Witten/Hattingen. Ein Jahr mit Ampelanlage, ein Jahr als Einbahnstraße: Ab Mai 2020 wird auf der Wittener Straße (L 924) zwischen Witten und Hattingen gebaut.

In diesem Mai startet der Neubau der staugeplagten Wittener Straße (L 924), zwischen Steinenhaus und A-43-Auffahrt. Ein Jahr lang wird zuerst vom städtischen Betrieb ESW die Entwässerung verlegt. Im Anschluss erneuert der Landesbetrieb Straßen für ein weiteres Jahr den Straßen-Oberbau. Die ESW informierte am Dienstagabend (18.2.) zu den Plänen. Mindestens 150 Bürger kamen in die Feuerwehrwache in Durchholz, mehr als die Räume überhaupt fassen konnten. Mit diesem Zustrom hatte keiner der Veranstalter gerechnet, mit solch’ einer Wut der Bürger aber auch nicht.

Kamperbach bekommt ein neues Rohr

Gekommen sind vor allem Anwohner aus den Wohnstraßen Rüsbergstraße und Rehnocken. Ihnen gegenüber stehen Rainer Gerlach, Abteilungsleiter ESW (Entwässerung Stadt Witten), und Uwe Mielke, Projektleiter von Straßen NRW. „Mich interessieren Ihre Pläne überhaupt nicht“, stoffelt einer der Zuhörer direkt. „Wir wollen wissen, wie die Umleitung geht.“

Die Anwohner fordern von den beiden Bauherren ein konkretes Konzept: Wie möchten diese verhindern, dass ortskundige Autofahrer die Baustelle und den damit befürchteten Stau umfahren und den Schleichweg über die Rüsbergstraße nehmen? Sie betonen: Die Anwohnerstraße sei so schmal, dass immer nur ein Auto fahren kann. Bei hohem Verkehrsaufkommen blockieren sich die Autos gegenseitig. Im letzten Jahr gab es diese Situation zweimal, als auf der Wittener Straße ein Unfall passiert war. Einmal musste die Polizei nach zwei Stunden den Stau auflösen. „Und das werden wir uns da oben nicht gefallen lassen“, so einer der Anwohner. Ein anderer droht sogar mit rechtlichen Konsequenzen.

Mit ihren Sorgen – und Ansprüchen – werden die Anwohner wohl allein gelassen. Denn ESW und Straßen NRW haben zwar ein Verkehrskonzept für ihre Baustellen. Dass Autofahrer dem nicht folgen und auf die Wohnstraßen ausweichen, liege aber nicht in ihrer Hand. „Dann müssen Sie eben jedes Mal zum Hörer greifen und die Polizei anrufen“, sagt Rainer Gerlach.

Hier fließt der Kamperbach noch in seinem Bachbett: Das Gewässer nahe der Kämpenstraße in Witten-Herbede.
Hier fließt der Kamperbach noch in seinem Bachbett: Das Gewässer nahe der Kämpenstraße in Witten-Herbede. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Konkret sehen die Pläne so aus: Mehrere Erneuerungen laufen im Bereich Wittener Straße/Kämpenstraße hintereinander, teilweise parallel. Ab Mai wird die AVU eine Versorgungsleitung verlegen. Parallel startet die ESW mit Hochwasserschutzmaßnahmen. Das heißt: Sie gibt dem Kamperbach ein neues, deutlich größeres Rohr. Noch verläuft dieser unterhalb der Kämpenstraße und dem Gewerbegebiet (EK Fahrzeugtechnik) sowie auf Höhe der Firmen Bötzel und Wengeler & Kalthoff in einer Rinne neben der L 924. Er versorgt auch die Gräfte von Haus Kemnade mit Wasser. Immer wieder war es aber zu Überschwemmungen gekommen – auch zurzeit sind diese auf einer Wiese neben einem Bauernhof zu beobachten.

Während die ESW baut, buddelt Straßen NRW schon an einem Rückhaltebecken unterhalb der A 43-Brücke. Diese Maßnahme habe aber keine Auswirkungen auf den Verkehr, so Projektleiter Uwe Mielke. Der Straßenbau setzt ein, wenn ESW endet, also Mai 2021. „Im Anschluss wird sofort weitergebaut“, sichert Uwe Mielke zu. Der Landesbetrieb erweitert die Straße um einen Radweg, außerdem wird an der Kreuzung Kämpenstraße eine Ampelanlage errichtet. Mielke rechnet mit einem Jahr Bauzeit. Währenddessen wird die Wittener Straße zur Einbahnstraße in Richtung Hattingen. In die Gegenrichtung führt eine ausgeschilderte Umleitung durchs Hammertal, über Niedersprockhövel und Bommerholz nach Witten. Das Publikum ist sich sicher: „Das fährt doch keiner.“

Bauzeit hat sich verkürzt

Die geplante Bauzeit der Wittener Straße hat sich um ein Jahr verkürzt: Straßen NRW verzichtet auf eine Frostschutzschicht im Unterbau der Straße. Dadurch müssen viele Versorgungsleitungen nicht neu verlegt werden, so Uwe Mielke von Straßen NRW.

Er betont auch: Mit einer Vollsperrung wäre der Neubau um 20 Prozent günstiger und 40 Prozent schneller vonstatten gegangen. Dann hätte man aber die Gewerbegebiete nicht anbinden und den öffentlichen Busverkehr nicht aufrecht erhalten können.