Witten. Der Wittener Circus Antoni musste wegen der Corona-Pandemie alle Gastauftritte absagen. Normalerweise würde der Circus ab April durch NRW touren.

Die Tage werden länger, die Temperaturen milder und die ersten zarten Pflänzchen recken ihre Köpfe gen Sonne. Normalerweise bedeutet der Frühlingsanfang für den Circus Antoni den Start der Hauptsaison. Jedes Jahr von April bis November tourt das Familienunternehmen in der achten Generation durch NRW und sorgt für strahlende Kinderaugen. Doch wie bei vielen Kleinunternehmern, Solo-Selbstständigen und Freiberuflern ist auch für den Wittener Circus in diesem Jahr alles anders. Wegen der Corona-Pandemie mussten bis zum Sommer alle Gastspiele abgesagt werden.

"Anfang April hätte unsere Saison nach einem langen Winter in Dortmund starten sollen", sagt Ramona Tränkler, die den Circus gemeinsam mit ihrer Familie betreibt. Sämtliche Städte, darunter Dortmund und Hagen, hätten die Gastauftritte jedoch bereits abgesagt. Daher wird der Circus bis auf Weiteres an seinem derzeitigen Standort, einem ehemaligen Privat-Parkplatz in Witten, bleiben müssen. "Wir wissen nicht, wie es weiter gehen soll", sagt die 56-Jährige.

Wittener Circus-Familie: Chancen auf Soforthilfe stehen schlecht

Das Soforthilfe-Programm des Bundes sieht vor, kleine und mittelständische Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen mit einem Zuschuss in Höhe von bis zu 25.000 Euro zu unterstützen. Doch die Chancen der Familie Tränkler auf Soforthilfe stünden schlecht. "Man kann den Antrag nur wegschicken, wenn man alle Kriterien erfüllt", sagt Ramona Tränkler. Ein Kriterium sei, dass vor dem 1. März kein Liquiditätsengpass bestanden hat. Den Haken konnte die 56-Jährige allerdings nicht setzten. "Wir hatten schon in den letzten Jahren finanzielle Probleme." Daher könne die Circus-Familie den Antrag nicht guten Gewissens wegschicken.

"Der Antragsteller muss versichern, dass der Finanzierungsengpass nicht bereits vor dem 1. März bestanden hat", heißt es auf der Seite der NRW-Soforthilfe. Außerdem muss sichergestellt sein, dass es sich bei dem Unternehmen nicht schon bis Ende Dezember 2019 um ein "Unternehmen in Schwierigkeiten" handelte. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn das Unternehmen überschuldet ist, Insolvenz anmelden musste oder eine Rettungsbeihilfe erhalten hat und den Kredit noch nicht vollständig zurückzahlen konnte.

Wittener Circus Antoni ist auf Spenden angewiesen

"Wir verfügen über keinerlei finanzielle Reserven", sagt Ramona Tränkler. Auch die Möglichkeit, wenigstens kleinere Einnahmen durch Auftritte in Schulen, Kindergärten oder Senioren- und Behinderteneinrichtungen zu erzielen, fallen jetzt weg. Noch reicht das Futter für die 45 Tiere, darunter Hunde, Ziegen und Ponys. Aber wie lange noch?

"Die Versorgung unserer Tiere ist über Monate gesichert, doch laufende Kosten lasten jetzt schwerer denn je", schreibt die Familie auf ihrer Facebook-Seite. Daher hat das Circus-Team an seinem Zaun an der Brückstraße eine Spendenbox aufgestellt. Wer den Circus unterstützen möchte, kann hartes Brot, Obst, Gemüse oder Hundefutter in die Box legen.

Doch Futterspenden allein reichen nicht. Daher hat die Familie für alle, die etwas spenden möchten, ein PayPal-Konto eingerichtet: paypal.me/CircusAntoni. "Helfen Sie uns die nächsten Wochen und Monate zu überstehen, damit wir nach der Corona-Krise wieder Freude unter Menschen bringen können. Menschen und Tiere danken Ihnen von ganzem Herzen", heißt es auf der Facebook-Seite des Circus. Jeder noch so kleine Beitrag, sei eine Hilfe.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.

Info:

Nach dem Soforthilfe-Programm des Bundes werden kleine und mittlere Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen sowie Solo-Selbstständige und Freiberufler in der Corona-Krise unterstützt. Sie erhalten direkte Zuschüsse (Einmalzahlung für 3 Monate) in Höhe von 9.000 Euro (bis fünf Mitarbeiter) und 15.000 Euro (bis zehn Mitarbeiter). Sofern der Vermieter die Miete um mindestens 20 Prozent reduziert, kann der gegebenenfalls nicht ausgeschöpfte Zuschuss auch für zwei weitere Monate eingesetzt werden.

Die Landesregierung hat das Sofortprogramm des Bundes aufgestockt und wird zusätzlich Unternehmen mit zehn bis 50 Beschäftigten Zuschüsse in Höhe von 25.000 Euro zahlen.