Witten. Die 180 Wittener Container-Standorte werden gepflastert und eingezäunt – in der Hoffnung, dass dies Bürger davon abhält, Müll daneben zu stellen.
Das Konsumverhalten der Wittener hinterlässt Spuren: Wer viel online kauft und sich nach Hause liefern lässt, stopft häufiger einen Leerkarton in einen Altpapiercontainer. Obwohl manche der 180 Wittener Containerstandorte teilweise täglich geleert werden, stellen immer wieder Bürger ihren Müll einfach neben die Metallbehälter. Stadt und AHE wollen dies nun ändern, indem sie Vorbild sind. Nach und nach werden die Standorte umgebaut, denn „wo kein Müll rumliegt, kommt kein neuer hinzu“, sagt Wittens Abfallchef Thomas Bodang.
Seit den 1990er Jahren stehen Glas- und Papiercontainer in Witten, erinnert er sich. Für jeweils 500 Einwohner wurde ein Standplatz installiert, so kamen 180 Stück über die Jahre zusammen. 50 Container stehen an Straßen oder in Parkbuchten. 130 aber einfach irgendwo, teilweise im Matsch, an abschüssigen, zugewucherten Stellen. Schnell sah es noch schlimmer aus, weil Müll – von Plastik bis Rasenschnitt – einfach daneben gekippt wurde. Bald soll sich niemand mehr die Schuhe verschmutzen, wenn er seine leeren Weinflaschen, Marmeladengläser, alte Kleidung oder den Stapel Zeitungen entsorgen will.
Jeder Stellplatz kostet 15.000 Euro
Zunächst hatten vor zwei Jahren AHE und Stadt alle 600 Container mit Spruchblasen beklebt, die Müllsünder rüffeln. Nun werden die Standorte geebnet, gepflastert und eingezäunt – damit Papier, falls es doch mal neben dem Container landet, nicht in der Gegend herumflattert. Sechs Plätze sind bereits fertig oder noch in der Bauphase: an der Bachstraße, auf dem Sonnenschein, an der Ardeystraße (Höhe ev. Kirche), im Steinbachtal und auf dem Steinhügel sowie am Waldparkplatz Herdecker Straße.
10.000 Euro ins Altpapier geworfen
Die Papier- und Glascontainer sind fest verschlossen. Wenn man versehentlich etwas Wichtiges, wie das Portemonnaie, Geld oder das Handy hineinwirft, kann man es nicht hinausangeln. Was tun? „Auf jedem Container steht eine Notrufnummer der AHE oder der Stadt“, sagt Johannes Einig, AHE-Geschäftsführer. „Wenn man sich schnell meldet, hat man eine reelle Chance, etwas wiederzufinden.“ Denn die Container kann man vor Ort durch einen Mitarbeiter öffnen lassen. Wurde ein Altpapiercontainer bereits geleert, befindet sich sein Inhalt schon im Müllfahrzeug oder auf dem Firmengelände, ist dies quasi unmöglich.
Skurrilster Fall: Im letzten Jahr hat eine Wittenerin ihre Brieftasche mit 10.000 Euro ins Altpapier geworfen. Die AHE hat nach ihrem Notruf den Container in ein leeres Fahrzeug gekippt. Die Frau – und ihre gesamte Familie – haben über vier Stunden lang den Inhalt durchwühlt. „Und sie haben die 10.000 Euro wiedergefunden“, so Johannes Einig.
Für die Stadt haben Azubis des Tiefbau- und Grünflächenamtes diese Aufgabe übernommen. Der Entsorgungsbetrieb AHE hat ein Bauunternehmen beauftragt. Pro Stellplatz investiert das Unternehmen etwa 15.000 Euro. „Allein hätte die Stadt diese Maßnahme nicht stemmen können“, lobt Betriebsamtsleiter Thomas Bodang die freiwillige Leistung der AHE. „Dass die Standplätze nicht schön anzusehen sind, ist ja seit Jahren bekannt.“ Und: In Zeiten des Online-Handels werden die Papiercontainer mehr genutzt denn je.
Illegal entsorgter Müll kostet
„Unser Ziel ist es, dass Witten sauberer wird“, betont Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Die Stadt solle Vorbild sein, mit ordentlich aussehenden Container-Standorten. „Es kostet uns unendlich viel Geld, den illegal entsorgten Müll nachträglich einzusammeln.“
Stadtverwaltung und Entsorgungsunternehmen haben sich deswegen zu einem Arbeitskreis „Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung“ zusammengeschlossen. Vor allem setzen sie auf Information und zwar schon bei den Kleinsten. Leidemann verteilt regelmäßig Urkunden für Pflegepatenschaften. Dabei lernen die Kinder nicht nur in der Kita das Mülltrennen, sie halten auch die Umgebung sauber. Johannes Einig weiß von 60 Führungen, bei denen allein im letzten Jahr Wittener Kitagruppen und Schulklassen durch die Vergärungsanlage im Bebbelsdorf geführt wurden.
Die Wertstofftrennung beherzigen die Wittener ziemlich gut, lobt AHE-Chef Einig. Dagegen könnte die Trennung von Bio- und Restmüll besser sein. Obwohl es die Biotonnen seit 1996 gibt, wissen gerade ältere Leute oft nichts damit anzufangen. „Aber es ist ja auch schneller zu verstehen, dass aus einem alten Glas ein neues wird, als dass der Biomüll benötigt wird, um Energie zu produzieren.“