Witten. Mehr als 600 Menschen haben am Freitagmittag in Witten für das Klima demonstriert. Einmal mehr gingen die Schüler nicht allein auf die Straße.
„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, brüllt Leander Holtz, Organisator von „Friday’s for Future“ am Wittener Ossietzkyplatz ins Mikrofon. Um ihn herum stehen mehr als 600 Menschen, die beim vierten „globalen Klimastreik“ mitmachen, gewappnet mit Plakaten, Bannern, Fahnen und Trillerpfeifen und voller Wut auf die Politik.
500 Städte in ganz Deutschland beteiligten sich an den Demonstrationen für das Klima, über 100 Orte allein in NRW. Und das Thema könnte aktueller nicht sein. Der Bundestag berät an diesem Freitag (29.11.) das Klimapaket. Damit ist der 18-jährige Holtz ganz und gar nicht zufrieden. „Wirtschaftliche Interessen werden immer wieder bevorzugt.“ Piraten-Fraktionsvorsitzender Roland Löpke, der diesmal unter der Flagge von „Parents for Future“ segelt, fordert „mutige Politiker“, die den Ruf nach einem Tempolimit und den Verzicht auf „To-go-Becher“ schon morgen umsetzen.
Nicht nur Schüler demonstrieren in Witten, auch Erwachsene sind wieder dabei
Die bunte Teilnehmerschar zeigt, dass „Friday’s for Future“ nicht mehr nur ein Protestmarsch für Schüler ist, sondern ein Streik der Generationen. Eltern mit ihren Kindern, Studenten und ältere Menschen demonstrieren zusammen. Gemeinsam ziehen sie vom Ossietzkyplatz über die Galenstraße zur Hauptstraße und anschließend durch die Wittener Fußgängerzone.
„Friday’s for our kids“ prangt in großen Buchstaben auf dem Plakat von Barbara Weißbach. Sie ist zwar schon lange keine Schülerin mehr, geht aber trotzdem für das Klima auf die Straße. Die Wittenerin tut selbst schon einiges für den Klimaschutz. „Ich esse vegetarisch, ein Auto haben wir gerade erst verkauft und dafür ein Lastenrad angeschafft.“
Studentin schwänzt für Klimademo in Witten die Uni
Dass Klimaschutz keine Altersfrage ist, hat Sophie Paech, Organisatorin von „Students for Future“, schon zu Beginn der Demo betont. „Es ist egal, wie alt du bist und egal, wo du herkommst“, rief sie. Davon ist auch Luisa Zuppa überzeugt. „Klima ist wie Bier, warm ist scheiße“ hat sie auf braune Pappe geschrieben. Sie schwänzt an diesem Freitag nicht die Schule, sondern die Uni in Bochum, um in Witten dabei zu sein. „Ich will die Schüler unterstützen und ein Zeichen setzen. Denn das Thema betrifft uns alle und auch kleine Schritte bringen uns weiter“, sagt die 24-Jährige.
Der Demo-Zug legt den Verkehr in der Wittener City vorübergehend lahm. Auf der Hauptstraße stauen sich die Autos. Straßenbahnen bleiben einfach an den Haltestellen stehen. Auch Seitenstraßen wie die Wideystraße sind betroffen.
„Tempolimit sofort“ und „mehr Radverkehr“
Die Demonstranten laufen mitten auf der Straße, mit all ihren Plakaten und Bannern. Wie breitgefächert das Thema „Klimaschutz“ ist, zeigen die Forderungen. „Tempolimit sofort“ und „Mehr Radverkehr“ verlangen die einen, andere protestieren gegen „florierende Aktien“ und „Kohlekraft“. Inga (13) kritisiert gerade den Plastikkonsum. „In meiner Familie versuchen wir schon lange, darauf zu verzichten.“
Und immer wieder schallen die Sprechchöre durch die Menge. Der Lärm, den die Teilnehmer mit Rasseln, Trommeln, Trillerpfeifen und Megafons durch Wittens Straßen tragen, bleibt nicht ungehört. Überall stehen Menschen, an Fenstern, auf Balkonen, in Hauseingängen und vor Läden, um den Wittener Klimastreik zu verfolgen. Von Sprüchen wie „Habt ihr nix Besseres an einem Freitagmorgen zu tun“ lassen sich die Teilnehmer nicht beeindrucken. Sie machen einfach weiter Radau. „Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle“, rufen sie, bevor sich der Demozug am frühen Nachmittag auflöst und die Stadt wieder dem Vorweihnachtstrubel überlassen wird.