Witten. Unser Fotorätsel zeigte die Wittener Goltenhofbühne. Besonders wegen seiner Märchenaufführungen ist das Theater vielen in Erinnerung geblieben.

Eine rätselhafte Szene in einem alten Fachwerkhaus war diesmal auf unserem Rätselbild zu sehen. Doch unsere Leser haben das Motiv auf dem Schwarz-Weiß-Foto glasklar erkannt: die Goltenhofbühne in Bommern. Auf der Bühne steht Inhaberin Gisela Golte mit ihrem Ehemann und Schauspieler Kurt A. Goetz. Das Bild entstand 1969, kurz vor der Einweihung der gerade eingerichteten Bühne, schreibt Fotograf Davide Bentivoglio.

Schon 1486 wird im Schatzbuch der Grafschaft Mark der steuerpflichtige Goltenhof aufgeführt. Er hatte seinen Platz damals nicht an seinem heutigen Standort, am Bodenborn 50, sondern etwas weiter bergan, etwa dort, wo heute das evangelische Gemeindehaus steht. 1721 wurde der baufällige Hof abgerissen und an der heutigen Stelle errichtet. So steht es in dem Band „Bommern. Geschichte und Geschichten 1897-1997“, herausgegeben vom Heimat- und Geschichtsverein Bommern.

Wittener Goltenhof seit vielen Jahren im Besitz der Familie Golte

Der Hof ist seit vielen Generationen im Besitz der Familie Golte und Namensgeber für zwei Straßen in Bommern: „Goltenkamp“ und „Am Goltenbusch“. Der letzte Bauer war Reinhard Golte. 1960 wurde fast sein ganzer Besitz zu Bauland. Er zog nach Norddeutschland, wo er einen neuen Hof übernahm.

Unser Rätselfoto: Gisela Goetz-Golte und ihr Ehemann Kurt A. Goetz besprechen 1969 auf der neu errichteten Bühne die letzten Einzelheiten vor der ersten Aufführung.  
Unser Rätselfoto: Gisela Goetz-Golte und ihr Ehemann Kurt A. Goetz besprechen 1969 auf der neu errichteten Bühne die letzten Einzelheiten vor der ersten Aufführung.   © Davide Bentivoglio

Für den Goltenhof war das der Beginn einer ganz neuen Ära – unter Gisela Golte. Sie gründete mit ihrem Ehemann und Schauspieler Kurt A. Goetz ein Zimmertheater und verwandelte schließlich das Wirtschaftsgebäude in ein Theater. Das mutige Unterfangen stemmten sie aus eigener Kraft, ohne jeglichen Zuschuss aus dem städtischen Kulturetat.

Tochter Yvette brachte Kindermärchen auf die Bühne

Auch das Repertoire kann als „mutig“ bezeichnet werden: Goethes „Iphigenie“, Hebbels „Gyges und sein Ring“, das Drama „Der Strom“ von Max Halbe oder „Geschlossene Gesellschaft“ von Sartre – um nur einige der Aufführungen zu nennen.

Mit Tochter Yvette wuchs die nächste Theatergeneration heran. Sie übernahm das Haus mit dem Wunsch, Kinder in die Welt der Märchen zu führen. Und das tat sie auch viele Jahre lang mit großem Erfolg.

Stadt forderte umfangreichen Umbau der Goltenhofbühne

Vor rund 20 Jahren – in dem intimen Zimmertheater liefen gerade die Proben zu „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ – meldete sich das Ordnungsamt der Stadt Witten. Die Behörde verlangte erhebliche Umbau- und Sicherheitsmaßnahmen.

Der Goltenhof in Witten am Bodenborn 50. Von außen sieht das alte Fachwerkhaus unverändert aus. 
Der Goltenhof in Witten am Bodenborn 50. Von außen sieht das alte Fachwerkhaus unverändert aus.  © DAvide Bentivoglio

Für Yvette Goetz-Wassmann waren diese Forderungen jedoch zu umfangreich und die dafür gesetzte Frist war zu kurz, so dass sie ihre Arbeit aufgeben musste. Das war das Ende der Goltenhofbühne.

Leser erinnern sich vor allem an die Kindervorstellungen

Den meisten unserer Leser ist die Goltenhofbühne durch ihre Kindervorstellungen in Erinnerung geblieben. „Das ist die Goltenhofbühne in Witten-Bommern“, schreibt uns etwa Beate Gauer. „Gisela Goetz-Golte war bekannt für die Märchenaufführungen.“ Und Christina Wildvang kann „nach intensiver Suche“ ergänzen: „Es handelt sich um ein Kindertheater im gleichnamigen denkmalgeschützten Fachwerkhaus in Bommern, das es von 1971 bis 1998 gab. Der Theaterraum befand sich in der ehemaligen Stallung und der Deele.“

Bernd Schmitz besuchte als Kind häufig die dortigen Vorstellungen: „Als Kinder waren wir da oft für Märchenaufführungen. Aber wie es innen genau aussah, weiß ich gar nicht mehr.“ Gerne erinnert sich auch Gisela Melcher an die Goltenhofbühne und Schauspielerin Gisela Goetz-Golte: „Schön waren die Märchen, die dort aufgeführt wurden. Ganze Schulklassen haben die Bühne besucht. Toll war’s.“

Die Personen auf dem Bild erkannt hat Gerd Gahr: „Es müssten Gisela Goetz-Golte und ihr Mann Kurt Paul Arnold Goetz sein. Sie hatten schon um 1960 ein Zimmertheater im Goltenhof gebaut, woraus sich später dann die Goltenhofbühne mit 99 Plätzen entwickelte.“ Eine, die Teil der Goltenhofbühne war, ist Rosi Dirkes. „Zehn Jahre habe ich da auf der Bühne gestanden“, schreibt sie uns.

Wie eine weitere Zuschrift nahelegt, gab es in Witten und Umgebung zu jener Zeit offenbar mehrere vergleichbare Bühnen. So liegt unser Leser Werner Schultze mit seiner Vermutung, dass es sich bei dem Foto um das Wirtshaus „Hiby“ in Langendreer handelt, zwar daneben. Seine Zuschrift erzählt aber dennoch ein Stück Wittener Geschichte. Deshalb wollen wir sie Ihnen nicht vorenthalten.

„Das Foto erinnert mich doch sehr stark an meine Kindheit, als der damalige Theaterverein Waldesrose (die heutige Ruhrbühne Witten) in den Jahren 1950 bis 1965 im Saalbau der Gaststätte Wilhelm Zeller, in der Schottstraße, seine Theaterstücke aufführte“, so Schultze. Seine Eltern bezogen ab 1951 eine Wohnung in der Detagstraße, einer Nebenstraße der Schottstraße.

„Als wir Kinder herausfanden, dass der Theaterverein hier aufführte, haben meine Freunde und ich uns wiederholt bei den Proben in den Saal geschlichen und mucksmäuschenstill zugehört und zugesehen. Das war immer sehr spannend, daran habe ich schöne Erinnerungen.“ Allerdings, erkennt er richtig, scheint die Räumlichkeit auf dem Foto nicht der Saalbau Zeller zu sein. Seine Vermutung: „Kann das die neue Bleibe der Waldesrose sein, die ab 1965 im Wirtshaus Hiby in Langendreer spielte?“ Die richtige Antwort kennen wir inzwischen.