Witten. Die Rathaussanierung in Witten kommt gut voran. Der Südflügel soll 2021 als Rathausforum mit Bürgerberatung und modernen, offenen Büros öffnen.
Seit Sommer 2015 läuft die Rathaussanierung. 2023 soll das Wittener Wahrzeichen in neuem Glanz erstrahlen. Ein Meilenstein ist nun geschafft: Der Südflügel, das ist der Gebäudetrakt, der parallel zur Ruhrstraße verläuft, nimmt Formen an. Für die Wittener und die Mitarbeiter scheint das neue Rathaus ein Quantensprung in die Moderne zu sein.
Es sieht aus wie im Wimmelbuch: 40 Arbeiter verteilen sich auf den verschiedenen Stockwerken. Einer gießt Estrich, einer verputzt, manche malern. Viel zu tun haben die Elektriker. Die Datenkabel mit ihren lila Ummantelungen hängen in Bündeln von den Decken hinab, mitunter sehen sie aus wie Vogelnester. Es wird geklopft, gehämmert, alles übertönt die Popmusik aus dem Baustellenradio. „Diesen Bauabschnitt haben wir gut geschafft“, sagt Klaus Böde, Leiter des Gebäudemanagements. Man sei im Zeitplan. Und damit habe man nicht gerechnet.
Südflügel des Wittener Rathauses stammt aus drei Baujahren
Denn zum einen stammt dieser Gebäudetrakt aus drei verschiedenen Baujahren, 1926, 1954 und 1956. Immer liegt eine andere bauliche Konstruktion zugrunde. Bauleiter Udo Klapp erklärt: 1954 hat man massiv an Beton gespart und mit Rippendecken gearbeitet. Im Gebäuden von 1926 findet man dagegen viele Stahlträger und ganz wenig Beton. Bei den Abrissarbeiten war man deswegen auf viele Überraschungen gefasst. Man fand sie auch - etwa Decken, die nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen oder Wände, die nicht gemauert, sondern aus Fachwerk sind. Dafür hatte die Bauabteilung der Stadt „einen Risikopuffer“ eingeplant, so Klapp.
Zum anderen erfährt bei der Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses der Südflügel die stärksten Veränderungen. Der Innenhof wurde zu einem Raum umgebaut. Das Gebäude soll außerdem eine neue Haltung der Verwaltung gegenüber ihren Bürgern ausdrücken. „Die Zeit der hochherrschaftlichen langen Flure ist vorbei“, sagt Klaus Böde. Nun folgt der Bau dem Servicegedanken, die Verwaltung öffnet sich dem Bürger.
Nebeneingang zum Marktplatz wird der neue Haupteingang
Das neue „Rathausforum“ ist ebenerdig erreichbar und dank Fahrstuhl barrierefrei. Haupteingang für Bürger ist der bisherige Nebeneingang zum Marktplatz. Der Boden wurde um etwa zwei Meter abgesenkt. Die Wände erhalten gerade einen schalldämpfenden Akustikputz. Die hohe Decke bildet ein Glasdach aus Einzelscheiben, die sich je nach Witterung öffnen. Das Raumgefühl ist schon im Rohbau beeindruckend. Noch fehlen Sitzstufen, denn bald sollen in diesem Atrium auch Veranstaltungen stattfinden. Gegenüber steht dann eine lange Theke, an denen Mitarbeiter die Besucher empfangen.
Im Südflügel sind alle Ämter mit Kundenverkehr vereint, wie Bürgerbüro und Standesamt (Erdgeschoss), Sozialamt oder Ausländerbehörde (Obergeschoss) oder das Jugendamt (Dachgeschoss). Wo man als Bürger hinmuss, verrät jeweils ein in den Flur vorgezogener Baukörper. In diesen „Tubes“ finden die Beratungsgespräche statt. Die dahinter liegenden Doppelbüros sind aus Sicherheitsgründen für die Bürger nicht erreichbar. Hier fehlen nur noch die Glaswände, die die einzelnen Büros voneinander trennen. Und natürlich das Mobiliar, das modernen Ergonomie-Anforderungen entspricht.
500 statt wie bisher 360 Menschen arbeiten im Wittener Rathaus
Im Mai 2021 soll der Südflügel bezogen werden, so Udo Klapp, der als Bauleiter Fassade, Dach und Fenstereinbau betreut. Dann ziehen die Mitarbeiter, die zurzeit im Nordflügel arbeiten, in die neuen Büros um. Daraufhin wird der Nordflügel knapp zwei Jahre lang saniert. „Zurzeit werden die Ausschreibungen für die einzelnen Gewerke vorbereitet“, sagt Klaus Böde. Einen Förderbescheid über rund zehn Millionen Euro hat die Stadt Witten gerade erst von der Bezirksregierung Arnsberg erhalten.
Rathaussanierung läuft noch bis 2022
Seit Juli 2015 läuft die Rathaussanierung. Begonnen wurde mit der Fassade des Südflügels zum Marktplatz hin. 2017 wurde der Rathausturm eingerüstet und mitsamt seinen vier Uhren vom Fuß bis zur Spitze saniert. Im Inneren steht jetzt als Erinnerung die etwa drei Meter hohe Turmspitze, die nicht wieder aufgesetzt wurde. Ende 2017 zog etwa die Hälfte der Verwaltung in die Brauckstraße um. Seitdem laufen die Arbeiten im Inneren des Südflügels.
Knapp 30 Millionen Euro kostet die Sanierung, fast fünf Millionen mehr als geplant. Die gestiegenen Preise am Bau sind ein Grund für die Mehrkosten des bis 2022 geplanten Projekts.
Eine Veränderung: Das Dach, das parallel zum Schiller-Gymnasium verläuft, bekommt Gauben. Unterm Gebälk entstehen zusätzliche Büros. Schließlich sollen im Rathaus demnächst 500 statt wie bisher 360 Angestellte und Beamte arbeiten. Die Ratssitzungen werden während der Bauzeit übrigens ausgelagert. Das Johanniszentrum, das FEZ und der Saalbau sind dafür im Gespräch.
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