Witten. Über 50 Prozent der jungen Frauen erhalten Antibaby-Pillen der neueren Generation mit einem Risiko für Thrombosen und Embolien, warnt die AOK.

Mehr als jede zweite junge Frau schluckt eine riskante Antibaby-Pille. Darauf weist die AOK hin. In Westfalen-Lippe würden über 50 Prozent der Frauen Antibaby-Pillen auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnet, die zu den risikoreicheren Präparaten der neueren Pillen-Generation zählten.

In den letzten zehn Jahren würden zwar weniger Antibaby-Pillen verordnet, die ein höheres Risiko für Thrombosen und Embolien mit sich brächten. Dennoch würden diese Präparate noch häufig von Ärzten verschrieben, so die Krankenkasse. „Nach wie vor bekommen mehr als die Hälfte der jungen Frauen Präparate mit einem erhöhten oder unklaren Risiko für die Bildung von venösen Thromboembolien", kritisiert der AOK-Vorstandsvorsitzende Tom Ackermann.

Problematisch ist die Entwicklung beim Wirkstoff Dienogest

Schon seit 2014 gibt es eine entsprechende Empfehlung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), risikoärmere Antibaby-Pillen zu verordnen. Eine bundesweite Detailanalyse der verordneten Wirkstoffe in Bezug auf das Risiko für Thrombosen und Embolien zeigt, dass der Verordnungsanteil der risikoärmeren Antibaby-Pillen – insbesondere mit dem Gestagen Levonorgestrel – bundesweit von rund 28 Prozent im Jahr 2009 auf rund 46 Prozent im Jahr 2019 gestiegen ist. Die Anteile der risikoreicheren Gestagene Chlormadinon, Drospirenon, Desogestrel und Gestoden sind dagegen stark zurückgegangen.

Problematisch sei aber die Entwicklung beim Wirkstoff Dienogest, dessen Anteil an den Verordnungen im Zehn-Jahres-Zeitraum von 19 auf 37 Prozent stieg. „Und das, obwohl das Risiko dieses Wirkstoffes für das Auftreten venöser Thromboembolien lange unklar war und das BfARM daher von der Verordnung bei Risiko-Patientinnen abgeraten hat", so Ackermann. Seit 2018 gebe es nun einen sogenannten Rote-Hand-Brief des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, der ausdrücklich vor dem höheren Risiko bei der Verordnung von Dienogest warne.

Ein Spannungsgefühl im Bein kann auf eine Thrombose hindeuten

Insbesondere junge Frauen, die das erste Mal die Antibaby-Pille zur Verhütung einnehmen, sollten auf typische Anzeichen einer Thrombose oder Embolie achten und umgehend einen Arzt aufsuchen, wenn es dafür Anzeichen gibt, rät die Krankenkasse. Symptome sind starke Schmerzen oder Schwellungen sowie ein Spannungs- oder Schweregefühl im Bein. Auch eine bläulich-rote Verfärbung oder ein Glänzen der Haut am Bein kann auf eine Thrombose hindeuten. „Typische Symptome einer Lungenembolie sind plötzliche auftretende Kurzatmigkeit oder Atemnot, atemabhängiger Brustschmerz, Herzrasen oder unerklärlicher Husten", so Ackermann.