Witten. Im Wittener Kleiderladen des Kinderschutzbundes gibt es gebrauchte Mode für alle Altersklassen. Doch das Geschäft könnte besser besucht sein.
Strampelanzüge, Umstandsmode und Damenblusen – im Kleiderladen des Wittener Kinderschutzbundes findet man fast alles. Die Kleidungsstücke wurden allesamt gespendet und werden hier für kleines Geld an Familien verkauft, die sie sich woanders nicht leisten können. Gerade zum Schulanfang würden viele Familie günstige Kinderkleidung benötigen, sagt Katja Raillon vom Vorstand des Kinderschutzbundes. Darum will der Verein auf sein Angebot aufmerksam machen.
Bekleidung in allen Größen, Farben und Mustern stapelt sich in den Regalen des Ladens neben Spielen und Kuscheltieren. Gespendet werden oft ganze Säcke, erzählt Veronika Otto (68). Die Rentnerin betreut den Kleiderladen ehrenamtlich und sitzt ebenfalls im Vorstand des Verbandes. „An manchen Tagen ersaufen wir regelrecht in Kleidung“, sagt sie lachend. Dann macht sie Schilder, auf denen steht: „Drei Teile für einen Euro.“ Die Preise werden nach Gefühl bestimmt. „Wir sehen das nicht so eng, aber verhandelt wird bei uns nicht. Die Preise sind schon sehr niedrig.“
Kinderschutzbund Witten bezahlt vom Erlös seines Kleiderladens Kosten wie Strom und Heizung
Von dem Erlös bezahlt der Ortsverband laufende Kosten wie Strom und Heizung. Bei unserem Besuch betreut Veronika Otto den Laden zusammen mit ihrer Kollegin Barbara Böringschulte (68). Gemeinsam sortieren sie gespendete Kleidung, hängen Kleiderbügel auf, beschriften Regale und dekorieren Spielsachen.
Viele der Kunden kommen regelmäßig in den Laden. Oft sind es Mütter, viele alleinerziehend, die meisten leben von Hartz lV. „Wir kommen mit den Leuten ins Gespräch, manchmal erfahren wir so ihre ganze Lebensgeschichte“, sagt Barbara Böringschulte. Sie erzählt von einer polnischen Frau mit drei Kindern, die sich mit verschiedensten Putz-Jobs über Wasser hält.
Im Kleiderladen sind nicht nur bedürftige Menschen willkommen
Besonders wichtig ist der 68-Jährigen, dass nicht nur bedürftige Menschen willkommen sind: „Zu uns kann jeder kommen, egal ob arm oder reich. Auch, wenn sie nur quatschen wollen.“ Einen Nachweis für geringes Einkommen oder ähnliche Bescheinigungen verlangt hier niemand.
Derzeit nur vormittags geöffnet
Der Kinderschutzbund und sein Kleiderladen sitzen an der Konrad-Adenauer-Straße 17 C in der Innenstadt. Hier werden auch Hausaufgabenbetreuung, Spielgruppen und Deutschkurse angeboten.
Rund 40 Ehrenamtliche engagieren sich im Wittener Ortsverband. Viele davon sind Rentner. Weil sie zur Corona-Risikogruppe zählen, sind sie im Moment nicht im Einsatz.
Daher ist der Kleiderladen derzeit nur montags bis freitags zwischen 10 und 12 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es online unter www.kinderschutzbund-witten.de.
Eine Stammkundin ist Karin (44). Sie kommt mehrmals pro Woche in den Laden, schon seit 20 Jahren. „Das ist wie ein zweites Zuhause für mich“, sagt sie. Heute stöbert sie zusammen mit ihrer Tochter Christine (15) durch die Regale und Kleiderstangen. Karin arbeitet in einer Bäckerei. Sie sagt, in den Kleiderladen kommt sie einfach, weil sie sich hier so wohl fühlt. Schöne neue Sachen findet sie hier regelmäßig: „Wir gehen selten mit leeren Händen nach Hause.“
Trotz zentraler Lage kommen häufig nur wenige Kunden
Den Laden hat Karin schon vielen Freunden und Bekannten weiterempfohlen. „Ich werde auf der Arbeit oft gefragt, woher meine Oberteile oder Schuhe sind. Wenn ich dann von dem Kleiderladen erzähle, kennen viele den gar nicht.“
Dabei liegt der Laden sehr zentral, in einer Seitenstraße in der Nähe des Marienhospitals. Aus der Ferne ist er jedoch schlecht zu erkennen. Auch deswegen bleibt es hier oft ruhig, wie auch an diesem Vormittag. Barbara Böringschulte und Veronika Otto wünschen sich, dass mehr Menschen das Angebot nutzen – gerade jetzt, wo wegen Corona in vielen Familien das Geld noch knapper ist als sonst.
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