Witten. Witten will neue Stellen schaffen. Doch es zeichnet sich ab, dass nicht alle Mitarbeiter wie geplant ins sanierte Rathaus passen.

Die Arbeiten auf Wittens knapp 30 Millionen Euro teurer Rathaus-Baustelle liegen weitgehend im Zeitrahmen, da tauchen ganz andere Fragen auf: Reichen die renovierten Räume überhaupt für alle Mitarbeiter? Denn nach jahrelangem Personalabbau will die Stadt fast 60 neue Stellen schaffen, die zum Zeitpunkt der Bauplanung noch nicht vorgesehen waren. Tatsächlich hat zum Beispiel Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt „große Sorge, ob wir da alle reinpassen“.

Klaus Böde, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement, im denkmalgeschützten Treppenhaus des Wittener Rathauses. Das Geländer ist während der Renovierung abgeklebt.
Klaus Böde, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement, im denkmalgeschützten Treppenhaus des Wittener Rathauses. Das Geländer ist während der Renovierung abgeklebt. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Sie äußerte ihre Befürchtungen erstmals öffentlich im Jugendhilfeausschuss, als es um das Raumkonzept ging. Das Stichwort gab Klaus Böde. „Die Bedarfe ändern sich massiv“, sagte der Leiter des Amtes für Gebäudemanagement. „Wir haben Zuwächse in allen Ämtern. Aber mehr Schreibtische kriegen wir ins Rathaus nicht rein.“ Über 500, maximal 530 würden ins neue Rathaus passen, auf keinen Fall mehr.

Ämter mit Publikumsverkehr ziehen in die Wittener City

Alle Ämter mit Publikumsverkehr – die Bürger also häufig aufsuchen müssen – werden in den renovierten Verwaltungstempel in der Innenstadt ziehen. Dazu gehören etwa das Sozialamt und eben das Jugendamt. „Dessen Fläche wird in der zweiten Etage liegen und auf Nord- und Südflügel verteilt“, so Böde. Bei einem Planungstreffen vor vier Wochen, sagt die Jugendamtsleiterin auf Anfrage, habe sich gezeigt, dass nicht genug Platz für alle da sein wird. Nicht jeder Mitarbeiter bekommt einen eigenen Schreibtisch – auch wenn das ursprünglich so geplant war.

Corinna Lenhardt leitet das Amt für Jugendhilfe und Schule seit 2017.
Corinna Lenhardt leitet das Amt für Jugendhilfe und Schule seit 2017. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Doch eine mobile Lösung, also etwa die Arbeit von zuhause aus, sei nur dort möglich, wo etwa Anträge schriftlich erledigt werden können. Wo Beratung stattfinde oder Öffnungszeiten abzudecken sind, sei das nicht möglich, sagt Corinna Lenhardt. Beispiel Erzieherische Hilfen: Hier arbeiten derzeit um die 70 Menschen, auch in Teilzeit. Zehn werden perspektivisch noch dazukommen, sind allerdings noch nicht im Stellenplan genehmigt.

Wittener Jugendamt befürchtet zu wenig Platz für Erziehungshilfe

Lenhardt: „Hier müssen wir den Kinderschutz sicherstellen, also sofort reagieren können. Auch arbeiten wir hier immer nach dem Vier-Augen-Prinzip, mehrere Mitarbeiter besprechen den Fall.“ Das funktioniere nicht, wenn einer zuhause arbeite.

Insgesamt gehören derzeit rund 340 Mitarbeiter zum Jugendamt. Allerdings zählen dazu auch Erzieherinnen oder Schulsekretärinnen, die von der Problematik nicht betroffen wären. Doch schon jetzt sei die Lage schwierig genug. „Wir sind total auseinandergerissen“, sagt die Jugendamtsleiterin.

Kein Arbeitsplatz kleiner als 8 m²

Rund 1400 Menschen arbeiten bei der Stadt. Auch nach der Renovierung werden nicht alle ins neue Rathaus ziehen. So bleibt das Technische Rathaus auf jeden Fall an der Annenstraße. Es beherbergt z.B. Gebäudemanagement und Tiefbauamt. Auch das Betriebsamt hat seinen Platz weiterhin an der Dortmunder Straße.

Laut gesetzlicher Richtlinie darf ein Arbeitsplatz nicht kleiner als acht Quadratmeter sein. Im neuen Rathaus wird mancher auch etwas mehr Platz haben. „Da müssen wir auf die Architektur reagieren und beispielsweise Fenster berücksichtigen“, so Gebäudemanager Klaus Böde. Außerdem wolle man die Leute ja nicht „zusammenquetschen“.

Während der Rathaussanierung ist das Amt auf drei Standorte aufgeteilt. Die Jugendförderung befindet sich seit dem Umzug Anfang 2018 in Haus Witten, Erziehungshilfe und der Bereich Schule, Kita, OGS sind an der Brauckstraße untergebracht. Nur die Bereiche Verwaltung, Beistandschaften, Unterhaltsvorschuss und die wirtschaftliche Jugendhilfe sind im alten Rathaus geblieben. Das bedeute, so Lenhardt: „Man sieht sich seltener und zu Besprechungen pendeln wir alle.“ Das sei hinzukriegen, aber „man muss mehr organisieren“.

„Was das Raumkonzept im neuen Rathaus angeht, müssen wir noch einmal intensiv in die Planung einsteigen“, sagt Gebäudemanager Klaus Böde. Wer nur acht Stunden pro Woche arbeite, dem könne man keinen Extra-Schreibtisch hinstellen. Böde: „Ein denkmalgeschütztes Gebäude wie das Rathaus können wir nun mal nicht erweitern.“

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