Witten. Das Sportgericht entscheidet am 10. Oktober über die Folgen der Massenschlägerei. Derweil üben sich die beteiligten Wittener Vereine in Harmonie.
Die erschreckenden Auswüchse beim B-Jugendspiel zwischen dem FSV Witten und der JSG Herbede/Heven werden die Beteiligten noch länger beschäftigen. Mehrfach haben sie die Massenschlägerei im Wullenstadion bereits in Gesprächen analysiert. Am Mittwoch (9. Oktober) wird das Kreisjugendsportgericht in Bochum über die Konsequenzen entscheiden – ob Spieler oder Trainer gesperrt oder Ordnungsgelder verhängt werden.
„Bei den Gesprächen am vergangenen Dienstag und Donnerstag ging es nicht um Schuldzuweisungen“, so Rene Schrader, Vorsitzender des Kreisjugendausschusses. Alle seien sich einig: „So etwas darf nicht passieren.“ Deshalb habe man versucht, das Geschehen zu analysieren. Ein Ergebnis: „Da schwelt außerhalb des Platzes nichts zwischen den Vereinen. Alle ziehen an einem Strang.“ Man habe den Jugendleitern deshalb einige Vorschläge gemacht, wie es dennoch besser laufen kann.
FSV Witten möchte der Jugendmannschaft ein Deeskalationstraining anbieten
„Unsererseits werden wir ein Deeskalationstraining machen, um in Zukunft in solchen Situationen mehr Ruhe zu bewahren“, sagt etwa Steven Berchtold, Jugendleiter des FSV Witten. In der Mannschaft seien so viele Kinder mit unterschiedlichem Hintergrund. „Auch der Trainer kann nicht in jeden reingucken.“
Vor allem haben die Trainer der Jugendmannschaften auf Kreisebene in der Regel keine besonderen pädagogischen Kenntnisse. „Jeder kann das ehrenamtlich machen“, sagt Rene Schrader. Weil es nicht allzu viele gibt, die es tatsächlich tun, sei man froh um jedes Engagement. Oft würden Väter von Spielerkindern die jungen Leute trainieren oder Spieler aus den Herrenmannschaften. „Vorgaben gibt es erst ab der Bezirksliga.“
Trainer sollen sich persönlich kennenlernen
Wer in der Kreisliga Kinder und Jugendliche trainiert, müsse keine Lizenz und kein Führungszeugnis vorlegen. „Wir bieten allerdings viele kostenlose Qualifizierungsmaßnahmen an.“ Die nächste startet in den Herbstferien. Auch der Erwerb von C-Lizenzen, die normalerweise über 200 Euro kosten, würden den Vereinen für etwa 70 Euro angeboten. „Ob sie es nutzen, ist deren Sache.“
Weitere Ergebnisse der Gespräche: Trainer der verschiedenen Vereine sollen sich persönlich kennenlernen, damit sich mögliche Feindbilder gar nicht erst entwickeln. „Außerdem wurde überlegt, einen gemeinsamen Spieltag zu organisieren“, sagt FSV-Jugendleiter Steven Berchtold. Damit wolle man ein Zeichen setzen. „Es geht schließlich um das Image des Wittener Fußballs.“
„Es tut uns allen unheimlich leid“
„Das sowas nochmal passiert, will keiner“, sagt auch Daniela Kortengräber, Jugendleiterin des SV Herbede. „Es tut uns allen unheimlich leid“, erklärt sie stellvertretend für die beteiligten Jugendabteilungen. Egal wie das Sportgericht entscheide: „Es wird Maßnahmen bei uns geben.“ Gespräche, vor allem auch mit den Eltern, stünden an erster Stelle. Sportliche Rivalität sei das eine, aber fair müsse man bleiben.
Zur Verhandlung vor dem Sportgericht am Mittwoch seien laut Aussage eines Beteiligten zwölf Personen und die Verantwortlichen der Jugendabteilungen geladen. Kreisjugendausschuss-Vorsitzender Schrader hatte es bereits als „glückliche Fügung“ bezeichnet, dass ein vierter Offizieller quasi als neutrale Person das Spiel beobachtet hatte. Christian Müller, der auch Mitglied des Kreisjugendausschusses ist, hatte den jungen Schiedsrichter Louis Warda (17) während des Spiels betreut. Sein Sonderbericht vor allem soll Klarheit in die Angelegenheit und die vielen, bislang sehr gegensätzlichen Aussagen bringen.
TuS-Heven-Jugendleiter Manfred Knapp jedenfalls sehnt kommenden Mittwoch herbei. „Dann wird die Wahrheit ans Licht kommen. Dann werden die Schuldigen gefunden.“ Wer solch einen Mist mache, der solle auch dafür geradestehen. „Wir werden keinen in Schutz nehmen.“