Witten. Der ganze Rest- und Sperrmüll des Kreises soll in Witten sortiert und getrocknet werden. Entsorger AHE will dafür viel Geld in die Hand nehmen.

Wie geht der EN-Kreis künftig mit seinem Restmüll um? Nach vielen Streitigkeiten ist diese Frage nun geklärt. Das Entsorgungsunternehmen AHE wird sich aller Voraussicht nach im Wittener Bebbelsdorf vergrößern – und dort künftig den gesamten Restmüll des Kreises sortieren und anschließend trocknen. Politisch steht dem nichts mehr im Wege. „Wenn diese Lösung umgesetzt wird, können wir als Kreis stolz darauf sein“, sagt Jan Schaberick (SPD), Vorsitzender des EN-Umweltausschusses.

Vor einem Jahr hatte der Kreistag die Verwaltung mit der Prüfung des ursprünglichen AHE-Konzepts beauftragt. EN-Gutachter Ullrich Schmidt war aber mit den von AHE-Geschäftsführer Johannes Einig vorgelegten Ideen nicht zufrieden.

AHE in Witten soll Holz, Metall und Kunststoffe zunächst aussortieren

Dabei ging es vor allem darum, die insgesamt 50.000 Tonnen Restmüll, die im Kreis anfallen, zentral in Witten zu trocknen. Denn dieser bestehe zu fast 55 Prozent aus Wasser, wie das Entsorgungsunternehmen durch eine Beprobung festgestellt hatte. Durch dieses Prinzip könnte die Müllmenge auf 20.000 Tonnen reduziert werden – und damit mehrere hundert Lkw-Fahrten in die Müllverbrennungsanlagen gespart werden.

Nach aufwendigen Verhandlungen gibt es nun eine gemeinsame Marschroute von AHE und Kreis. Der Restmüll des Kreises soll künftig – ebenso wie 15.000 Tonnen Sperrmüll – in einer am Bebbelsdorf neu zu errichtenden Anlage zunächst sortiert werden, bevor die unterschiedlichen Materialien dann getrocknet werden. Und zwar, wie im ursprünglichen Vorschlag vorgesehen, mit der überschüssigen Abwärme der Vergärungsanlage der AHE. Aus dieser verpuffen jährlich 3,5 Millionen Kilowattstunden ungenutzt in die Atmosphäre – rund zwei Drittel ihrer Leistung.

Aus Sperrmüll-Holz könnten Holz-Pellets werden

Holz, Metall, Kunststoffe und viele weitere Stoffe, die recycelt werden können, sollen vom Restmüll getrennt und weiterverarbeitet werden. So ist beispielsweise im Holz, das einen großen Teil des Sperrmülls ausmacht, viel Wasser enthalten. Nach der Trocknung könnte es nun beispielsweise zu Pellets verarbeitet und vermarktet. Dieses Prinzip lässt sich etwa auch auf Kunststoffe und Metalle ausweiten. Unterm Strich sind sich nun Gutachter und Entsorger einig, dass eine solche Lösung sowohl die Ökobilanz des EN-Kreises aufbessert, als auch ökonomisch lukrativer ist.

Konzept muss noch die Gremien durchlaufen

Das neue Restmüll-Konzept muss nun noch die Gremien des Kreises durchlaufen. Es sei aber „politisch einheitlich gewollt“, betont Ahe-Chef Einig. So sieht es auch der Umweltausschussvorsitzende des Kreises, Jan Schaberick.

Für die neuen Flächen muss in Witten noch Baurecht geschaffen und das Projekt anschließend ausgeschrieben werden. Wohl frühestens 2023 könnten dann die Bagger anrücken.

Einig betont, dass durch die neue Anlage keine Geruchsbelästigung für die Anwohner entstehen werden. Er verspricht eine moderne Abluft-Reinigung.

„Im Prinzip geht es darum, wie man Abfälle höherwertig recyceln kann“, erläutert Johannes Einig das neue Konzept. Dahinter stecke die Idee, „aus Abfall Produkte zu machen“. Dafür plant die AHE eine hochmoderne Vorbehandlungsanlage für Restmüll. Die neue Halle soll auf geschätzten 20.000 Quadratmetern entstehen und an die heutige Umladeanlage angekoppelt werden, die zudem „eingehaust“, sprich überdacht werden soll.

AHE will 15 bis 20 Millionen Euro in neue Anlagen in Witten investieren

15 bis 20 Millionen Euro soll der Umbau am Bebbelsdorf kosten. „Das ist eine Aufwertung und deutliche Verbesserung des Standorts“, sagt der Chef des Entsorgers aus Wetter. Schließlich sei die bisherige Umladeanlage bereits 40 Jahre alt. In den letzten zwei Jahren hat das Unternehmen nach eigenen Angaben dafür bereits 30.000 m² hinzugekauft. Es verfügt nun über insgesamt 80.000 m² Fläche im Wittener Norden an der Grenze zu Bochum.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.