Witten. Wer für kurze Zeit eine Bleibe in Witten mieten will, kann bald am Ruhrufer unterkommen: Nahe des Café del Sol entstehen etwa Micro-Apartments.

Ein Bochumer Investor hat das Gebäudeensemble gegenüber von Café del Sol am Mühlengraben in Witten gekauft. Auf der „Insel“ zwischen Ruhrstraße und Ruhrdeich entstehen Micro-Apartments und ein Hostel – moderne Wohnlösungen für Berufspendler, Singles, Studenten oder Ruhrtal-Touristen.

Zu dem sanierungsbedürftigen Gebäudekomplex zählen zwei Mehrfamilienhäuser, ein Gewerbetrakt, eine Garage für Lkw und ein großer Schotterparkplatz. Die Maklerin Christel Comes hatte dort ihr Immobilienbüro, das sie inzwischen geschlossen hat. Von der Mühlengrabenbrücke erkennt man das Potenzial dieser Immobilie.

Es gibt einen großen Garten mit altem Baumbestand und einem gediegenen Pavillon, direkt am Ufer des Mühlengrabens, ein echtes Kleinod. Das Ensemble gehörte einer Privatperson, die das Objekt – aus Altersgründen – zum Jahresanfang verkauft hat. Neuer Eigentümer ist die Ruhr-Wohnen GmbH.

Drei neue Hotels entstehen in Witten

Gleich mehrere neue Hotels entstehen in Witten in unmittelbarere Nachbarschaft: Die Wohnungsgenossenschaft Mitte baut ein neues Hotel direkt gegenüber von Bus- und Hauptbahnhof. Dafür wurden zwei Mietshäuser an der Bellerslohstraße 25 und 27 abgerissen. Das „Drei-Sterne-Hotel plus“ soll über 132 Zimmer verfügen.

Die Dortmunder Hoteliersfamilie Riepe möchte hinter ihrem bisherigen Parkhotel an der Bergerstraße ein neues, barrierefreies Hotel mit 80 Zimmern bauen. Das siebengeschossige Hotel mit 60 Einzel- und 20 Doppelzimmern entsteht im Grünzug zwischen dem bisherigen Hotelparkplatz und dem Saalbauparkplatz,

Außerdem entsteht am Kemnader Stausee ein drittes neues Mittelklassehotel.

Dahinter stecken die Bochumer Brüder Ertan und Ergün Ilce, die seit 25 Jahren Bestandsimmobilien, oft in schwieriger Lage, kaufen und modernisieren.

In Witten zählt etwa der Novum-Komplex gegenüber des Hauptbahnhofs dazu, in den 2018 die Fitnessstudio-Kette FitX einzog. Davon abgesehen besitzt Ruhr-Wohnen mit seinen Gesellschaften über 1000 Wohneinheiten in der Innenstadt, Heven, Herbede und Annen. Aktuell hat das Unternehmen mehrere Häuser an der Breite Straße aufgekauft, die teilweise leer standen. Sie werden nun modernisiert und neu vermietet.

Neubau auf Schotterparkplatz für eine weitere Gastronomie in Witten

Auch am Mühlengraben sollen in den nächsten Tagen Container aufgestellt werden und das große Entrümpeln kann beginnen. „Wir setzen unsere Pläne im Bestand um. Es wird nichts abgerissen. Wir werden nur sanieren und modernisieren“, sagt Marc Birnstiel, der für die „Immobilien-Gallery“ den Kauf vermittelt hat. Wobei die „Gallery“ ebenfalls eine Tochter des Ruhr-Wohnen-Konzerns ist. Birnstiel bezeichnet die Lage als „wirklich gut“. Die Verkehrsanbindung nahe Ruhrstraße und Ruhrdeich sei hervorragend, die Gegend durch die Neubebauung des Teppichlandgeländes mit dem Café del Sol „super aufgewertet“ worden.

Die Rückansicht des Gebäudekomplexes in Witten, gesehen von der Mühlengrabenbrücke (Ruhrdeich) aus.
Die Rückansicht des Gebäudekomplexes in Witten, gesehen von der Mühlengrabenbrücke (Ruhrdeich) aus. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Das Projekt hat ein Investitionsvolumen im siebenstelligen Bereich“, sagt Marc Birnstiel. Zunächst erhalte der Gebäudekomplex eine neue, farbige Fassade. Innen werden die Grundrisse neu geschnitten. Auf dem derzeitigen Parkplatz werde ein Neubau entstehen, wahrscheinlich eine Gastronomie. Wie das Ensemble demnächst genutzt wird, „steht noch nicht ganz fest“. Die Zielrichtung sei aber schon klar: Moderne Wohnformen, die Menschen mieten können, die sich mehr als eine Woche in Witten aufhalten möchten. Zielgruppe seien „Studenten, Singles und Berufspendler.“

Wittener Micro-Apartments passen zum modernen, digitalen Lebensstil

Solche „Micro-Apartments“ gibt es bereits in vielen Großstädten. Es sind Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen, die mitunter nur 20 m2 groß sind. Sie passen zum modernen, nachhaltigen, digitalen Lebensstil: Gewohnt wird zentral, per Fahrrad ist man mobil, manche Dinge – wie Waschmaschinen – teilt man sich in Gemeinschaftsräumen. Die Mieter suchen nicht die Wohnung fürs Leben, sondern möchten für einen begrenzten Zeitraum von einigen Monaten oder ein, zwei Jahren vernünftig unterkommen.

Ähnlich würde ein Hostel ticken. „Das ist kein Hotel mit einem klassischen Tagesgeschäft“, sagt Birnstiel. Vermietet werde wochenweise. Die Zimmer sind zum Beispiel mit einer Küche ausgestattet. Man kann selbst kochen oder zum Frühstück in die Gastronomie in den Neubau gehen. Dieses Konzept sei auch interessant für Ruhrtal-Radler, glaubt der Makler. Zunächst aber stehe der Umbau an. Mit dem Bauordnungsamt und möglichen Betreibern sei man noch in Verhandlungen. „Klar ist aber: Wir machen nur das, was auch funktioniert.“