Witten. Anfang 2025 werden die Ruhrbrücken in Witten-Herbede abgerissen. Bei einer Infoveranstaltung der CDU zeigte sich, dass vieles noch unklar ist.
Der Neubau der Ruhrbrücken, der mit einem Komplettabriss verbunden ist, versetzt Witten-Herbede weiterhin in Aufruhr. Bei einer Infoveranstaltung der CDU im Rittersaal von Haus Herbede hatten die rund 70 teilnehmenden Bürger viele Fragen auf dem Herzen und machten ihrem Ärger Luft. Zu groß ist noch die Ungewissheit über das, was passiert, wenn der Ortsteil vom restlichen Witten abgeschnitten wird.
Bau einer Parallelbrücke in Witten-Herbede ist nicht möglich
Alle drei vorhandenen Brücken, die hintereinander über die Ruhr führen, sind marode und müssen komplett ersetzt werden. Die Idee, eine Parallelbrücke zu errichten, damit der Verkehr während der Bauarbeiten weiter fließen kann, könne laut Straßen NRW nicht verwirklicht werden, sagte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger bei der CDU. Es sei zu eng dafür. Grund seien private Grundstücke und das direkt an der heutigen Brücke liegende Haus Herbede.
Jörg Rumberg ist fassungslos. „Es kann nicht im Sinne der Stadt sein, ein ganzes Dorf platt zu machen“, sagt das Mitglied der Werbegemeinschaft Herbede. Wenn der Ortsteil vom Rest der Stadt abgeschnitten sei, werde die heimische Wirtschaft zugrunde gehen, so Rumberg.
Die Lake-Brücke in Witten-Herbede könnte Behelfsbrücke für den Notarzt werden
CDU-Verkehrsausschussmitglied Christian Held will die von Fachleuten bereits für nicht umsetzbar erklärten Alternativlösungen noch nicht abschreiben. „Straßen NRW soll uns schwarz auf weiß mitteilen, dass weder ein ebenerdiger Bahnübergang noch eine Behelfsbrücke möglich sind, vorher geben wir keine Ruhe.“ Den Antrag für einen ebenerdigen Übergang und eine Ersatzbrücke habe die Partei im Dezember an Straßen NRW übermittelt, bisher aber noch keine Antwort bekommen. Mehr Antworten erhoffen sich die Herbeder beim Stadtteilforum mit Verantwortlichen von Straßen NRW am 2. April.
Damit Herbede zumindest für den Rettungsdienst, für Fußgänger und Radfahrer auch bei einer Vollsperrung der Ruhrbrücken weiterhin direkt zu erreichen ist, gibt es die Idee, die Lakebrücke soweit auszubauen, dass sie im Notfall für den Rettungsdienst befahrbar ist, führt Rommelfanger aus. Parallel dazu könnten Parkplätze angelegt werden, sozusagen eine Art Park & Ride-Anlage. Also mit dem Auto bis zur Lakebrücke und von dort aus zu Fuß oder mit dem Rad weiter Richtung City. „Es gibt aber auch Überlegungen für eine kleine ÖPNV-Station“, sagt der Stadtbaurat.
Bogestra-Vorstand Jörg Filter sieht allerdings große Probleme für die Busse. „Wenn es keine Behelfsbrücke gibt, über die wir fahren können, ist kein attraktiver Nahverkehr mehr gewährleistet.“ Genaue Umleitungen seien zwar noch in Planung. Doch es stehe jetzt schon fest, dass Fahrgäste weite Umwege über Durchholz und Vormholz in Kauf nehmen müssten, so Filter.
Beigeordneter Stefan Rommelfanger denkt daran, Schienenbusse zu reaktivieren. Diese Idee werde noch geprüft. „Die Wittener Straße kann im Bereich der Bahngleise und von Haus Herbede nicht ebenerdig geführt werden. Doch es handelt sich um eine zugelassene Schienenstrecke.“ Herbede wäre dann auf direktem Wege zumindest für den öffentlichen Nahverkehr nicht unerreichbar.
Sorge um die Zukunft der Hardenstein-Gesamtschule in Witten-Herbede
Holger Jahnke, stellvertretender Schulleiter der Hardenstein-Gesamtschule, ist ebenfalls besorgt. „Meine Schüler
kommen jetzt schon regelmäßig zu spät, aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens. Die Busse haben Verspätungen. Wie soll das werden, wenn diese Massen an Schülern ihre Schule überhaupt nicht mehr oder nur mit langen Umwegen erreichen?“ Auch Beate Rumberg-Behrens sieht hier Schwierigkeiten: „Es kann nicht sein, dass die Hardenstein-Gesamtschule momentan für viel Geld saniert wird, dann aber keine neuen Schüler kommen, weil der Weg einfach zu weit ist“, sagt die Herbederin.
Für das nächste Jahr ist zunächst der Umbau der Wittener Straße Richtung Hammertal geplant. Während dieser Bauzeit werde es keine Vollsperrungen geben, gibt Stefan Rommelfanger zumindest für diesen Abschnitt Entwarnung. Die Wittener Straße wird abwechselnd einseitig befahrbar sein.
Ab 2022 soll es auf der Herbeder Straße in Höhe Seestraße weitergehen. Dort ist anstelle der heutigen Ampel ein Kreisverkehr geplant, um die häufigen Rückstaus zu vermeiden. Der Brückenabriss und der anschließende Neubau der Ruhrbrücken stehe dann für Ende 2024, Anfang 2025 an, so Rommelfanger. „Das genaue Datum steht noch nicht fest. Es kommt darauf an, wie lange die Fertigstellung der zwei vorherigen Baumaßnahmen dauert.“ Drei bis vier Jahre werden veranschlagt.
CDU-Verkehrsausschussmitglied Christian Held ist nicht zufrieden. „Straßen NRW soll uns schwarz auf weiß mitteilen, dass weder ein ebenerdiger Bahnübergang noch eine Behelfsbrücke möglich sind, vorher geben wir keine Ruhe.“ Den Antrag habe die Partei im Dezember an Straßen NRW übermittelt - bisher kam keine Antwort, so das Parteimitglied. Mehr Antworten erhoffen sich die Herbeder beim Stadtteilforum mit Verantwortlichen von Straßen NRW am 2. April 2020.