Witten. Das Feldbahnmuseum freut sich über einen besonderen Neuzugang. Die letzte Grubenlok, die bei der RAG im Einsatz war, steht nun in Witten.

Die gelbe Farbe ist abgeblättert und der Zahn der Zeit nagt an dem 24 Jahre alten Schätzchen, das da am Haken hängt. Überall sieht man Rost, Staub und Dreck. Es ist das Führerhaus der ehemaligen Grubenlok "Wiesel", das am Montagmorgen (18.5.) an vier dicken Eisenketten rund drei Meter über dem Boden im Wittener Muttental schwebt.

"Vorsicht!" ruft ein Arbeiter, während er das schwere Teil langsam Richtung Boden sinken lässt. Zwei Männer nehmen das Fahrerhäuschen entgegen und platzieren es millimetergenau neben der Antriebseinheit der frisch gelieferten Grubenbahn. Etwa eine halbe Stunde später wurde auch das letzte Teil vom Lkw geladen.

"Schwer, dreckig und für nichts zu gebrauchen", sagt Hannsjörg Frank und lacht. Der Vorsitzende der "Arbeitsgemeinschaft Muttenthalbahn" freut sich sichtlich über sein neues Stück. Es ist die letzte Grubenbahn, die bei der RAG (ehemals Ruhrkohle AG) im Einsatz war. Als Spende der RAG findet sie nun einen Platz in der Sammlung der Arbeitsgemeinschaft.

Grubenlok soll ihren "Untertage-Look" behalten

Zusammengebaut und betriebsfähig wiegt die rund fünf Meter lange Bahn acht Tonnen. "Es war schon kompliziert, die Lok über Tage zu bringen", berichtet Hannsjörg Frank. Damit sie überhaupt in den Förderkorb passte, wurde die Bahn bereits unter Tage ihrer Führerhäuser beraubt. Im Wittener Feld- und Grubenbahnmuseum muss die Lok erst wieder zusammengebaut werden. Zwei ehemalige Grubenschlosser von Prosper-Haniel helfen beim Zusammenbau der Bahn. In dem letzten aktiven Steinkohle-Bergwerk im Ruhrgebiet war die Lok bis zuletzt im Einsatz. Es wurde Ende 2018 geschlossen.

Der Vereinsvorsitzende wirft einen Blick in das Führerhaus. "Mann, ist das dreckig hier drin!" Zwei alte Gummistiefel liegen noch unter dem verstaubten, teilweise zerrissenen Sitz. Die abgeblätterte gelbe Farbe und der Rost verleihen der Grubenbahn eine ganz besondere Note. Als hätte sie gerade erst ihre letzte Fahrt gemacht. Auch für das Museum wird sie nicht restauriert. "Ich will keine Geschichtsfälschung", sagt Hannsjörg Frank. "Die Lok soll ihren Untertage-Look behalten."

Saisonstart der Muttenthalbahn weiterhin unklar

Während die ehemalige Grubenlok Stück für Stück vom Lkw geladen wurde, hat sich die gegenüberliegende Muttenthalbahn keinen Zentimeter bewegt. Sie darf wegen des Coronavirus noch nicht zwischen dem Museum und der Zeche Nachtigall hin- und herfahren. Normalerweise wäre am 1. März Saisonstart gewesen. Aufgrund der Stürme, die im Februar über NRW hinwegzogen, wurde der Saisonstart zunächst auf das Muttentalfest am 5. April verschoben.

Doch die Pandemie machte der "Arbeitsgemeinschaft Muttenthalbahn" einen Strich durch die Rechnung. Bis Ende August wurden alle Termine abgesagt. Ob es Anfang September wirklich weitergeht, weiß der Vorsitzende noch nicht. "Die Hygieneauflagen und Abstandsregeln sind bei uns leider nicht so einfach einzuhalten." Bis dahin bleibt genügend Zeit, um einen schönen Platz für die ehemalige Grubenlok "Wiesel" auszusuchen. Staub, Dreck und Rost können der alten Bahn jedenfalls nichts anhaben.

Info:

Vor 34 Jahren, im Mai 1986, wurde die erste Lok der RAG vom Bergwerk Nordstern in Gelsenkirchen nach Witten gebracht. Die Fahrzeugsammlung des Gruben- und Feldbahnmuseums besteht mittlerweile aus etwa 90 Lokomotiven und 200 Waggons.

Bis die Muttentahlbahn wieder fährt, können Besucher "virtuelle" Fahrkarten kaufen. Die Tickets kosten für Erwachsene acht Euro und für Familien 20 Euro und sind auch noch 2021 gültig. Wer den Verein mit einem Fahrkartenkauf unterstützen möchte, kann sich per E-Mail (regenbogenweg@arcor.de) melden.

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