Witten. Die Kritik am neuen Nahverkehrsplan ebbt nicht ab: Piraten und Wittener Grüne fordern zügige Korrekturen – ehe sich Bürger ein Auto zulegen.

Die Piraten im EN-Kreis und die Wittener Grünen setzen sich – unabhängig voneinander – für zügige Korrekturen beim neuen Nahverkehrsplan ein. Dieser war am 15. Dezember in Kraft getreten. Die Kritik daran ebbt nicht ab.

Denn statt die Klimakrise mit einem attraktiven ÖPNV zu bekämpfen, habe die aktuelle Umstellung der Strukturen und Fahrpläne in einigen Bereichen Wittens, auf mehreren Linien und zu verschiedenen Tageszeiten erkennbar das Gegenteil bewirkt, so Jan Richter, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Deshalb stellen die Politiker den Antrag an die Verwaltung, im neuen Jahr über die Stadtseite ein Formular für die Bürger zur Verfügung zu stellen. Darauf können sie ihre Probleme mit den neuen Fahrplänen schildern.

Stadt Witten soll Beschwerden und Hinweise der Bürger auswerten

Nach etwa zwei bis drei Wochen, so stellen es sich die Grünen vor, solle die Stadt die eingegangenen Hinweise dann auswerten. Auf dieser Informationsgrundlage sollen Lösungen gefunden werden, um die Probleme zu beheben – damit sich die Situation in Witten wieder verbessere. Man wolle jedoch nicht das Gesamtkonzept des öffentlichen Nahverkehrs infrage stellen, betonen die Politiker.

Die Piratenpartei EN verweist darauf, dass sie schon damals als Einzige gegen den neuen Nahverkehrsplan gestimmt und auf die drohenden Kürzungen hingewiesen habe. „Ich wurde ihn den letzten Wochen mehrfach von Menschen angesprochen, die sich nun gezwungen sehen, ein Auto anzuschaffen. Das ist nicht nur für die einzelnen Betroffenen teuer, sondern genau die falsche Entwicklung angesichts von Klimakrise, verstopften Straßen und einer älter werdenden Bevölkerung“, so Vorsitzender Stefan Borggraefe.

Piraten: Für die Mehrheit des Kreistags ist der ÖPNV ein Einsparposten

Auch Jörg Müller, Kreistagsmitglied der Piratenpartei, kritisiert den Gedanken, der seiner Meinung nach hinter dem neuen Konzept steckt: „Der ÖPNV wird derzeit von einer Mehrheit des Kreistages als Einsparposten gesehen.“ Dort, wo er wenig nachgefragt sei, würden Linien eingestellt oder eingeschränkt. Da so die Attraktivität weiter abnehme, werde er in Zukunft noch weniger genutzt, so dass immer neue Strecken auf der Kürzungsliste landeten. Müller: „Diesen Teufelskreis müssen wir durchbrechen.“

Die Partei will einen entsprechenden Antrag in den Kreistag einbringen. „Wir sollten handeln, solange die Haltestellen, die nicht mehr angefahren werden, noch stehen.“ Weitere Forderungen der Piraten: barrierefreie Haltestellen, ein vereinfachtes Tarifsystem und das mittelfristige Ziel, Bus und Bahn fahrscheinfrei zu machen.