Witten. Sie kommen aus Witten, Hattingen, Bochum und Herne und waren Top-Azubis. Jetzt wurden die „Stars der Ausbildung“ von der IHK im Saalbau geehrt.
Bei den „Stars der Ausbildung“ hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) im Saalbau 115 Azubis geehrt, die ihre Abschlussprüfungen mit Bestnoten bestanden haben. Darunter auch ein couragierter Ersthelfer, der in der Not die Nerven behalten hat.
Es war Sebastian Graffunders erster Arbeitstag nach seinem Urlaub, erzählter. „Auf einmal kam ein Kollege hineingestürmt und meinte, dass wer umgekippt sei.“ Ein Herzinfarkt war die Ursache. Im Betrieb wussten sie, dass Graffunder Ersthelfer ist. Und der Azubi behielt den Überblick, als er das Blut an der Wand und seinen Kollegen daneben liegen sah.
Der „Azubi des Jahres“ heißt Sebastian Graffunder
Er beruhigte die anderen und leistete Erste Hilfe. Mittlerweile kann Graffunders Kollege wieder normal arbeiten. „Ohne sein schnelles Eingreifen wäre das heute nicht möglich“, sagt Katja Fox von der IHK, die die Preisverleihung moderierte. Die IHK ehrte Graffunder als „Azubi des Jahres“. Er war nicht der einzige junge Mensch, der am Mittwoch im Saalbau ausgezeichnet wurde. 115 Azubis aus Witten, Bochum, Herne und Hattingen rollte die IHK an diesem Abend den blauen Teppich aus. In Abendgarderobe und unter Applaus schreiten die „Sehr gut“-Absolventen auf die Bühne, untermalt von Andreas Bouranis Feier-Hymne „Auf uns“.
Für Marius Dolata ging die Ausbildung als Elektroniker für Betriebstechnik bei den Stadtwerken Bochum sehr schnell vorbei. Um ein halbes Jahr hat der 21-Jährige die Regelzeit verkürzt. Nun hält er die „Stern“-Skulptur in der Hand. Allerdings ist er unsicher, ob er schon mit seinem Kollegen feiern will: „Vielleicht warte ich noch ein halbes Jahr, bis sie auch fertig sind.“ Ein Selbstläufer waren die Lehrjahre jedoch nicht für alle. Antonia Kirschbaum entschied sich für ein Berufsbild, das männlich geprägt ist: Sie wurde Industriemechanikerin. Als sie bei der Wittener Firma J.D. Neuhaus antrat, war Kirchbaum die einzige Frau. „Man muss sich manchmal ein paar Töne anhören, aber das kriegt man hin“, sagt sie. Bis sie von den männlichen Kollegen endlich als gleichwertig anerkannt wurde.
Marcel Amme erhielt mit 36 sein Abschlusszeugnis
Ali Asghar Hosseini kam erst 2015 mit seiner Freundin aus Afghanistan nach Deutschland. Ohne Kontakte, ohne Deutschkenntnisse. „Aber ich wollte irgendwas im Technikbereich machen“, erinnert sich der 26-Jährige. Beim Wittener Unternehmen Gloria bekam er damals ein Praktikum. Dann wurde Hosseini dort Fachkraft für Metalltechnik. „Es war nicht meine Erwartung, aber es hat alles geklappt“, so sein Fazit.
Marcel Amme erhielt dagegen erst mit 36 Jahren sein Abschlusszeugnis. Er ist jetzt Kaufmann im Gesundheitswesen, im Katholischen Klinikum Bochum, wo Amme bereits seit 19 Jahren tätig ist. „Schon während meiner Schulzeit habe ich dort gearbeitet“, erinnert er sich. Während seiner Studienzeit saß er schließlich an der Pforte. Und wollte gar nicht erst weg. „Dem Krankenhaus bin ich immer verbunden geblieben.“ Feiern will er an diesem Abend jedoch noch nicht. Denn seine Freundin hat noch Spätschicht – im gleichen Krankenhaus. Außerdem steht für Amme die nächste Ehrung an: als bester Azubi aus NRW.
>>> IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé ehrt „Azubi des Jahres“
Im Saalbau zeichnete die IHK auch die Gantner Electronic GmbH aus Bochum als „Ausbildungsbetrieb des Jahres“ aus. Dem „Azubi des Jahres“, Sebastian Graffunder, überreichte der Wittener Unternehmer und IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé seinen „Stern“.
Sebastian Graffunder, der seine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik bei der Ernst Wagener Hydraulikteile GmbH in Bochum absolvierte, war Ersthelfer in seinem Betrieb.
Die Gantner Electronic GmbH gehört zu einer in Österreich angesiedelten Unternehmensgruppe, in der Ausbildung einen hohen Stellenwert genießt.