Witten. Feuerwehr und DLRG haben einen Kanuten aus der Wittener Ruhr gerettet. Sein Boot war in das Wehr nahe der Burgruine Hardenstein abgerutscht.

Mit viel Glück konnte die Wittener Feuerwehr am Neujahrsabend einen Kanuten retten. „Es herrschte Lebensgefahr“, so Wittens Feuerwehrchef Mario Rosenkranz. Der Mann mittleren Alters war mit seinem Boot nahe der Burgruine Hardenstein in das Wehr getrieben worden. Der Wittener Kanutrainer Helmut Heemann warnt: Angesichts des aktuellen Wasserstands und der Fließgeschwindigkeit sei die Ruhr nicht zu unterschätzen.

Die Einsatzwagen der Löscheinheit Herbede am Ruhrufer in Witten. Die Freiwilligen beteiligten sich an der Suche nach dem verunglückten Kanuten. 
Die Einsatzwagen der Löscheinheit Herbede am Ruhrufer in Witten. Die Freiwilligen beteiligten sich an der Suche nach dem verunglückten Kanuten.  © Löscheinheit Herbede

Der sonnige Neujahrstag zog viele Spaziergänger nach draußen und trotz der frostigen Temperaturen auch Wassersportler aufs Wasser. Experte Helmut Heemann war noch am 30.12. mit einer Gruppe von Wetter bis zum Campingplatz Steger gepaddelt. „Mindestens vier davon waren absolut sichere und sachkundige Fahrer“, sagt er. „Auf das Teilstück beim Mühlengraben hätten wir uns aber nicht gewagt.“ Der Ruhrpegel lag relativ hoch, bei 225 cm. Vanessa Vogel, Sprecherin der DLRG schätzt die Wassertemperatur auf 5 Grad, die Fließgeschwindigkeit auf einen Meter pro Sekunde.

Kanute alarmierte mit dem Handy die Feuerwehr

Trotzdem hatte sich ein Kanute nahe der Burgruine Hardenstein auf die Ruhr begeben. Der Mann war mit seinem Boot oberhalb des Wehrs gefahren. Im sogenannten Lohmannschen Graben war er offenbar hinter die „Abtonnung“ gepaddelt – das ist eine Leine mit roten Bojen daran. Durch die starke Strömung war er bereits eine Staustufe abgerutscht. Dann hatte sich das Kanu in den Steinen verkeilt, so dass sich der Mann aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte. Dem Kanuten gelang es, sich mit dem Paddel in den Steinen festzuhalten – und mit dem Handy die Feuerwehr zu alarmieren.

Gefährliche Stellen an der Wittener Ruhr

Im letzten Jahr (2019) hatte die Taucherstaffel der Wittener Feuerwehr kreisweit um die zehn Einsätze. In Witten gab es aber keine schlimmen Unfälle von Badenden oder Kanuten auf der Ruhr. Bei tropischen Temperaturen haben sich wieder etliche Wittener in der Ruhr erfrischt – trotz aller Warnungen.

Laut Vanessa Vogel von der DLRG gelten diese Stellen an der Wittener Ruhr als besonders gefährlich: Untiefen auf Höhe des Campingplatzes Steger, sich schnell ändernde Strömungen am Kraftwerk Hohenstein, die Unterströmung am Wehr in Höhe des Königlichen Schleusenwärterhäuschens in Heven sowie oberflächliche Wirbel zwischen den Buhnen auf Höhe der Lakebrücke.

Seine große Gefahr: Die Steine des Wehres sind moosbewachsen und glitschig. Steigt man aus und rutscht ab, fällt man in die folgende Staustufe des Wehres, zum Hevener Ruhrufer hin. Dort bildet das vom Wehr fallende Wasser eine Walze, die Schwimmer unter Wasser drückt. „Bei hohem Wasserstand ist das lebensgefährlich“, sagt Helmut Heemann.

Mann war unterkühlt, aber unverletzt

Rund um die Burgruine Hardenstein in Witten standen die Fahrzeuge der Löscheinheit Herbede bereit. 
Rund um die Burgruine Hardenstein in Witten standen die Fahrzeuge der Löscheinheit Herbede bereit.  © Löscheinheit Herbede

Gegen 16 Uhr rückte die Berufsfeuerwehr mit einem Wasserrettungstrupp an der Hevener Ruhrseite an, die Löscheinheiten Herbede und Hölzer suchten nahe der Burgruine die Ruhr ab. Außerdem war die DLRG mit ihren „Strömungsrettern“ vor Ort. „Wir haben den Kanufahrer nicht direkt gesehen“, sagt Mario Rosenkranz von der Feuerwehr. Zwischen der Herbeder Schleuse und dem Wehr versperrte eine mit hohen Büschen bewachsene Insel die Sicht.

Zusammen mit der DLRG gelang es der Feuerwehr, mit einem Rettungsboot nahe an den Mann heranzufahren. Er konnte aus eigener Kraft aufstehen, über die Steine gehen und in das Rettungsboot steigen. Der Mann sei unterkühlt gewesen, zumal schon Wasser in das Boot eingedrungen war. Der Rettungsdienst betreute ihn. Den DLRG-Mitgliedern gelang es anschließend sogar, das Kanu aus der Strömung zu bergen.

„Der Mann war in Lebensgefahr“, bilanziert Mario Rosenkranz. „Denn irgendwann geben die Kräfte nach. Fällt man in das kalte Wasser, hat man vielleicht nur noch zehn Minuten, bis man bewusstlos wird.“

Vor vier Jahren kenterten zwei Wanderkanufahrer

Vanessa Vogel von der DLRG nennt ausdrücklich das Wehr an der Herbeder Schleuse als einen besonderen Gefahrenpunkt der Ruhr. Die riskanten Stellen an der Ruhr hatte die DLRG erst im Sommer aufgelistet – als angesichts der Badelust bei Superhitze der Ruf nach einem Naturfreibad erklang. Dass die Ruhr ein oft unterschätztes Gewässer nicht nur für Schwimmer, sondern auch für Wassersportler ist, hatte sich zuletzt vor vier Jahren gezeigt: Am Wehr auf Höhe des Kraftwerks Hohenstein waren zwei Wanderkanufahrer gekentert. Sie konnten sich ans Ufer rettet und kamen – wie auch der Wittener am Neujahrstag – mit dem Schrecken davon.