Witten. Die Kassenärztliche Vereinigung will Corona-Tests in Zentren nicht mehr bezahlen. Niedergelassene Ärzte sollen sie übernehmen – auch in Witten.
Die von der EN-Kreisverwaltung mit den Hilfsorganisationen angebotenen mobilen und stationären Coronatests bei symptomfreien Menschen stehen ab Mittwoch (20.5.) vor dem Aus. Grund dafür ist ein Schreiben der Kassenärztlichen Vereinigung, teilt der EN-Kreis mit. Danach können diese Corona-Testleistungen nicht mehr mit den Kassen abgerechnet werden.
Das Schreiben wurde Ende der Woche offenbar flächendeckend an Verwaltungen der Kreise und kreisfreien Städte in Westfalen-Lippe verschickt. Landrat Olaf Schade spricht von einem „skandalösen“ Vorgehen, das mit der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger spiele.
EN-Kreis hat frühzeitig eigene Testkapazitäten aufgebaut
Der Kreis hatte sehr frühzeitig Schritt für Schritt mit eigenen Ressourcen Testkapazitäten aufgebaut und unterstützt von Hilfsorganisationen betrieben. Aus zunächst einem Fahrzeug für mobile Tests wurden insgesamt vier. Später folgte noch eine stationäre Einrichtung am Schwelmer Kreishaus. „Die Tests wären eigentlich originäre Aufgabe der niedergelassenen Ärzte und der Kassenärztlichen Vereinigung gewesen. Da sie aber nicht in der Lage gewesen sind, dies kurzfristig zu organisieren, hat dies die Kreisverwaltung übernommen“, erinnert Michael Schäfer als Leiter des Krisenstabes an die Lage zu Beginn der Pandemie.
Wittener Arzt macht Bundesgesundheitsminister für Misere verantwortlich
Nun sollen die niedergelassenen Ärzte doch wieder sämtliche Abstriche übernehmen. Laut Dr. Arne Meinshausen, der im Herbeder Rathaus der Medizin praktiziert, liege eine Mitschuld für die Misere bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der die Kostenfrage im Gesetz nicht eindeutig verankert habe. Das Corona-Behandlungszentrum am Ev. Krankenhaus ist von der Situation nicht betroffen. Es schließe, so Meinshausen, ohnehin am Mittwoch. „Zum einen, weil wir hier mit nur vier Erkrankten fantastische Zahlen haben. Zum anderen, weil das EvK am 25. Mai die geriatrische Tagesklinik wieder öffnen will.“
Für den EN-Kreis aber ist klar: Die stationäre Teststation am Kreishaus wird am Dienstag (19.5.) zum letzten Mal geöffnet sein. Die mobilen Fahrzeuge des Kreises werden aber noch für Aufgaben des Infektionsschutzes, also zum Beispiel für das Screening von Bewohnern in Pflegeheimen, eingesetzt. Anders als bisher werden die Mitarbeiter dieser Einrichtungen aber nicht mehr vom Kreis mitgetestet. Diese Aufgabe übernehmen die Betriebsärzte. Dieses Aufspalten der Tests dürfte zu zeitlichen Verzögerungen führen.
Landrat: Niedergelassene Ärzte müssen alle Tests übernehmen
Landrat Schade verbindet mit den Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung, die nun umzusetzen sind, eine klare Erwartungshaltung: „Wenn wir uns, wie gewünscht, zurückziehen, müssen die niedergelassenen Ärzte wie angekündigt die Tests unter anderem von symptomatischen Personen und Wiederaufnahmen in Heimen voll und ganz übernehmen. Sie müssen ab Mitte der nächsten Woche für die Bürgerinnen und Bürger ein ebenso verlässlicher Ansprechpartner sein, wie wir es bisher waren.“
Um die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen nicht zu gefährden, hat der Krisenstab der Kreisverwaltung aber bereits in seiner Sitzung am Samstag (16.5.) beschlossen, dass die notwendigen Tests von Heimrückkehrern falls notwendig auch zukünftig durch den Kreis erfolgen und finanziert werden. Dies wäre dann der Fall, wenn die niedergelassenen Ärzte sich dieser Aufgabe verweigern.
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