Witten. Nach dem Austritt PCB-haltiger Flocken verzichtet Sico aus Witten inzwischen ganz auf den chlorhaltigen Vernetzer, die mutmaßliche Ursache.

Nicht nur in Ennepetal, sondern auch bei der Firma Sico in Witten hatte der Austritt von PCB-haltigen weißen Flocken für Unruhe gesorgt. Inzwischen hat der Silikonverarbeiter den Einsatz eines chlorhaltigen Vernetzers vollständig eingestellt, so der Kreis. Dieser Vernetzer gilt als mutmaßliche Ursache für die Flockenbildung.

Wie stark die Umwelt in der Umgebung des Wittener Unternehmens durch diesen Vernetzer und damit womöglich krebserregende Stoffe wie 47, 51 und 68 belastest wurde, darüber sollen Proben aus Löwenzahnpflanzen Aufschluss geben. Sie liegen nach Angaben des EN-Kreises noch nicht vor. Von den Ergebnissen hänge ab, ob weitere Schritte erforderlich sind.

Weiße Flocken tauchten wie hier im März unmittelbar in der Umgebung von Sico auf. Sie sollen krebserregendes PCB enthalten. 
Weiße Flocken tauchten wie hier im März unmittelbar in der Umgebung von Sico auf. Sie sollen krebserregendes PCB enthalten.  © PV

Inzwischen hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) die ersten PCB-Immissionsmessdaten aus dem Umfeld der Firma BIW in Ennepetal vorgelegt. An allen drei Messpunkten wurden laut Kreis in den Proben vom Februar die für die Silikonproduktion typischen PCB-Stoffe 47, 51 und 68 gefunden. Das LANUV sehe hierin die „Vermutung der zusätzlichen, vorwiegend gasförmigen PCB-Einträge aus der Silikonproduktion bestätigt“, so der Kreis.

Kreis: Messwerte in Ennepetal liegen „im Bereich der üblichen Hintergrundbelastung“

Dabei seien in der Nähe der Emissionsquelle erwartungsgemäß höhere Werte gemessen worden als an den beiden weiter entfernt liegenden Messpunkten am Regenrückhaltebecken und im Wohngebiet Büttenberg. Fazit des Kreises: „Diese Ergebnisse besitzen als erste Einzelwerte eine begrenzte Aussagekraft“ – zumal es im Februar viel geregnet habe. Unter diesem Vorbehalt wird aber festgestellt, dass alle vorläufig ermittelten PCB-Werte mit Ausnahme der in unmittelbarer Nähe zum Unternehmen gewählten Messstelle „im Bereich der in NRW üblichen Hintergrundbelastung liegt“.

Ein einzelner Monatswert lasse allerdings noch keine Rückschlüsse auf das Jahresmittel beziehungsweise die im Falle von PCB bedeutsame langfristige Belastung zu, heißt es. Das LANUV werde den EN-Kreis regelmäßig über die Ergebnisse der auf Monate ausgelegten Messungen informieren. Belastbarere Ergebnisse würden frühestens nach sechs Monaten vorliegen.

Neue Grünkohlbehälter in Wohngebieten in Ennepetal aufgestellt

Es gibt weitere weitere Messungen, Kontrollen und Untersuchungen. Dazu zählen neue Grünkohlbehälter, die in der letzten Woche aufgestellt wurden. Das hierfür zugrunde gelegte Messgebiet wurde im Vergleich zu 2019 ausgeweitet. Damit will der Kreis nach eigenen Angaben auch Sorgen der Bürger Rechnung tragen, die östlich und nordöstlich des bisherigen Untersuchungsbereichs wohnen.

Wieder eingesammelt und auf Schadstoffe analysiert wird der Grünkohl ab August. Für die vom Ennepetaler Unternehmen BIW seit Frühjahr installierten Anlagen, die den Flockenflug verhindern sollen, liegen inzwischen Berichte eines Sachverständigenbüros vor. Sie bewerten die Technik laut Kreis als funktionsfähig. Die Berichte seien nun vom LANUV zu überprüfen. Gleiches gelte für einen vom Unternehmen vorgelegten Bericht, der repräsentative Messungen an verschiedenen Abluftquellen liefert. Er soll als Grundlage dienen, um die Gesamtemission von BIW bestimmen zu können.

Firma in Ennepetal hat Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers um die Hälfte reduziert

Nach Angaben des Ennepetaler Unternehmens konnte der Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers gut zwei Monate früher als zunächst geplant um 50 Prozent reduziert werden. Bis Ende Juli solle dieser Wert bei 80 Prozent liegen, Ende des Jahres bei 90 Prozent. In diesem Zusammenhang begrüßt Landrat Olaf Schade eine vom Land gestartete Bundesratsinitiative. Sie zielt laut Kreis darauf, eine bisher bestehende Regelungslücke bundesweit einheitlich zu schließen und den unbeabsichtigten Austritt von PCB im Interesse von Menschen und Umwelt zukünftig zu vermeiden. Nach einer ersten Beratung am vergangenen Freitag wurde der Antrag wie üblich zunächst in die Ausschüsse verwiesen. Eine Entscheidung ist für den 15. Juni angekündigt.

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