Witten. Christine Westermann hat in der Wittener Kreuzkirche aus ihrem Buch gelesen. Es ging um Abschiede. Trotzdem war es kein trauriger Abend.
Abschiede gehören zum Leben. Dass sie nicht nur traurig, sondern manchmal auch schön sein können, hat Christine Westermann den Zuhörern bei ihrem Besuch in der Wittener Kreuzkirche mit auf den Weg gegeben. Die Moderatorin und Autorin hat aus ihrem Buch „Manchmal ist es federleicht“ gelesen. Dazu eingeladen hatte das Trauerzentrum für Kinder und Jugendliche „traurig-mutig-stark“.
Westermanns Mutter hat ihre letzten Lebensjahre in Witten verbracht
Christine Westermann hat sich als Moderatorin der Aktuellen Stunde und der Sendung „Zimmer frei!“ einen Namen gemacht. Aus ihrem 2017 erschienenen Buch hat sie bereits in vielen Städten gelesen. Doch es ging nicht nur um den Abschied von geliebten Menschen, sondern auch um die Trennung von einem Ort, einem Beruf oder einem guten Vorsatz. Zu Witten hat die 71-Jährige übrigens einen engeren Bezug: „Meine Mutter hat ihre letzten Lebensjahre hier in Witten verbracht, deswegen habe ich einige Erinnerungen an die Stadt.“
Das Buch hat Westermann jedoch ihrem Vater gewidmet, der starb, als sie 13 Jahre alt war. Abschied nehmen musste sie vor einigen Jahren auch von einer guten Freundin, die an einer Krebserkrankung starb. Ein großer Trost war für sie die Erkenntnis: „Die Menschen sind zwar physisch weg, aber die Bilder und Erinnerungen an sie bleiben für immer im Herzen und im Kopf gespeichert.“
Wittener Besucherin: Ein Abend wie dieser hilft, Trauer zu verarbeiten
Westermann sieht ihr Buch nicht unbedingt als Ratgeber, aber ihre Erfahrungen können Menschen Mut machen. Erika Schmidt ist mit ihrem Sohn und seiner Frau zu der Lesung in die Kreuzkirche gekommen. Ihr Mann ist im Mai verstorben. Ein Abend wie dieser helfe, die Trauer um ihn zu verarbeiten: „Ich kannte Christine Westermann bisher nur aus dem Fernsehen, aber ihr jetzt hier zuzuhören, ist sehr schön.“
In der Kirche durften wegen der Abstandsregeln nur wenige Plätze besetzt werden. Die Lesung abzusagen, kam für Annette Wagner trotzdem nicht in Frage. Sie ist pädagogische Leiterin des Trauerzentrums für Kinder und Jugendliche und hat den Abend organisiert. „Ich mochte Christine Westermann schon immer sehr und das Thema des Buches hat gut zu unserer Arbeit gepasst“, so Wagner.
Lesung sorgte trotz des ernsten Themas an vielen Stellen für Lacher
Tod und Trauer sind meist bedrückende Themen, dennoch war Westermanns Lesung an vielen Stellen unbeschwert und fröhlich. Die Zuhörer lachten laut, als sie von ihren zwei linken Händen, ihren ersten Erfahrungen mit einem Induktionsherd und dem Älterwerden erzählte. Immer wieder ist die 71-Jährige in ihrem Leben mit dem Abschiednehmen in Berührung gekommen. Schon als Kind musste sie mit ihren Eltern aus der DDR fliehen, ohne persönliche Gegenstände mitnehmen zu können. Später ließen ihre Eltern sich scheiden.
Trauerzentrum für Kinder und Jugendliche
Das Wittener Trauerzentrum für Kinder Jugendliche ist Teil des Vereins für Trauerarbeit Hattingen. In seinen Gruppen unterstützt das Trauerzentrum Kinder und Jugendliche dabei, mit ihren Gefühlen umzugehen und mutig mit ihrer Trauer zu leben.
Auch für Trennungskinder werden Treffen angeboten, bei denen sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können.
Zehn Jahre lang lebte die Autorin in San Francisco und ließ am Ende eine zweite Heimat zurück. Auch von ihrer Arbeit als Moderatorin bei „Zimmer frei!“ musste sie sich vor einigen Jahren verabschieden. Über den Tag der letzten Sendung spricht sie mit Wehmut – aber auch mit viel Stolz und Dankbarkeit. Westermanns Schlussworte: „Ich habe gelernt, dass im Leben das Hier und Jetzt zählt.“
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