Witten. Viele Pflegekräfte in Witten erhalten im Juli den Pflegebonus für den Corona-Einsatz. Doch bei manchem ist die Freude über das Geld getrübt.

Beschäftigte in der ambulanten und stationären Altenpflege sollen einen einmaligen Corona-Bonus bekommen. Das haben Bundesregierung und Bundestag beschlossen. Tatsächlich wird das Geld bald auf dem Konto vieler Alltagshelden in Witten landen. „Ich freue mich auf jeden Fall über diese Anerkennung unserer Arbeit“, sagt Elke Peter, die als Krankenschwester bei der Caritas im Einsatz ist.

Elke Peter arbeitet als Krankenschwester für die Caritas in Witten. Sie freut sich über die Anerkennung durch den Pflegebonus.
Elke Peter arbeitet als Krankenschwester für die Caritas in Witten. Sie freut sich über die Anerkennung durch den Pflegebonus. © Hartmut Claes

„Die Patienten waren vor allem anfangs sehr verunsichert und hatten Angst vor einer Ansteckung“, so die 54-Jährige. Das alles – und nicht zuletzt das ständige Tragen der Schutzmaske – habe die Arbeit während der Pandemie erschwert. Der Pflegebonus bedeute für sie eine Aufwertung des Berufsstandes.

Caritas in Witten: Das Geld wird mit dem Juli-Gehalt ausgezahlt

Elke Peter hat eine 90-Prozent-Stelle. Sie bekommt nicht ganz den vollen Betrag von 1500 Euro, der für Vollzeit-Pflegekräfte vorgesehen ist, die täglich Kontakt zu Patienten haben. 1000 Euro erhalten Mitarbeiter, die sowohl mit Patienten arbeiten als auch in der Verwaltung. 500 Euro gehen an jene, die vor allem im Büro tätig sind. Teilzeitbeschäftigte bekommen unterm Strich entsprechend weniger.

Bei der Wittener Caritas landen insgesamt 90.000 Euro für die Mitarbeiter. Zwei Drittel zahlt der Bund, ein Drittel das Land. „Abgewickelt wurde es über die Pflegekasse“, so Caritas-Geschäftsführer Hartmut Claes. Er verspricht: „Das Geld wird mit dem Juli-Gehalt Ende des Monats ausgezahlt.“ Er freue sich, dass letztlich alles so unbürokratisch über die Bühne gegangen sei.

Pflegebonus musste innerhalb einer Woche beantragt werden

Denn wochenlang habe große Unsicherheit geherrscht. „Die Mitarbeiter haben uns immer wieder auf den Pflegebonus angesprochen.“ Innerhalb einer Woche habe man die Prämie schließlich bis zum 19. Juni beantragen müssen. Schon in der ersten Juli-Woche habe der Zuwendungsbescheid auf dem Tisch gelegen, so Claes. „Und da wurde auch nichts hinterfragt.“

Das sagen die Krankenhäuser

„Wir möchten unseren Pflegekräften einen solchen Bonus nicht vorenthalten“, so Brunhild Schmalz, Prokuristin der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel, zu der das Ev. Krankenhaus Witten gehört. „Doch da dieser nicht zu refinanzieren wäre und eine rechtliche Basis für eine sozialversicherungs- und steuerfreie Auszahlung aktuell nicht gegeben ist, ist eine freiwillige, coronabedingte Sonderzahlung im Unternehmen derzeit nicht vorgesehen.“

Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe, zu der das Marien-Hospital gehört: „Es würde uns sehr freuen, wenn Mitarbeiter aller Berufsgruppen, die in der Zeit von Corona besonders gefordert wurden, eine Bonuszahlung erhalten würden. Diese wäre für uns aber nur dann möglich, wenn wir die entsprechende Summe von Stadt, Land oder Bund zur Verfügung gestellt bekämen.“

Was er nicht nachvollziehen kann: „Dass die Pflegekräfte in den Krankenhäusern völlig leer ausgehen.“ Dem Argument, die Entlohnung in der Altenpflege sei aktuell nicht so hoch wie in Kliniken, widerspricht Claes. „Bei den Wohlfahrtsverbänden ist das nicht der Fall.“ Eine examinierte Krankenschwester in der höchsten Altersstufe verdiene etwa 3900 Euro brutto im Monat. Das sei vergleichbar mit dem Gehalt eines Mechatronikers. Allerdings klafften Lücken bis zu 800 Euro im Vergleich zum Verdienst bei privaten Pflegediensten.

Wittener Geschäftsführer: Steuerentlastung wäre einfacher gewesen

Volker Rumpel, Geschäftsführer der Familien- und Krankenpflege im Wullener Feld, versteht nicht, warum der Bonus nicht sogar auf ganz andere Berufsgruppen, etwa Verkäufer, ausgeweitet wurde. Auch er hat die Prämie für seine Mitarbeiter beantragt. „Ich fände es grob vorsätzlich, das nicht zu tun.“

Die Antragstellung sei zwar aus seiner Sicht „sehr kompliziert“ gewesen. Doch nun wird das Geld im Juli fließen. Insgesamt werden rund 32.000 Euro an 43 Mitarbeiter der Herbeder Sozialstation ausgezahlt, 39.000 Euro an knapp 60 Mitarbeiter der Sozialstation im Wullener Feld sowie knapp 8000 Euro an 13 Mitarbeiter der dortigen Tagespflege. Rumpel: „Eine Steuerentlastung wäre einfacher gewesen.“

Wittener Pflegedienstleiterin: Einmalzahlung reicht nicht

Hedwig Deppe, Pflegedienstleiterin im Herbeder St. Josefshaus, findet den Bonus grundsätzlich „total gut“. Doch dass die Pflege dadurch einen Imagegewinn erfährt, glaubt sie nicht. „Die Lobeshymnen auf uns sind doch längst verhallt.“ Sie ist sogar richtig sauer. „Mit dieser Einmalzahlung meint man wohl, alles ausgleichen zu können.“ Sie wünsche sich dauerhafte Verbesserungen bei der Bezahlung und beim Personalschlüssel. „Wir arbeiten uns weiterhin kaputt.“

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