehr Stimmzettel, die den ein oder anderen Wähler offenbar überforderten – jedenfalls soll es relativ viele ungültige Stimmen gegeben haben. Beides, Corona und das Ausfüllen von immerhin fünf verschiedenen Stimmzetteln, führte dazu, dass alles viel mehr Zeit brauchte.

Vor den Wahllokalen kam es zu langen Schlangen und Wartezeiten von bis zu einer Stunde – wann hat es das jemals gegeben? Weil sich viele Wähler wie am Marien-Hospital selbst 30 Minuten vor der offiziellen Schließung der Wahllokale um 18 Uhr noch draußen die Beine in den Bauch standen, wurden kurzerhand einige Wahllokale länger geöffnet – damit wirklich jeder seine Stimme abgeben konnte. Die vielen Briefwähler vorher haben alles richtig gemacht….

Ergebnisse für EN-Kreis und Witten kommen mit viel Verspätung

Die Politiker hatten sich diesmal wegen Corona nicht im Rathaus, sondern im Saalbau versammelt, um den Wahlabend zu verfolgen. Doch als bis 20.30 Uhr noch immer keine Ergebnisse auf der Großleinwand auftauchten, machten sich die Ersten auf den Heimweg. „Es gibt ein Riesen-EDV-Problem in Hagen“, sagte Wahlamtsleiter Michael Muhr. Sonja Leidemann war die Verärgerung deutlich anzusehen. „Ich bin richtig sauer“, sagte sie. Zumal die Wittener Stadtverwaltung nichts für die Panne des Softwaredienstleisters könne. Insgesamt 30 Städte waren an diesem Abend von dessen Serverproblemen betroffen.

Zwar gingen die Schnellmeldungen per Telefon aus den Wahllokalen nach dem Auszählen wie gewohnt ein. Doch die Kollegen, die an der Brauckstraße saßen, konnten die Ergebnisse nicht in das dafür vorgesehene elektronische Erfassungssystem („Vote-Manager“) eingeben. „Deshalb werden jetzt die dafür vorgesehenen Ausfalldateien befüllt“, sagte Muhr.

Nun, irgendwann trudelten dann die ersten Ergebnisse ein. Danach liegt Sonja Leidemann als Bürgermeisterin in Witten vorne und Olaf Schade als Landrat für den Kreis. Bei der Bürgermeisterwahl machen Leidemann und König das Rennen unter sich aus. Stefan Borggraefe (Piraten) könnte wieder irgendwo bei zehn Prozent landen. Alle anderen sechs Bürgermeisterkandidaten liegen derzeit weiter dahinter.