Witten. Überall in der Stadt sieht man derzeit eine kleine Getreideart wachsen. Warum bei der Mäusegerste auch Vorsicht angesagt ist.
Auf Grünstreifen, Verkehrsinseln, am Weges- oder Fahrbahnrand sieht man seit Beginn der wärmeren Jahreszeit auch in Witten allerorts ein Getreide wuchern: 20 bis 30 Zentimeter hoch, mit grünen, später hellbraunen Ähren und langen Grannen daran. Worum es sich bei dem Gewächs handelt und wann Vorsicht angesagt ist.
Was da überall wächst und gedeiht ist die Mäusegerste. „Es gibt sie in unseren Breiten schon lange“ sagt Birgit Ehses. In diesem Jahr habe sie sich aber sehr stark ausgebreitet, so die Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten (NaWit). Die Pflanze sei ein sogenannter Neophyt. Also ein Gewächs, das nicht ursprünglich hier angesiedelt ist, sondern das irgendwann eingeschleppt wurde und sich mittlerweile hier etabliert hat.
Mäusegerste mag trockenes und warmes Klima
„Die Mäusegerste mag es warm und trocken“, weiß Ehses. Darum würde das Süßgras nun hier – in unserem sich wandelnden Klima – immer besser gedeihen. Ursprünglich stammt die Mäusegerste aus dem Mittelmeerraum und Anatolien. Mittlerweile hat sich das robuste Gewächs aber in weiten Teilen der Welt heimisch eingerichtet. Auch in Nord- und Südamerika, Asien und Australien.
Die Gersten-Art benötigt wenig Nährstoffe – und kann daher praktisch überall wachsen. „Sie bevorzugt Stellen, an denen andere Pflanzen nicht wachsen“, so Birgit Ehses. Etwa auch an Wegrändern oder wenn einfach nur etwas Material angeschwemmt wurde. „Das reicht ihr schon.“ Hauptsache warm, trocken und stickstoffreich.
Körner der Mäusegerste sind essbar
Mittlerweile sieht man die Mäusegerste aber nicht nur am Wegesrand, sondern immer mehr auch in Grünstreifen oder auf Wiesen. Man müsse die Pflanze im Auge behalten, sagt daher auch die Nawit-Vorsitzende. Vor allem, ob sich die kleine Gersten-Art in andere Bereiche hinein ausbreitet. „Und dann vielleicht anderen Pflanzen den Platz wegnimmt, die wichtiger sind für unsere Insekten und Tiere.“
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Die Mäusegerste sei keine Ertragspflanze, sondern eine Wildpflanze, sagt Ehses. Oft wird das Süßgras auch als Unkraut bezeichnet. Dabei könnte man die Gersten-Art sogar essen. „Es wäre aber mühselig, die Körner sind sehr klein“, so die 60-Jährige.
Grannen bereiten vor allem Hunden Probleme
Die mit Widerhaken versehenen Grannen der Mäuse-Gerste bleiben leicht an Kleidung oder im Fell von Tieren hängen – so verbreitet sich die Pflanze auch über weite Strecken. Und genau das ist auch ihre Tücke: Denn vor allem für Hunde kann die Mäusegerste zum schmerzhaften Problem werden.
Strategien gegen die Trockenheit
Die Mäuse-Gerste blüht immer, wenn die Temperaturen lange genug ausreichend hoch waren. In Mitteleuropa ist das in der Regel von Mai bis Oktober. Als Futtergras ist sie ungeeignet, da die Grannen Schleimhautreizungen verursachen können.
Auch viele einheimische Pflanzenarten haben Strategien, um mit der fortschreitenden Trockenheit zurecht zu kommen, sagt Nawit-Vorsitzende Ehses. Etwa Mauerpfeffer, Raue Nelke, Pechnelke, Klatschmohn oder Königskerze.
Ihre Widerhaken setzen sich im Fell, in den Ohren oder Augen und häufig auch zwischen den Zehen fest und wirken dort als Fremdkörper. Die Widerhaken der Grannen verursachen bei den Tieren einen Juckreiz, weil sie in die weichen Hautpartien, in die Gehörgänge oder in die Augen eindringen.
Grünflächenamt bekämpft Mäusegerste nicht
Versucht der Vierbeiner, die lästigen Grannen loszuwerden – etwa durch Schütteln oder Reiben – dringen sie oft noch tiefer ein. Und können im schlimmsten Fall sogar unter die Haut wandern. Hundebesitzer sollten ihre Vierbeiner daher am besten von Mäusegerste fernhalten – oder sie zumindest nach jedem Spaziergang gründlich absuchen.
Dem Grünflächenamt der Stadt ist die Mäusegerste derweil noch nicht negativ aufgefallen. Man sehe keinen Bedarf, die Pflanze zu bekämpfen. Sie werde lediglich dort abgemäht, wo ohnehin der Bewuchs entlang von Straßen entfernt werde.
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