Witten. Das NRW-Schulministerium untersagt Ausflüge oder Feste. Die Neuntklässler an den Wittener Gymnasien mussten sogar ihr Berufspraktikum abbrechen.
In einem Schreiben hat das NRW-Schulministerium die Wittener Schulen aufgefordert, auf schulische Veranstaltungen bis zum Beginn der Osterferien zu verzichten. So mussten zum Beispiel alle Neuntklässler des Ruhr- und Schillergymnasiums ihre Praktika in Wittener Firmen abbrechen.
„Das betrifft das Leben an allen Wittener Schulen“, sagt Janine Bartsch, Schulleiterin am Schiller, und führt auf: „Schulpflegschaft, Exkursionen, Feste, Girls- und Boys Day“. Klassenfahrten stünden an dem Gymnasium glücklicherweise zurzeit nicht an. Aber das Berufspraktikum zählt dazu. Die Neuntklässler von Ruhr- und Schillergymnasium haben seit Montag letzter Woche (2.3.) in verschiedene Berufe schnuppern können. Am Montag (9.3.) wurden alle Neuntklässler informiert, dass sie ab Dienstag in die Schulen zurückkehren müssen.
Wittener Schüler zweifeln Entscheidung an
„So etwas gab es noch nie“, bedauert Barsch, aber die Anweisung des Ministeriums sei deutlich. „Sicherheit geht vor und wir stehen in der Verantwortung, den Schülern einen möglichst großen Schutz zu bieten.“ Schließlich würden einige Schüler im Krankenhaus oder in Betrieben mit viel Publikumsverkehr ihr Praktikum absolvieren und könnten sich dort anstecken.
Bei den Schülern trifft die Entscheidung auf Unverständnis: „Ich kann mich doch genausogut in der Schule anstecken“, sagt Lillian Neuhoff (15), Schillerschülerin und Praktikantin im Medienhaus am Berliner Platz. „Dort sind doch auch viel mehr jüngere Schüler, die es vielleicht mit dem Händewaschen nicht so genau nehmen.“ Auch Hannes Lankers (15) vom Ruhr-Gymnasium bezweifelt, dass er im Gedränge eines Schulflures besser geschützt sei als an seinem Praktikumsplatz im Büro: „Das ist völlig unnötig.“
Saalbau und Werkstadt halten an Programmplänen fest
Die Veranstalter großer Events in Witten – etwa im Saalbau und in der Werkstadt – richten sich nach den Vorgaben des Kreisgesundheitsamtes. „Die Wittener können sicher sein: Wir reagieren unmittelbar auf das, was die Behörden sagen“, so Kulturforums-Chefin Jasmin Vogel. Stand heute fänden alle Veranstaltungen wie geplant statt, auch Termine mit viel Publikumsverkehr wie die Naturtextilmesse von Maas am 27. März. Auch das Industriemuseum Zeche Nachtigall bleibt – im Gegensatz zu anderen LWL-Museen – bei seinem Programm.
In der Werkstadt wurde bislang eine Veranstaltung verschoben – die für den 14. März geplante Benefizparty „Witten feiert hoch 10!“ der Soroptimistinnen. „Aufgrund der Bedenken, die viele momentan gegenüber größeren Veranstaltungen hegen, haben wir uns entschieden, die Benefizparty in den Herbst zu verschieben“, so Anja Scheve und Christine Wolf vom Planungsteam. „Schließlich sollen alle unbeschwert und ungetrübt feiern und tanzen.“
Sportveranstaltungen laufen wie geplant
Auch in der Wittener Sportszene macht man sich wenig Sorgen. „Die mit Abstand größte Veranstaltung in Witten war unsere Sportlerehrung“, sagt Iris Bauer vom Stadtsportverband. „Wir wollten sie nicht absagen. Bei der Urkundenübergabe wurde aber aufs Händeschütteln verzichtet.“
Der EN-Kreis hält an seiner Sportlerehrung an diesem Dienstag (10.3.) bei den Stadtwerken in Witten ebenfalls fest. Die 250 erwarteten Gäste müssen aber ihre Adressen hinterlassen, aus Datenschutzgründen in einer Zettelbox. Dieses Verfahren wird auch anderen Veranstaltern empfohlen. Das Gesundheitsamt erhält die Adressen erst, wenn Kontaktpersonen ermittelt werden müssen.
EN-Kreis: Schließung von Schulen oder Kindergärten nicht erforderlich
Nach aktuellem Stand hält es der Kreis nicht für erforderlich, öffentliche Gebäude wie Schulen, Verwaltungen oder Kindergärten zu schließen. „Ob Veranstaltungen stattfinden sollen oder nicht, darüber entscheiden die jeweiligen Ausrichter“, heißt es.
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Bleiben die Wittener angesichts der Epidemie vielleicht eher zuhause? Das sei schwer messbar, sagt Sabrina Eilebrecht von der Werkstadt. Die „80er Party“ am 29. Februar sei ungewöhnlich gut besucht gewesen, mit einem Plus von 50 Leuten. Bei der Charts-Party ein Wochenende später (7.3.) kränkelte die Besucherzahl.
„Wir haben das Gefühl, dass Leute, die gesundheitlich etwas angeschlagen sind, zurzeit nicht mehr rausgehen“, so Eilebrecht. „Bei allen anderen herrschte eine angenehme Stimmung.“ Immer wieder würde dem Werkstadt-Team ein neues Veranstaltungsformat vorgeschlagen, das man aber auf keinen Fall umsetzen werde – eine „Corona-Bier-Party“.