Witten. Die Feuerwehr Witten bekommt eine eigene Rettungsdienstschule. Es ist die einzige im Ennepe-Ruhr-Kreis. Das spart nicht nur Zeit und Geld.
Unfallopfer betreuen und transportieren, Krankheitsbilder erkennen, Herz-Lungen-Wiederbelebung – all das lernen Rettungssanitäter in ihrer Ausbildung. Die Wittener Feuerwehr darf diese nun an einer eigenen Schule unterrichten. Es ist die einzige Rettungsdienstschule im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis. Der erste Kurs startet im Februar.
„Das erleichtert uns die Arbeit“, freut sich Feuerwehr-Chef Mario Rosenkranz (52) über die staatliche Anerkennung der Bezirksregierung Arnsberg kurz vor Weihnachten. Denn schon seit Mitte der 1980er Jahre bildet die Wehr der Ruhrstadt ihre eigenen Brandmeisteranwärter aus. Ein Teil dieser Ausbildung ist auch die Aus- und Fortbildung zum Rettungssanitäter. „Die mussten wir bisher extern vergeben, unsere Leute also zu privaten Schulen oder zu Feuerwehren in die großen Nachbarstädte schicken“, so Rosenkranz.
Wittener Feuerwehr-Chef: Nun haben wir die ganze Ausbildung selbst in der Hand
„Nun können wir die gesamte Ausbildung selbst in die Hand nehmen und an einem Standort gewährleisten.“ Das spare nicht nur Zeit und Geld. Man könne jetzt auch nach den Standards des EN-Kreises ausbilden, was die Nutzung diverser medizinischer Geräte betreffe, oder das Verabreichen von Medikamenten. Räume und Ausstattung seien ohnehin vorhanden.
Nicht nur angehende Rettungssanitäter – also die hauptberuflichen Profis – können die Schule besuchen. Sie bietet auch Lehrgänge für Rettungshelfer an. Der Unterschied: Diese sind meist von der Freiwilligen Feuerwehr, arbeiten also ehrenamtlich. Sie fahren den Krankenwagen und unterstützen die Rettungssanitäter, die die Patienten beim Krankentransport betreuen und ihrerseits den noch höher qualifizierten Notfallsanitätern zur Seite stehen. Die Ausbildung für Rettungssanitäter umfasst 560 Stunden, jene für die Rettungshelfer nur 160.
Aktuell läuft ein Lehrgang mit 18 neuen Brandmeisteranwärtern
„Die neue Schule ist so ausgerichtet, dass wir den internen Bedarf decken können“, sagt Mario Rosenkranz. Derzeit arbeiten rund 100 Feuerwehrleute hauptberuflich in der Wache an der Dortmunder Straße. „Wir wissen aber jetzt schon, was uns in den kommenden Jahren erwartet. Bis 2030 werden uns über 60 Prozent der Mitarbeiter aus Altersgründen verlassen.“ Aktuell laufe ein Lehrgang mit 18 neuen Brandmeisteranwärtern, von denen immerhin 14 aus Witten seien. Doch der Feuerwehrchef blickt nicht besonders optimistisch in die Zukunft: „Die Bewerberzahlen gehen nach unten.“
Der Feuerwehr-Chef glaubt nicht, dass die Anforderungen zu schwer seien – wie oftmals angenommen wird. „Das ist nur gefühlt so.“ Soll heißen: „Die körperliche Leistungsfähigkeit der jungen Menschen nimmt ab“, stellt Rosenkranz fest. Viele könnten mit längeren körperlichen Belastungen nicht mehr umgehen und glaubten viel zu schnell, ihre Grenzen schon ausgelotet zu haben – wenn etwa auf das Training fürs Sportabzeichen und den Rettungsschwimmer in Silber noch eine Atemschutzübung folge.
20 Praxisanleiter aus den eigenen Reihen stehen für die Arbeit in der Rettungsdienstschule zur Verfügung. Ihr Leiter ist Frank Stinshoff. Der 56-Jährige freut sich auf die neue Aufgabe: „Ich bin froh, dass wir diesen Schritt gegangen sind.“ Er lobt vor allem die Teilnehmer der Freiwilligen Feuerwehr, die ihre freie Zeit investieren, um sich in Sachen Rettungsdienst fortzubilden, sowie das Engagement der Ausbilder: „Diesen Einsatz für die Bevölkerung der Stadt Witten finde ich beeindruckend.“