Witten. Ostern in Zeiten von Corona: Diesen Ostergruß schickt Julia Holtz, Superintendentin des ev. Kirchenkreises, an die Wittener Christen.

"Ostern fängt für mich immer ganz früh an. Seit meiner Kindheit besuche ich jedes Jahr einen Osternachtsgottesdienst, der in der Regel vor Sonnenaufgang beginnt. Zu Beginn wird das Osterlicht, eine brennende Kerze, durch die dunkle Kirche nach vorne getragen. Von dort breiten sich dann kleine Flammen im ganzen Kirchenschiff aus, indem das Feuer von Kerze zu Kerze, von Hand zu Hand weitergegeben wird. Das ist ein Gänsehautmoment, ein sinnliches Erlebnis, das für mich untrennbar mit Ostern verbunden ist. Dann kann ich erahnen, wie es damals den Frauen ergangen sein mag, die bei Sonnenaufgang zum Grab Jesu gingen und entdeckten, dass es leer war.

Dieses Jahr wird alles anders sein. Wir sind gezwungen, das Fest alleine oder im engsten Familienkreis zu gestalten. Ich empfinde das als echte Herausforderung. Viel mehr als Weihnachten ist Ostern für mich ein Fest, das in einer Kirche und mit der Gemeinde gefeiert werden muss. Die frohe Botschaft: „Der Herr ist auferstanden“ verlangt nach der Bestätigung der anderen: „Er ist wahrhaftig auferstanden - Halleluja“. Unser Verstand sperrt sich gegen das Geheimnis des Ostermorgens, dass Gott seinen Sohn von den Toten auferweckt hat, mehr als gegen die Weihnachtsbotschaft der Engel in der Heiligen Nacht. Geboren werden wir schließlich alle, auferstanden ist bisher nur einer.

Leiden, Krankheit und Tod haben bei Gott nie das letzte Wort!

Dennoch ist und bliebt es die zentrale Botschaft unseres Glaubens, auch wenn wir sie dieses Jahr nur im kleinsten Kreise hören und feiern können. Die Zusage, dass Gottes Liebe stärker ist als der Tod, dass er den, der durch menschliche Eitelkeit und Bosheit getötet wurde, zum Leben auferweckt hat, ist jetzt besonders wichtig, denn mit ihr wird klar, dass Leiden, Krankheit und Tod bei Gott nie das letzte Wort haben!

Wir haben uns als Familie vorgenommen, uns auch dieses Jahr vor Sonnenaufgang auf den Weg zu machen. Bei hoffentlich schönem Wetter wollen wir irgendwo draußen im Licht der aufgehenden Sonne die Ostergeschichte (Matthäus 28, 1-10) lesen und dann dafür beten, dass wir spätestens zum Pfingstfest wieder alle gemeinsam in einer Kirche feiern dürfen."

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