Witten. Am Muttertag waren in Wittener Altenheimen wieder Besuche möglich - mit strengen Regeln. Ein Tag zwischen Freude und Stress für alle Beteiligten.
Seit vielen Wochen durften auch die Bewohner der Feierabendhäuser keinen Besuch mehr empfangen. Am Muttertag war es nun soweit - unter strengen Sicherheitsvorkehrungen konnten einige der 135 Bewohner ihre Liebsten wiedersehen. Dabei flossen auch Tränen.
„Ich freue mich sehr auf den Besuch“, sagt etwa Monika Schuth. Sie ist gekommen, um ihre Mutter zu besuchen. Mitgebracht hat sie einen Ballon und einen Kuchen. Doch bevor sie das Zimmer betreten kann, in dem ihre Mutter auf sie wartet, muss sie erst das Zugangs-Prozedere durchlaufen.
Ein Besuch von einer halben Stunde in den Feierabendhäusern Witten bedeutet bis zu einer Stunde Arbeit für die Pfleger
So muss sich etwa jeder Besucher beim Betreten des Hauses die Hände desinfizieren, wie Einrichtungsleiter Andreas Vincke erklärt. Danach werden die Kontaktdaten der Angehörigen aufgenommen. Die strengen Vorschriften bedeuten viel Arbeitsaufwand für die Einrichtung. Ein Besuch von einer halben Stunde kann da schon mal eine ganze Stunde Arbeit für die Pfleger bedeuten. „Am Ende müssen die Besucherräume auch noch gründlich desinfiziert werden“, sagt Vincke.
Auch wenn sich viele der Bewohner über Besuch gefreut hätten, konnten am Sonntag nicht alle Angehörigen vorbeikommen. Denn in dem Altenheim an der Pferdebachstraße stehen nur drei Räume zur Verfügung, in denen sich die Senioren und ihre Liebsten treffen können - bei insgesamt 135 Bewohnern. Wer zu Besuch kommen wollte, musste also vorab einen Termin vereinbaren. Die Zimmer der Bewohner sind für Besucher weiterhin tabu.
„Viele Senioren belastet die Kontaktbeschränkung“
„Meine Mutter hat sich sehr über die Geschenke gefreut“, sagt Monika Schuth nach ihrem Besuch. Die beiden hätten viel Spaß zusammen gehabt – Tränen seien aber nicht geflossen. Doch das sei nicht die Regel, erzählt der Chef der Feierabendhäuser. Viele Senioren würden weinen, wenn ihre Angehörigen sie nun zum ersten Mal besuchen. „Das ist die Anspannung und die Vorfreude zugleich. Alles kommt zusammen“, sagt Vincke. Die Kontaktbeschränkung belaste die Bewohner sehr.
Aber nicht nur für die Angehörigen und die Senioren ist die Situation angespannt, sondern auch für die Mitarbeiter des Altenheims. Sie schieben Überstunden, arbeiten, obwohl sie eigentlich frei hätten, damit der Besuch überhaupt möglich ist. „Ich weiß gar nicht, wie das alles stemmbar sein soll, wenn das noch länger so weitergeht“, so Vincke. „Eigentlich bräuchten wir einen extra Türsteher.“ Denn die Feierabendhäuser werden von nun an regelmäßig Besuche ermöglichen.
Angehörige ohne Besuchstermin bringen Geschenke vorbei
Dagmar Stiller besucht ihre Mutter Anneliese Werremeier (93) das erste Mal seit über einem Monat. „Der Besuch war sehr schön, auch wenn meine Mutter gerne den Hund gesehen hätte“, sagt Stiller. Beim nächsten Treffen nehme sie den dann einfach mit. „Ich bin froh, dass die Einrichtung die Situation so gut meistert. Meine Mutter ist in guten Händen.“
Konzert im Innenhof
Auch in den anderen Seniorenheimen der Stadt konnten die Bewohner endlich wieder Angehörige treffen. Das Altenheim der Awo an der Egge hatte dafür extra Pagodenzelte - ausgestattet mit Trennwänden - aufgestellt. Alternativ dazu wurde dort weiterhin „gefenstert“.
Für die Bewohner gab es zudem ein Glas Sekt und Torte. Im Innenhof spielten Musiker für die Bewohner Caféhausmusik mit Geige, Akkordeon und Gitarre.
Bis zum späten Nachmittag trudeln immer wieder Angehörige mit Geschenken an der Pferdebachstraße ein. Auch wer keinen Besuchstermin hat, bringt Geschenke vorbei. Für ältere, teils auch demente Menschen seien die Corona-Maßnahmen oft schwer zu vermitteln, sagt Vincke. Aber die Angehörigen haben dafür Verständnis. Monika Schuth: „Die Sicherheitsmaßnahmen sind wichtig und notwendig.“
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