Witten. Auf dem Hohenstein-Parkplatz stehen ein Kinderkarussell und viele Imbisswagen. Wird das Naherholungsgebiet Hohenstein jetzt zur Dauerkirmes?
Mini-Kirmes auf dem Hohenstein: Gleich sieben Imbiss Wagen und ein Karussell sind am Pfingstwochenende auf dem Hohenstein aufgebaut worden. Weil alle Volksfeste abgesagt wurden, versuchen die Schausteller so, zumindest einige der weggebrochenen Einnahmen wieder reinzuholen. Ihr Angebot lockt viele Familien an – doch es gibt auch Kritik.
Chantal und Mike sind mit ihrer Tochter Lilith heute extra für das Karussell zum Hohenstein gekommen. Die Anderthalbjährige fährt zum ersten Mal. „Es ist wie auf der Kirmes, nur kleiner und gemütlicher“, sagt Chantal. Insbesondere für kleine Kinder sei das toll – ohne den typischen lauten Kirmestrubel: „Das kann gerne auf Dauer bleiben.“
Eine Dauerkirmes auf dem Hohenstein wünschen sich aber nicht alle. Michaela hat den Eindruck, das Karussell lenkt die Kinder zu sehr ab: „Ich finde das eigentlich nicht schön, die Kinder sollten lieber auf den Spielplatz gehen oder hier die Natur entdecken.“ Ihre Enkelin Toni darf trotzdem eine Runde im Feuerwehrauto auf dem Karussell drehen.
„Wer hier gegen ist, der hat etwas gegen Kinderlachen“, sagt Schausteller und Karussellinhaber Andreas Nowag. Er erhalte fast nur positives Feedback: „Es gab schon jemanden, der gemeint hat, das würde hier nicht hinpassen, in ein Naturschutzgebiet. Aber das ist die Ausnahme.“ Die Kritik kann er nicht nachvollziehen. Er ist selbst der Meinung, der Hohenstein sollte ein Naherholungsgebiet bleiben – und empfindet sein Karussell und die Buden noch lange nicht als Kirmes: „Hier gibt es keine Achterbahn, keine Losbude, kein Dosenwerfen. Und es ist viel ruhiger als auf der Kirmes.“ Bleiben soll das Ganze so lange, wie es sich für ihn lohnt. Nowag hofft, dass in den Sommerferien besonders viele Familien kommen.
Weite Durststrecke für Wittener Schausteller
Am Pfingstwochenende hätten viele der Schausteller eigentlich bei „Kemnade in Flammen“ am See-Ufer gestanden. Auch die Himmelfahrtskirmes konnte nicht stattfinden.
Die Zwiebelkirmes im September ist bereits abgesagt. Wann die Schausteller wieder auf großen Festen stehen werden, bleibt unklar.
Crêpes-Verkäufer lässt sich nicht einschüchtern
Auf den Parkplätzen auf dem Hohenstein-Gelände gibt es Eis, Pommes und Currywurst, Zuckerwatte und gebrannte Mandeln zu kaufen. Auch der Crêpes-Wagen von Heiko Dressel steht hier seit gestern wieder. Sein neuer Transporter war letztes Wochenende demoliert worden und nicht mehr einsatzfähig. Stattdessen hat er jetzt den blauen Anhänger aufgestellt, den die Wittener vom Weihnachtsmarkt kennen. Mitarbeiter Sebastian sagt: „Wir lassen uns davon nicht einschüchtern, wir denken uns eher: Jetzt erst recht.“
Wie viele andere steht auch der Crêpes-Wagen eigentlich nur im Frühling und Herbst bei schönem Wetter auf dem Hohenstein. Jetzt reihen die Wagen sich hier jedes Wochenende aneinander. „Wir Schausteller müssen alle gucken, wie wir in diesen Zeiten klarkommen. Da sollte jeder die Chance haben, irgendwie Geld einzunehmen“, sagt Sebastian.
Am Kemnader See ist die Konkurrenz kleiner
Auch am Ufer des Kemnader Sees stehen Imbisswagen. Der Pommes-Wagen von Familie Kuckartz steht in der Nähe eines Eiswagens, ein paar hundert Meter weiter gibt es noch einen zweiten. Mehr sei hier nicht erwünscht, weiß Katja Kuckartz: „Es haben sich schon andere Schausteller beworben, aber die Verwaltung wollte hier keine Kirmeslandschaft. Der See ist ein Erholungsgebiet, und soll es auch bleiben.“ Seit sechs Jahren verkauft ihre Familie hier Pommes und Bratwurst. Eigentlich ist das aber nur ein Nebenverdienst, den Hauptanteil macht normalerweise der Verkauf auf der Kirmes und auf Festivals aus.
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