Witten. Die Wittener Gastronomen hat das Coronavirus kalt erwischt. Sie kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. Wie lange können sie noch durchhalten?

Die Wittener Gastronomen kämpfen in der Corona-Krise ums nackte Überleben. Kneipen, Restaurants und Bars sind dicht, die Umsätze praktisch von jetzt auf gleich komplett weggebrochen. Lange können sie diese Situation nicht mehr stemmen, da sind sich Kneipenwirte und Hotelbetreiber einig.

"Unser Problem besteht ja nicht erst seit der Schließung", erklärt Yusuf Kilinc, Inhaber vom Café Jané an der Stadtgalerie. Die Wochen davor sei das Geschäft durch die Verunsicherung der Menschen auch schon sehr schlecht gelaufen. "Am Samstag vor der Schließung hatte ich gerade mal 29 Euro in der Kasse - lachhaft", so der 53-Jährige. Zum Lachen ist ihm aber dennoch nicht zumute. "Wir haben Angst, unsere Reserven sind bald aufgebraucht." Kilinc hofft auf die Soforthilfe vom Land. Der Antrag ist gestellt. "Hoffentlich kommt das Geld bald."

Nach zwei Monaten wird es eng

Mehr als Hoffen bleibt dem Cafébetreiber nicht übrig. Ein Außer-Haus-Betrieb sei für einen Laden wie seinen mit Frühstück und Pfannkuchen auf der Speisekarte nicht profitabel. So geht es auch Justyna Kaczybura vom Casa Cuba. "Cocktails to go? Wie soll das gehen?" Die 38-Jährige kann nur abwarten - und die Zeit für einen großen Frühjahrsputz im Laden nutzen. Ihr fällt das schwer. "Gerade bei dem schönen Wetter denke ich: Ach wie schade, jetzt hätten wir die Terrasse schon geöffnet..." Wie lange sie die Schließung wirtschaftlich überstehen kann? "Keine Ahnung - wenn das Geld vom Land bald kommt, dann vielleicht zwei Monate. Danach wird es eng."

Anders als Cafés und Bars können die Speiserestaurants auf Abhol- und Lieferdienst umstellen. Ein Riesenaufwand - aber ob sich das lohnt? Doris Veit, Inhaberin von Haus Fründt, ist zumindest skeptisch. "Das müssen wir abwarten." Am Wochenende sei das Angebot gut angenommen worden, in der Woche kämen nur wenige Gäste, um sich Möhreneintopf, Sauerbraten oder Schnitzel abzuholen. Sie hofft, dass es zu Ostern mehr werden. Dennoch: Die fünf festen Mitarbeiter sind bereits in der Kurzarbeit, der Antrag auf Soforthilfe ist gestellt. "Aber wenn das über Monate so weitergeht, dann weiß ich nicht, ob wir Ende des Jahres noch da sind."

Vom Abhol-Service bleibt nicht viel hängen

Ganz ähnlich sieht das auch André Vordenbäumen vom André's 1726 in Herbede. Auch er bietet seine Mahlzeiten "to go" an, allerdings vakuumiert, also zum selber heiß machen. Rinder- oder Wirsingroulade, Sauerbrauten oder Pulled Beef - alles mit Beilagen für 15 Euro. "Da mache ich nicht viel Gewinn", betont der Koch. Aber so bleibe er wenigstens im Geschäft und im Kontakt mit seinen Gästen. "Und ich kann in dieser schrecklichen Situation ein bisschen was Gutes tun."

Dem Gastronomen, der auch die "Alte Fähre" in Bochum betreibt, graut vor den Monaten, die noch kommen. Nicht nur weil Ostern und Pfingsten die Hauptsaison für die Restaurants sei. Durch die vielen abgesagten Feiern breche ihm zudem ein ganzer Geschäftszweig für das Event-Lokal in Bochum weg. "Konfirmationen, Kommunionen, Hochzeiten finden nicht statt, das ist für uns ein echter Schlag ins Genick." Zumal er den Umsatz auch später im Jahr nicht nachholen könne. "Da sind wir ja ausgebucht, wie soll ich da noch was unterkriegen?"

Die Hilfe vom Land sei da nur ein "Tröpfchen, ein Strohhalm", so Vordenbäumen. Den April könne er damit noch auffangen, sollten die Schließungen aber auch im Mai noch andauern, "ganz ehrlich, dann bekomme auch ich Probleme".

Hotel hält sich mit gewerblichen Gästen über Wasser

Mit seinem Hotelbetrieb hält sich Bernd Hoppe vom Hotel Hoppe in Annen derzeit noch über Wasser. Zwar sind private und touristische Übernachtungen nicht mehr erlaubt, aber gewerbliche noch. "Deshalb sind noch einige Gäste da, zum Beispiel wegen der Baustellen in Witten." Die Abwicklung der Übernachtungen würde so kontaktlos wie möglich erfolgen. "So hängen die Schlüssel etwa in einem Schlüsseltresor." Auch mit Essen würden die Gäste weiterhin versorgt, allerdings nicht im Restaurant, sondern auf dem Zimmer. "Das ist natürlich alles nicht so schön wie sonst. Normalerweise sitzen die Gäste ja abends nach Feierabend gemütlich zusammen, das geht jetzt nicht mehr", bedauert Hoppe.

Ob auch er einen Abhol- oder Lieferdienst anbieten soll, weiß Hoppe noch nicht. Er will zunächst einmal bis nach Ostern abwarten und hören, wie die Erfahrungen der Kollegen sind. Wie lange er das Hotel in Annen so halten kann? "Das kann ich nicht sagen, da müssen wir abwarten und dann schauen wir weiter." Bernd Hoppe kann nur hoffen, dass die Corona-Krise bald vorbei ist. "Und dass danach alle doppelt und dreifach so oft zum Essen kommen."

>>>Abhol- und Lieferdienste in Witten

Die Angebote von Haus Fründt und Andre's 1726 gibt es im Netz. André Vordenbäumen bietet zu Ostern gleich ein ganzes Menü mit Lammkeule und Spargel an.

Wer sonst noch alles liefert, findet sich in einer Auflistung der EN-Agentur unter ennepe-ruhr-liefert.de

Auch die Wittener Jusos haben eine lange Liste zu Lieferdiensten in Witten zusammengestellt und auf Facebook veröffentlicht.

Hier gibt es mehr Berichte aus Witten: www.waz.de/witten