Witten. Die Kita „Schatzkiste“ in Witten pflanzt selbst Gemüse an – damit die Kinder lernen, was in der Region so wächst. Denn nicht alle kennen Kohlrabi.

„Guck mal, wie der Mais wächst.“ Der kleine Lukas zeigt begeistert auf die Pflanze und hüpft ein paar Meter weiter. „Und eine Tomate ist auch schon fast reif.“ Linus testet gerade die Johannisbeeren. „Gar nicht so sauer“, findet er sie und kaut genüsslich. Die Kinder der Kita Schatzkiste an der Dortmunder Straße in Witten entwickeln sich gerade zu Experten in Sachen Obst und Gemüse. Sie haben ein großes Beet auf einer brachliegenden Fläche angelegt. Dort wächst und gedeiht so alles mögliche.

Lotta, Mats und Erzieherin Annabell Hauber bei der Ernte.
Lotta, Mats und Erzieherin Annabell Hauber bei der Ernte. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Gesunde Ernährung hat bei der Kita der Lebenshilfe, die 2017 eröffnet wurde, seit jeher einen hohen Stellenwert. Täglich wird dort frisch gekocht. Doch was da so appetitlich zubereitet auf den Teller kommt, sieht ja in der Natur oft ganz anders aus. Deshalb macht die Schatzkiste beim Bildungsprogramm „Gemüse-Ackerdemie“ mit und ist nun selbst eine „Acker-Kita“.

Auslöser für die Teilnahme war ein Vorfall, der Leiterin Sina Caspers heute noch die Haare zu Berge stehen lässt. Ein Kind habe tatsächlich einen Tannenzapfen für eine Banane gehalten, erzählt sie. Da war klar: „Hilfe, wir müssen etwas tun.“

Erzieherin schaut sogar am Wochenende nach dem Gemüse in Witten

Die Mitarbeiterinnen haben an Fortbildungen teilgenommen. Zum Glück besitze eine von ihnen, Laura Schwarz, einen grünen Daumen. Sie schaut sogar am Wochenende vorbei und gießt, wenn nötig. Im Mai haben sie die ersten Pflänzchen in die Erde gesetzt: nicht nur Tomaten und Mais, sondern auch Salat, Zucchini, Kürbis, Rote Bete, Mangold und Kartoffeln – alles, was halt so in der Region wächst.

Gesunde Kitas und Schulen

Die „Schatzkiste“ der Lebenshilfe ist die einzige Kita, die in Witten an dem Programm „Gemüse-Ackerdemie“ teilnimmt. Es gibt auch Kitas und Schulen, die selbst aufs Feld gehen. So sind zum Beispiel jüngere Schüler der Rudolf-Steiner-Schule Gast auf einem Demeterhof in Wetter. Die Blote-Vogel-Schüler können ein eigenes Beet im Schulgarten anlegen.

Gesunde Ernährung steht bei vielen auf dem Stundenplan. So legt etwa die Freiligrathschule unter dem Motto „Gesund und fit“ großen Wert auf gesunde Ernährung und Bewegung.

Einige Grundschulen haben außerdem am Projekt „Klasse 2000“ teilgenommen, darunter die Crengeldanz-, Bredde- und Harkortschule. Ein Schwerpunkt dabei ist ebenfalls die Gesundheitsförderung.

Nur der Fenchel hat hier nicht überlebt. Dafür sind die Kartoffelpflanzen schon einen halben Meter hoch. Bald werden also alle Kinder wissen, woraus Pommes gemacht werden. Und dass Tomaten erst geerntet werden, wenn sie rot sind – zumindest die Sorte, die in der Kita wächst.

Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen lernen dazu

Die Erzieherinnen Anja Schomber und Annabelle Hauber sind gerade mit den Vorschulkindern im Garten. Die Fünf- und Sechsjährigen wuseln durch die Reihen. Mats und Lotta dürfen Rote Bete ernten. Dazu müssen sie einmal kräftig an den großen Blättern der Gemüsepflanze ziehen und dann die Erde abschütteln. Auch ein prächtiger Kohlrabi wandert in den Korb.

Johannisbeeren sind in Witten auch schon im Korb gelandet. Die gibt’s zum Nachtisch.
Johannisbeeren sind in Witten auch schon im Korb gelandet. Die gibt’s zum Nachtisch. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Nicht nur die Kinder, auch die erwachsenen Kita-Mitarbeiterinnen lernen durchs Gärtnern dazu. Sina Caspers: „Eigentlich bin ich kein Fan von Roter Bete. Aber die aus unserem Garten haben ganz anders geschmeckt.“ Kinder mit geistiger Entwicklungsverzögerung, die die Kita besuchen, würden ebenfalls von dem Acker-Projekt profitieren – zum Beispiel sprachlich. Damit klar ist: Es heißt Kohlrabi – und nicht Gabi.

Holzhaus in Witten soll vielleicht bald ein kleiner Hofladen werden

Das eingezäunte Gelände, auf dem die Pflanzen wachsen, liegt direkt neben dem Wohnheim der Lebenshilfe an der Dortmunder Straße. Eine Kooperation mit den Bewohnern ist geplant, „um sich die Arbeit auf Dauer zu teilen“, wie die Kita-Leiterin erklärt. Auf der Fläche steht auch ein kleines Holzhäuschen voller Gerümpel. Wenn dort ordentlich aufgeräumt ist, wollen sie es vielleicht als eine Art Hofladen nutzen, um einen Teil der Ernte, Holunderblütensirup, Tee oder Selbstgemachtes aus der Lebenshilfe-Werkstatt anzubieten.

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