Witten. Eine Wittener Baumschule gibt Tipps, wie Gewächse gut durch die Kälte kommen. Man staune: Der Frühling ist gar nicht die beste Zeit zum Pflanzen.

Nebel hängt über den Buchen und Eichen der Bommerholzer Baumschule. Während dieser grauen Herbsttage trifft man die Familie Senekovic und ihre Mitarbeiter an der Bommerholzer Straße 96 bei Gartenarbeiten, die im Sommer liegen bleiben. Hecken werden zurückgeschnitten, Alleebäume wie Amber und Ahorn in ihren großen Töpfen mit Luftpolsterfolie für die kalten Tage gewappnet. Doch was so manchem ohne grünen Finger entgeht: Jetzt ist die beste Zeit zum Pflanzen. Also keineswegs nur der Frühling.

Egal ob es sich um die kleine Erica oder die große Eiche handelt, jetzt können sie in die Erde. Lina Senekovic, Tochter des Inhabers Roman Senekovic, erklärt warum: „Die Pflanze kann im kühlen, feuchten Boden genügend Flüssigkeit sammeln und diese dann gestärkt mit in die trockenere Jahreszeit nehmen.“ In milden Wintern könne das Gewächs auch schon anfangen, Wurzeln zu schlagen.

Winterheide, sprich Erica, macht den Bienen im Frühling Freude

Lina Senekovic hält ein winterblühendes Heidekraut in den Händen Es trägt halbgeöffnete, violette Knospen. Vollständig öffnen sich die Blüten im Frühjahr. Dann geben sie den ersten Hummeln und Bienen Nahrung.
Lina Senekovic hält ein winterblühendes Heidekraut in den Händen Es trägt halbgeöffnete, violette Knospen. Vollständig öffnen sich die Blüten im Frühjahr. Dann geben sie den ersten Hummeln und Bienen Nahrung. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Als Gewächs der kalten Jahreszeit ist das Heidekraut besonders beliebt. Es gibt zwei Sorten, die sich auf den ersten Blick gar nicht sonderlich unterscheiden. Sie haben weiße oder lilafarbene Blüten. Der Unterschied liegt in der Öffnung der Knospen. Die der Sommerheide sind immer geschlossen, für Hummeln und Bienen also wenig hilfreich.

Die Blüten der Winterheide, auch Erica genannt, öffnen sich hingegen schon über den Winter. Sie blühen teilweise bis in den Mai, und das mehrere Jahre. „Das ist eine der ersten blühenden Pflanzen, die die Insekten dann im Frühjahr anfliegen können“, sagt die 32-Jährige.

Auch auf Stauden wie Katzenminze und Lavendel fliegen die Bienen. Man könne sie gut zwischen andere Pflanzen setzen, auch schon im Winter, sagt die Gärtnerin. Und: Je gesünder eine Pflanze, desto robuster ist sie und kann so der chemischen Keule entgehen. Das ist in der Baumschule wichtig. Denn man wolle „so wenig spritzen wie möglich - am besten gar nicht“.

Heimische Sträucher machen auch im Winter was her

Roman Senekovic, Seniorchef der Bommerholzer Baumschule, und Mitarbeiterin Natalie Rembges schützen den Wurzelballen eines Amberbaums mit Noppenfolie vor der Kälte.
Roman Senekovic, Seniorchef der Bommerholzer Baumschule, und Mitarbeiterin Natalie Rembges schützen den Wurzelballen eines Amberbaums mit Noppenfolie vor der Kälte. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Und Schnecken, die den Salat anknabbern, gibt’s im Winter ja eh nicht – mangels Gemüse im Garten. Eine Tendenz zum Nutzgarten, die gäbe es zwar durchaus, sagt Lina Senekovic. Aber im Winter „wo nicht viel mit Gemüse ist“, legen die Kunden vor allem Wert darauf, dass der Garten optisch etwas hermacht. Auch hier kann der Kleingärtner nachhaltig handeln.

Heimische Sträucher wie Schlehe, Hartriegel, Pfaffenhütchen, Kornelkirsche und Felsenbirne machen im Winter etwas her. Gleichzeitig helfen sie Vögeln, die in den Ästen nisten und die Beeren der Gewächse fressen können. Auch dafür sei jetzt die perfekte Zeit zum Pflanzen.

Obstbäume, vor allem heimische alte Apfelsorten wie Kaiser Wilhelm und Prinz Albrecht, leisten einen Beitrag für die Nachhaltigkeit. „Es muss ein Umdenken stattfinden: Klar sehen gespritzte Pflanzen besser aus. Aber wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass auch ihre Qualität besser ist“, sagt Lena Senekovic. Denn der Trend unter Gartenliebhabern heißt jetzt: zurück zur Natur. Und die könne sich gerade jetzt im Winter erholen und neue Kraft für die wärmere Jahreszeit tanken.