Die Menschen in Witten-Annen bekommen einen Raum, in dem sie sich treffen und Ideen für eigene Aktivitäten entwickeln können: das „Wohnzimmer“.
Fünf Jahre nach dem Ende des Projekts „Soziale Stadt“ tut sich wieder was in Annen. Die Menschen im Quartier bekommen bald ihr eigenes „Wohnzimmer“. Dort können sie sich treffen, austauschen und viele eigene Ideen für Aktivitäten wie Strickrunden oder Lesungen entwickeln. Die Idee zu dem Raum hatte die Initiative „Annener für Annen“. Auch die Quabed ist mit im Boot. Am 15. Januar um 17 Uhr steigt die Eröffnungsfeier.
Schon eine Weile stand das Ladenlokal an der Annenstraße 156 leer. Dort befand sich die Selbstbedienungsfiliale der Deutschen Bank, deren Automat im März 2018 gesprengt worden war. Nun hängt ein Schild im Schaufenster, auf dem steht „Ein Wohnzimmer für unseren Stadtteil“. Ein rotes Sofa sorgt für Gemütlichkeit. Auch zwei Schränke, einen Schreibtisch sowie einen Tisch mit ein paar Stühlen gibt es schon. Die Wände sind apfelgrün gestrichen. Ein Stadtplan hängt daran und eine Collage mit Annener Motiven.
Initiative „Annener für Annen“ will Wittener Stadtteil neu beleben
Etwa anderthalb Jahre ist es her, da keimte bei der Initiative der Wunsch auf, den Stadtteil erneut zu beleben und die Menschen zusammenzubringen. „Gerade nach dem Auslaufen der Sozialen Stadt wollten wir wieder was machen“, sagt Dennis Sohner. Der 34-Jährige ist – neben Beate Albrecht, Jörg Friedrich und Stefan Grafe – einer von vier Aktiven, denen Annen ganz privat sehr am Herzen liegt. „Ich habe 23 Jahre hier gelebt und fühle mich immer noch als Annener“, sagt Sohner. Annen, das sei ein „Lebensgefühl“. Auch wenn der Stadtteil ein etwas schwieriges Image habe, sei es hier „schön und herzlich“. Und das wolle man in den Vordergrund rücken.
Jetzt, wo es das Wohnzimmer gibt, soll die Sache richtig in Schwung kommen. „Erst hatten wir Zweifel, dass wir etwas bewirken könnten. Wir sind ja zu klein, um selbst Projektgelder zu beantragen“, sagt Beate Albrecht (56). Aber: Man kennt sich in Annen, hat Kontakte. So sind sie schließlich zu dem Raum gekommen. Die Miete zahlt seit acht Monaten der Verein Ruhrtalengel. Jetzt, im Januar, übernimmt die Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft der Diakonie Ennepe-Ruhr/Hagen (Quabed) die Kosten, zunächst für zwei Jahre. Und nutzt den Raum auch selbst.
Bürger treffen sich jeden dritten Donnerstag im Monat
Denn die Bürger treffen sich erstmal nur jeden dritten Donnerstag im Monat ab 17 Uhr hier, um zu gucken, was sie noch auf die Beine stellen wollen. Deshalb bleibt viel Zeit, in der andere Vereine und Institutionen den Raum nach Absprache nutzen können. Die Quabed wird nun gemeinsam mit dem Kolping-Bildungswerk Wetter ein tägliches Hilfsangebot für junge Menschen installieren.
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Es dient als Ergänzung des Ratz-Fatz-Mobils. Mit dem stehen Sozialpädagogen mehrmals wöchentlich auf Schulhöfen, im Park der Generationen oder an der Schellingstraße. „Jungs und Mädels, die uns brauchen und nicht übers Jobcenter zu uns gelangen, würden sonst nie zu uns kommen“, sagt Quabed-Geschäftsführer Jan-Dirk Hedt (45). So aber können sie Fragen stellen, die ihnen auf der Seele liegen. Im Wohnzimmer werden demnächst auch ein paar Computer stehen, an denen sie zum Beispiel nach Ausbildungsstellen suchen können.
Keine Chance im neuen Raum haben politische oder partyähnliche Aktivitäten, betont Dennis Sohner. Wohl aber wird es bis zur Eröffnung eine Heizung geben. Schließlich sollen sich die Besucher hier wohlfühlen. Denn, so Beate Albrecht, „nur menschliches Engagement trägt den Stadtteil auf lange Sicht“.