Witten. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umweltschutz macht sich in Witten für privates Grün stark. Schottergärten gehen nicht, findet die Politik.
Es gibt Menschen, die sprechen von „Gärten des Grauens“. Gemeint sind Flächen vor oder hinter Häusern, auf denen es nicht grünt und blüht, sondern Kiesel, Steine oder Schotter den Boden bedecken. Wie in Hagen, Xanten und Dortmund schon geschehen, machen sich jetzt auch Wittener Politiker für mehr Grün in Gärten stark.
Mit Anträgen im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umweltschutz (ASU) haben SPD, CDU und Grüne ein Zeichen gesetzt. Gegen eine graue Ödnis etwa in Vorgärten, die den meisten Tieren und Pflanzen weder Nahrung noch Lebensraum bietet. Was auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) beklagt, der darauf hinweist, dass Schottergärten keineswegs so pflegeleicht seien, wie manche Besitzer hofften. Schließlich bilde sich zum Beispiel Moos auf den Steinen, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt würden.
Städtische Verwaltung soll neue Vorgaben prüfen
Für die im ASU eingereichten Anträge gab es – mit nur jeweils einer Gegenstimme der Linken – grünes Licht. Damit wird die städtische Verwaltung beauftragt zu prüfen, ob für künftige Bauvorhaben in Witten die Vorgabe gelten kann, dass Außenflächen begrünt oder bepflanzt werden müssen. „Sofern das nicht einer anderen zulässigen Verwendung entgegensteht“, wie es im Antrag von SPD und CDU heißt. Geprüft werden soll auch, welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt, „bei der Neuanlage von Gärten in bestehenden Wohngebieten Steingärten zu verhindern“. CDU und SPD verweisen bei ihrer Initiative auf die Vorbilder anderer Städte – wie etwa Dortmund. Dort wurden Verbote von „Steinwüsten“ in Vorgärten bereits in neue Bebauungspläne der Stadtteile Hombruch und Wickede aufgenommen. Vorreiter für mehr Grün ist auch die Stadt Xanten im Kreis Wesel. Dort ist die Versiegelung von Vorgartenflächen inzwischen per Bebauungsplan verboten. Xantens Bürgermeister Thomas Görtz bezeichnete die Reaktionen auf das Verbot in einem Radio-Interview als „überwiegend positiv“.
Wittens Sozial- und Christdemokraten sowie die Grünen sind sich sicher, dass von mehr Grün im Garten auch das „kleinräumige Stadtklima“ profitieren könnte – angesichts von heißen Sommern und häufigeren Starkregen-Ereignissen. Guido Schulze-Arendt, der für die FDP als sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umweltschutz sitzt, forderte dort, es müsse künftig in Wittener Baugenehmigungen stehen, dass eine Vollversiegelung einer Fläche nicht gestattet sei.
Pirat: NRW-Bauordnung sieht Begrünung vor
Pirat Roland Löpke zitierte im ASU aus der Landesbauordnung NRW, die man man nur umzusetzen müsse. „Dort steht im Paragrafen 8 bereits, dass nicht überbaute Flächen von bebauten Grundstücken wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen sowie zu begrünen und zu bepflanzen sind – soweit dem keine andere zulässige Verwendung der Flächen entgegensteht.“
Die Grünen regten außerdem an, dass vielleicht auch über die Entwässerungsgebühren „ein Anreizsystem für die Entsiegelung beziehungsweise Begrünung privater Flächen realisiert werden kann“. Oliver Kalusch von den Linken begründete im Ausschuss seine Ablehnung der Anträge damit, dass die Zahl der Prüfaufträge der Politik an die Verwaltung mittlerweile einen inflationären Charakter habe. „Die Verwaltung kommt mit der Bearbeitung ja nicht mehr hinterher.“
>>> Naturschutzbund gibt Tipps zu pflegeleichten Pflanzen
Die Stadt Würselen wirbt auf ihrem Stadtportal im Netz offensiv für mehr Grün in Gärten. Auch angesichts des Insektensterbens sollten Gartenbesitzer darüber nachdenken, welche Konsequenzen „Steinwüsten“ zum Beispiel für Wildbienen hätten.
Der Naturschutzbund Deutschland erklärt, wie man einen pflegeleichten Garten anlegt, ohne Schotter zu verwenden. Der NABU gibt Pflanztipps für verschiedene Standorte: www.nabu.de, in die Suchmaske „Schottergärten“ eingeben.